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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland
Autoren: Dan Shocker
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meinen Tod
freiwillig vollzog in der Absicht, das Geheimnis des Earl of
Manon-Castle zu ergründen. Ich bediente mich sowohl einiger
Zwing- als auch einer Anzahl von Schutzformeln, um das zu erreichen,
was ich erreicht habe. Für fünfundzwanzig Jahre kann ich
mich unter den Geistern Philipes bewegen, ohne selbst gezwungen zu
sein, hier zu bleiben. Es ist mir gelungen, mein Geheimnis zu wahren.
Nach meiner Rückkehr in meine Welt werde ich sensationelle
Enthüllungen zu machen haben. Hier bin ich Geist – dort
werde ich wieder Fleisch und Blut sein und die Formeln noch besser
ausnutzen können, die die finsteren Mächte bannen, die sie
in Ketten legen…«
    »Noch ist die Zeit der Prüfung nicht abgelaufen«,
dröhnte die Stimme des Unheimlichen hinter ihnen. Die bebenden
Nebel teilten sich. »Noch diesen Tag, noch diese Nacht haben
wir, James Muligan…«
    »Ich habe mich fast auf den Tag genau fünfundzwanzig
Jahre vor euch geschützt. Da sollte es mir auch gelingen, noch
eine weitere Nacht durchzustehen.«
    »In einer Nacht, James Muligan, kann viel
passieren.«
    »Spring! Lassen Sie sich nicht aufhalten! Um so eher wird das
Grauen beseitigt. Glauben Sie mir!«
    Von allen Seiten strömten die Geister herbei und bildeten
einen großen Kreis um Mirakel, James Muligan und Katja
Manstein.
    »Du wirst es bereuen!« Der Unheimliche grinste kalt und
überheblich, und die Tatsache seiner permanenten Anwesenheit
wirkte sich irritierend und lähmend auf Morell aus.
    Da machte er einen schnellen Schritt nach vorn. Er breitete die
Arme aus und stieß sich ab. Leicht und schnell schwebte sein
Körper durch die Luft und tauchte ein in das schwarze, glanzlose
Wasser…
    Wollte eintauchen!
    Seine Fingerspitzen, von Dyktenkraft durchströmt,
berührten die kalte, bewegungslose Oberfläche. Die
riß im gleichen Moment in der Mitte auseinander wie ein
hauchdünnes, sehr straff gespanntes Seidenpapier.
    Bis hierher stimmten die Bilder fast überein mit den
Beobachtungen, die Katja Mansteins präkognitiven Sinne empfangen
und an ihn oder durch Gedankenfotografie an die Polaroid-Kameras
weitergegeben hatte.
    Aber dann war alles anders.
    Er stürzte hinein ins Chaos und das absolute Grauen –
und es war alles ganz anders, als Katja Manstein gesehen hatte.
     
    *
     
    Die Wasserfläche teilte sich – und dahinter begann die
Weite des Universums.
    Furchtbare Stimmen, haarsträubendes Kreischen und Jammern und
hektisch auseinanderfliegende Schatten stürzten über ihn
her, hüllten ihn sekundenlang ein, und er schlug um sich, als
müsse er sich gegen sie zur Wehr setzen.
    Ein Gestank schlug ihm entgegen, als hätte er den Deckel zu
einer Kloake geöffnet.
    Der Sturm aus der Tiefe des Alls brüllte los, fegte zwischen
die Schatten und den Gestank und trieb alles durcheinander. Frische,
klare Luft!
    Für den Bruchteil einer Sekunde bildeten sich hinter den
davonstürmenden Schattenteilen, hinter den ächzenden,
verwehenden Stimmen, die ihm zuerst das Grauen entgegenbrüllten,
gigantische, den ganzen Kosmos einnehmende Gesichter.
    Schreckliche Fratzen, die ineinander verliefen, als ob ein Film
rasend schnell vor ihm ablaufe…
    Er konnte die Details in diesen atemberaubenden Antlitzen nicht
erkennen. Und das war gut so! Ihm gegenüber, der das Tor
aufgestoßen hatte und die diesseitige Luft in ein Reich
strömen ließ, in das nie ein Mensch geblickt hatte,
konnten sich die Schreckensbilder nicht halten.
    Er hätte als Sterblicher auch ihren Anblick nicht ertragen.
Auf der Stelle hätten sie ihn getötet und seine Seele
aufgezehrt…
    Tausend Gesichter im Bruchteil einer Sekunde…
    Das Antlitz Rha-Ta-N’mys – das Molochos’, ihres
ergebenen Dieners – das Shab-Sodds, das Utoshs-Meloshs-Orshs
– das des Irren Nh’or-Thruu? Und viele andere, deren Namen
er nie gehört hatte? Sie waren alle hier versammelt? Waren hier
zu Hause? Sie alle – waren eins?
    Sturm umbrauste ihn.
    Aber der Sturm konnte ihm nichts anhaben. Wie ein Fels in der
Brandung – so stand er da, als der große Auszug der
Geister begann.
    Sie strömten an ihm vorüber, als würde ein
gewaltiger Sog sie alle aus der Halle dort unten emporziehen.
    Die Bilder, die Katja Manstein letzte Nacht beschwor, jetzt
glichen sich die Ereignisse ihnen wieder an.
    Statt des Grauens, das eben noch hinter dem verschlossenen Tor
hauste, fühlte er Glück und Erleichterung.
    Zahllose Stimmen gleichzeitig wisperten in ihm. Alle diejenigen,
die hier in den Bann und in die mordenden Hände
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