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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland
Autoren: Dan Shocker
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weit
von ihm entfernt war. Hier in der Halle waren die Gesetze der
Wirklichkeit aufgehoben, nah und fern gab es nicht, wie es oben und
unten im Weltall nicht gab.
    Er sah eine attraktive junge Frau mit platinblondem Haar, das kurz
geschnitten war. An ihrer Seite befand sich ein erfolgreich
aussehender, dunkelhaariger Mann, Managertyp. Das war Andrew
O’Hara. Mirakel wußte nichts von ihrem Schicksal.
    Er dachte an Katja Manstein.
    Da ereignete sich etwas Merkwürdiges.
    Er sah sie plötzlich vor sich. Gedanken genügten hier im
Reich der Toten, um diejenigen zu rufen, mit denen man Kontakt haben
wollte, die man zu sehen hoffte.
    Katja Manstein stand an einem dämonenfratzigen,
totempfahlähnlichen Gebilde, das sich am Fuß eines
mächtigen, steinernen Throns befand, der von dunklen
Nebelschleiern umhüllt war.
    Das Medium war mit groben Fesseln an den Pfahl gebunden, und zu
seinen Füßen begannen kleine Flammen zu züngeln.
    Da begriff Mirakel, daß nicht Katja Manstein zu ihm gekommen
war, sondern daß seine Gedanken ihn zu ihr getragen hatten.
    »Katja!« entfuhr es ihm. »Was hat man mit Ihnen
gemacht!«
    Er machte sofort einen Schritt nach vorn, um die groben, tief in
ihr Fleisch einschneidenden Fesseln von ihrem Körper zu
lösen.
    »Nicht!« rief sie ihm dazu. »Verlieren Sie keine
Zeit! Mir kann niemand mehr helfen. Helfen Sie sich selbst und den
andern, die unter dem Fluch leiden und an diesen verfluchten Ort
gekettet sind. Mich hat man entführt und mit Fleisch und Blut
hier an diesen Ort gebracht. Der hier uneingeschränkt herrscht,
wollte verhindern, daß ich das mitteile, was ich gesehen und
gehört hatte. Ich bin froh, daß es mir gelungen ist, aus
diesem verfluchten Reich heraus Kontakt zu finden zu dem, der sich
auf mich konzentrierte…«
    »Es war Zufall! Damit ist das schließlich doch
eingetreten, was der Earl of Manon-Castle verhindern wollte:
daß du den ›See der Wahrheit‹ zu sehen
bekommst.«
    Die Feuerzungen unter Katja Mansteins Füßen wurden
höher. In das Knistern und Prasseln der steil aufsteigenden
Flammen, die plötzlich emporschossen, mischte sich der
unheilige, abstoßende Gesang und die disharmonische Musik, die
von Instrumenten kam, die nie auf der Erde gespielt worden waren.
    »Durch meine Entführung wollten Sie deine Ankunft
verhindern. Aber das ist den Geistern der Finsternis nicht gelungen,
über die Philipe, Earl of Manon-Castle herrscht! Der ›See
der Wahrheit‹, den ich sah und den ich Ihnen beschrieb, ist wie
ein Tor, durch das sie kamen, und das wieder geöffnet werden
kann, damit die verschwinden, die widerrechtlich die Seelen hier
bannen. Die Geister Molochos’, die ich gesehen habe, werden wie
eine Insektenplage über die Welt kommen. Das hier ist ein
solcher Spalt, durch den sie kriechen. Verschließen Sie diesen
Spalt! Der Spuk von Manon-Castle ist damit im gleichen Augenblick
gebannt, und Leben und Tod wird für den Herrn im Geisterland
eines sein…«
    Da hüllten die Flammen das Medium ein.
    Mirakel konnte die Dinge nicht einfach so hinnehmen.
    Katja Manstein wollte sich opfern! Sie war kein Geist. Eine
schreckliche Strafe hatte man für sie ausersehen, die in diesen
Sekunden ihren Abschluß finden sollte. Wo die Geister hausten,
war ihr Leib entführt worden, und bei lebendigem Leib sollte sie
hier verbrannt werden wie eine Hexe, weil sie Bilder und Dinge
gesehen hatte, die einem Sterblichen verborgen bleiben
mußten.
    Das konnte er nicht zulassen!
    Weniger als eine Hundertstelsekunde brauchte er für diese
Überlegungen. Da flog er auch schon nach vorn.
    Er passierte den Feuervorhang so schnell, daß menschliche
Augen die Bewegung kaum mitbekamen.
    Ebenso schnell bewegten sich seine Finger, welche die Fesseln
lösten.
    Und noch ehe die prasselnden, lodernden Flammen Katja Mansteins
Körper leckten, lag sie schon in Mirakels Armen.
    Sie besaß für ihn keine feste Substanz. Seine Finger
drangen ein in ihren Körper, weil er ein Geist war. Aber sie
spürte das nicht, nahm es nicht mal wahr.
    In den Gesang der Geistermusik und der Geisterstimmen mischte sich
hohles Lachen.
    »Narren! Glaubt ihr wirklich, hier in meinem Reich etwas
erreichen zu können? Du glaubst ihr wirklich all das, was sie
dir gesagt hat, Fremder? Nichts von alledem ist wahr! In Shab-Sodds
Namen, der Molochos’ über die Maßen liebt: du bist
verloren wie auch sie verloren ist. Der ›See der Wahrheit‹
wird dich verschlingen wie der Rachen eines Ungetüms.«
    Die dunklen Nebelschleier
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