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Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Titel: Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen
Autoren: Dan Shocker
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sie
diese Besuche eingestellt. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund. Sie
konnten die Wände ver- und entsiegeln, so wie ich es im Lauf
langer Forschungsarbeit wieder erlernt habe. Wir sind in diesen
Minuten nicht die hundert oder zweihundert Schritte von der Klinik
entfernt, die wir offiziell getan haben. In Wirklichkeit haben wir
Lichtjahre hinter uns gebracht.«
    »Henry!«
    »Es ist so, wie ich dir sage, Ken. Jede Höhle befindet
sich auf einer anderen Welt. Es sind sogenannte Zwischenstationen,
die brach liegen, aber selbst jetzt nach Jahrtausenden noch
funktionieren. Urkräfte des Kosmos werden freigesetzt, Raum und
Zeit schrumpfen zusammen… ist das nicht herrlich?«
    »Herrlich? Es ist – erschreckend, Henry!«
    Kenneth Herold wirkte bleich. Blutleer waren seine Lippen, und
seine Augen befanden sich in ständiger Bewegung. Er sah,
daß sein Bruder massive Wände in bestimmter
Bewegungsanordnung berührte und daß diese massiven
Wände dann nicht mehr als ein unüberwindliches Mauerwerk
vor ihnen aufragten.
    Sie wurden zu durchsichtigem, klarem Nebel.
    Dann kam die letzte Mauer, die letzte ›Zwischenstation‹,
wie Henry sie bezeichnete.
    »Verhalte dich ganz still, nachdem wir das letzte Hindernis
überwunden haben«, wisperte der Doktor seinem Bruder zu.
»Halte dich vor allen Dingen auch stets dicht hinter mir, Ken!
Ich habe noch keine Erfahrung mit den Grauen. Ich weiß nicht,
ob sie uns freundlich oder feindlich gesinnt sein werden. In der
Vergangenheit, als ich die Wände zwar durchsichtig aber nicht
durchlässig bekam, habe ich des öfteren Graue vor mir
gesehen. Sie müssen mich ebenso wahrgenommen haben wie ich sie.
Aber sie haben sich nie bewegt. Sie waren starr wie gewachsener Fels.
Heute nun, knapp vor einer Stunde, habe ich sie lebendig gesehen. Sie
sind Kolosse gegen uns, aber sie bewegen sich gleitend und mit einer
Leichtigkeit wie ein Wal das Meer durchpflügt. Ich muß
einfach darüber sprechen, mein Herz ist voll, übervoll,
Ken. Noch eine Bitte, Ken: Berühre bitte nicht die Felder! Jedes
einzelne Symbol, jede Hieroglyphe ist von Bedeutung. Sie dürfen
nur nach einem ganz bestimmten Schema und nur ein einziges Mal
berührt werden. Der innere Zusammenhang der gegen- und
miteinander wirksam werdenden Kräfte muß gewahrt bleiben,
verstehst du?«
    Kenneth Herold nickte. Er verstand nichts, nahm die Dinge einfach
hin und blieb in der Nähe seines Bruder, der das letzte
Hindernis zu den grauen Riesen durchlässig machte. Daß er
hierbei weniger Erfahrung hatte, bewies die Tatsache, daß er
das System der zu berührenden Symbolflächen von seinem
Handzettel ablesen mußte.
    Die massive Struktur der Felswand schwand. Aufmerksam ließ
Henry Herold den Blick über die Wand streifen, als wolle er sich
erst vergewissern, daß niemand und nichts ihnen gefährlich
werden konnte.
    Dann trat er einen Schritt vor.
    Er tauchte ein in das nebelhafte Gebilde, hinter dem sich fern und
verlockend ein orangefarbener Himmel ausbreitete.
    Kenneth Herold wollte umgehend folgen, als er an seiner Seite eine
schattenhafte Bewegung registrierte.
    Ein Schatten?
    Da war jemand…
    Er warf den Kopf herum und sah den Schatten, der im gleichen
Augenblick auf ihn zustieß und ihn berührte.
    Kenneth Herold riß instinktiv in Abwehr die Hände hoch.
Die eine Hand ging gegen die Felswand und verdeckte eine
Zehntelsekunde lang eines der Symbole.
    Henry Herold merkte im gleichen Augenblick den ungeheuren Druck,
der sich auf seine Brust legte und ihm die Luft raubte.
    Die Felswand! Die entmaterialisierten Stoffe formierten sich
wieder! Sie wurden – massiv!
    Er warf sich förmlich nach vorn und hatte das Gefühl,
sich gegen eine gallertartige Masse zur Wehr setzen zu müssen,
die ihn wie ein amorphes Wesen umfloß!
    In seiner Panik stemmte er sich gegen den fester werdenden Brei,
um nicht eingeschlossen zu werden.
    Dabei öffnete er die Hände, und der Zettel entfiel ihm.
Er wurde eingeschlossen von dem klebrigen Schleim, den er gerade noch
verlassen konnte, ehe die Wand wieder steinhart war.
    Henry Herolds Herz schlug wie rasend. Schweiß perlte auf
seinem bleichen Gesicht. Verzweifelt tastete er die lauwarme,
undurchlässige Wand ab.
    »Ken?!« murmelte er entsetzt. »Hallo, Ken, kannst
du mich hören?«
    Kenneth Herold konnte nicht.
    Er befand sich auf der anderen Seite der Wand und nicht nur ein
Schritt, sondern Lichtjahre trennten sie voneinander.
    Der Anwalt starrte mit fiebrig glänzenden Augen auf die Wand
vor sich, die
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