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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland
Autoren: Dan Shocker
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verstand Frazer kaum noch. Er mußte sich
tief hinabbeugen. Sein rechtes Ohr berührte fast Hopkins Lippen
und vernahm das Flüstern des Sterbenden.
    »Sandy – ist Philipe, Earl of Manon-Castle,
Inspektor…«
     
    *
     
    »… aus der Welt der Unsichtbaren kann er so sichtbar
werden. Sein eigener Körper selbst… ist zerstört, nur
noch eine Ansammlung wimmelnden Fleisches… mit Sandys Tod retten
Sie mir möglicherweise die Ewigkeit… denn ich bin auf
Gedeih und Verderb mit Philipe, Earl of Manon-Castle,
verbunden.«
    Dann war es zu Ende.
    Frazer drückte dem Toten die Augen zu.
    Wie der gesagt hatte, befand sich in der Tat unter seinem
Gürtel eine kleine, offenbar für ihn persönlich
geschmiedete Pistole. Sie selbst bestand aus reinem Silber, und in
dem Magazin befanden sich tatsächlich drei aus Silber gegossene
Kugeln.
    Inspektor Frazer nahm die Waffe an sich, atmete tief durch und
verließ dann die Schlucht, in der es zwei Tote gegeben
hatte.
    Sein Ziel war heute zum zweitenmal das Manon-Castle.
     
    *
     
    »Er lügt!« stieß Katja Manstein hervor.
»Er will Sie gegen mich aufhetzen und verhindern, daß Sie
die Wahrheit erkennen, Mirakel! Schon die erste Kontaktaufnahme wurde
durch ihn verfälscht. Ich kann mich nicht mehr genau daran
erinnern, was ich Ihnen auf geistigem Weg über eine Entfernung
von fast tausend Meilen hinweg alles mitteilen wollte. Ich war
völlig verausgabt… er hat mich geschwächt, und er hat
vor allen Dingen wohl auch nicht damit gerechnet, daß es mir
gelingt, als körperhaftes Wesen hier aus dem Geisterbereich eine
Verbindung zu Ihnen herzustellen, der Sie nicht telepathisch
veranlagt sind. Um so mehr Energie mußte ich aufwenden. Lassen
Sie ihn links liegen… er kann Ihnen nichts anhaben… noch
nicht. Vorerst weiß er nichts mit Ihrem Eindringen hier
anzufangen, aber wenn die Wissenden der Finsternis einen Weg finden,
werden Sie alles daransetzen, um…«
    »Wo ist der See?« fiel Mirakel ihr ins Wort und schenkte
vollen Glauben.
    »Du wirst ihn nicht finden!« höhnte es über
pechschwarze Lippen. Das widerlich aussehende, einst menschliche
Etwas, richtete sich auf dem steinernen Thron auf. »Du wirst
verglühen wie ein Meteorit, der in die Lufthülle eines
Planeten eintritt.«
    Die Stimme des Veränderten übertönte die schaurigen
Gesänge und die gespenstische Musik.
    Hier war Philipe, Earl of Manon-Castle, in seinem Geisterreich der
Herr. Hier wurde er verehrt. Alle, die durch seine unsichtbare Hand
ermordet worden waren, dienten ihm wie die Sklaven, und verehrten ihn
als Gott.
    Sowohl die, die vor langer Zeit starben und deren Seelen ruhelos
durch die verfluchten Gemäuer des Castle spukten als auch
diejenigen, die erst kürzlich der mordenden Hand zum Opfer
fielen, lagen auf den Knien. Die Geister in dieser farbendurchwebten
Halle waren Menschen – aber sie bedienten sich Lauten und
Worten, die sie erst hier gelernt hatten. Und mit diesen Lauten
beschworen sie eine Atmosphäre herauf, die körperliches
Unbehagen verbreitete und die offenbar dazu angetan sein sollte, ihn
die Flucht ergreifen oder vergessen zu lassen, was er im Sinn
führte und worauf das Medium ihn erst aufmerksam machte.
    Mirakel aber floh nicht einfach ins Ungewisse.
    Er dachte an den See, wie Katja Manstein ihn in der letzten Nacht
im Hause Dr. Felkmanns in Königstein beschrieben hatte.
    Der Gedanke genügte, um hier im Reich der Geister jenen Ort
zu erreichen, ohne sich der Bewegung bewußt zu werden, die
dabei stattfand.
    Es verschwanden der Thron und der Unheimliche, es verschwanden der
Totempfahl, an dem Katja Manstein vorhin noch gefesselt war und die
lodernden Feuer, die ihren Körper aufzehren sollten.
    Er sah den See vor sich. Er war kreisrund, und sein Wasser war
schwarz wie die Nacht, schimmerte nicht und bewegte sich nicht.
    »Spring hinein!«
    Konnte er den Worten Katja Mansteins Glauben schenken?
    Zu verlieren hatte er nichts. Er hatte seinen Körper
verloren, und alles, was er bis jetzt erlebt und gesehen hatte,
schien eindeutig dafür zu sprechen, daß Katja Manstein die
volle Wahrheit sagte.
    »Du kannst ihr vertrauen«, sagte da eine andere Stimme
neben ihm.
    Ein fremder Mann tauchte wie durch Spuk an seiner Seite auf. Der
Fremde trug einen dunklen Anzug, einen Zweireiher. In der Rechten
hielt er lässig einen Spazierstock.
    »Ich kann es als einziger hier erkennen, daß sie nicht
lügt«, fuhr James Muligan fort. »Ich bin aus freien
Stücken hier, frei in dem Sinn, daß ich
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