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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland
Autoren: Dan Shocker
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unzugänglichen Schlucht
bildete.
    Frazer und sein Assistent sahen sich das herausgebrochene
Geröll gut an.
    Plötzlich stutzte der Inspektor. »Schau dir das an,
Dave«, sagte er ernst.
    Er hielt dem Begleiter einen Felsbrocken unter die Nase, an dem
sich dunkelblaue Lacksplitter befanden.
    »Das gibt es doch nicht!« entfuhr es Dave.
    »Wie du siehst, gibt es das doch.«
    Sie fanden noch mehr.
    Zwischen den Steinen lagen Glassplitter, die eindeutig von
geriffelten Autoscheinwerfern stammten.
    »Wie kommt das wohl hierher in die Berge?« murmelte
Frazer tonlos. Sein scharf geschnittenes Gesicht wirkte nun erst
recht wie aus Stein gemeißelt. »Da wird doch kein
Umweltschmutzfink auf die Idee kommen und hier einen
Schrottabladeplatz eröffnen, wie?«
    Er blickte die Steilwand nach oben, ging dann so dicht wie
möglich am Kraterrand entlang und starrte in das stille, dunkle
Wasser.
    Minutenlang stand er davor und rührte sich nicht vom
Fleck.
    Dann stieß er hörbar die Luft aus der Nase. »Es
ist unfaßbar, unglaublich, aber der Anrufer hatte recht. Komm
doch mal her, Dave!«
    Der Gerufene stellte sich neben den Inspektor.
    »Du mußt den Kopf ein wenig schräg halten. Dann
siehst du’s vielleicht. Die Sonne bringt es an den
Tag.«
    Genauso war es.
    Das Licht der hochstehenden Sonne lag über dem stillen
Bergsee. Darin schimmerte es – wie Chrom. Und darüber
– dunkelrot.
    Die Karosserie eines der Fahrzeuge!
    Dave wurde blaß.
    »Was sollen wir jetzt tun, Inspektor?«
    »Uns Gewißheit verschaffen, Dave. Du fährst nach
Blairgrownie und forderst einen Froschmann an. Wir müssen
wissen, was es da auf dem Grund des Sees wirklich gibt.«
    »Okay, Inspektor.«
    Das waren Daves letzte Worte in seinem Leben.
    Er wußte nicht, daß oben auf dem Felsplateau einer
stand, der seinen Kopf in diesem Moment genau im Fadenkreuz eines
Zielfernrohres hatte, das auf einer Winchester steckte.
    Ein Schuß krachte und hallte wie Donnergrollen durch die
Bergwelt der Grampians.
    Dave stand da, und ein erstaunter Ausdruck erschien auf seinem
Gesicht, ein kleines, rundes Loch zwischen den Augen, das sich
langsam rot färbte.
    Dann kippte Frazers Begleiter über den scharfkantigen Rand
des Kraters. Das eiskalte Wasser des Sees schlug über dem Toten
zusammen.
    Frazer riß den Kopf herum, starrte nach oben auf den
Steilfelsen und sah die Gestalt, die jetzt erneut anlegte.
    Der Mörder zielte auf das zweite Opfer.
    Dort oben stand Ed Hopkins, der verrückte Cowboy, und
drückte ab…
    Die Stichflamme schoß aus der Mündung!
     
    *
     
    Er ging auf die beiden Säulen zu, zwischen denen sich die
gewundene Treppe befand.
    Hier innerhalb des Manon-Castle existierte offensichtlich
außer der Welt, die man als Lebender wahrnahm, eine zweite
Schattenwelt, die den Geistern gehörte.
    Für Mirakel waren die normalen Wände und Säulen
durchsichtig und durchlässig, und er fühlte sie nicht, als
er sie berührte. Die Materie der Geisterwelt war für ihn
spürbar.
    Er ging die scharf gewundenen Stufen nach unten. Der Kreis der
Treppen innerhalb des kraterähnlichen Lochs wurde immer enger.
Am unteren Ende befand sich eine kreisrunde Fläche. Nach oben
blickend gewahrte Mirakel den in die Breite gehenden Krater.
    Einen Fuß vor den anderen setzend näherte Mirakel sich
dem düsteren Eingang, der sich genau ihm gegenüber
auftat.
    Er kam durch ein tunnelartiges Gebilde, das rundum geriffelt war
wie die Oberfläche einer überdimensionalen, schwarzen
Muschel.
    Der Tunnel mündete in einen düsteren, mit unheimlichen
Farben erfüllten Saal.
    Hier unten wurden die Grenzen des Endlichen aufgehoben.
    Mirakel fühlte nur Weite, in der alles zu schweben schien. Es
gab keine Wände mehr, keine Decke – das ganze Drumherum
fehlte.
    Aber die gewaltige Weite dieses farbendurchwebten Saales war nicht
leer.
    Mirakel spürte die Nähe von Wesenheiten.
    Er glitt wie durch ein Wolkenmeer und sah Gestalten, die wie
Wolken an ihm vorüberschwebten.
    Menschen!
    Am Ausdruck ihrer Gesichter und an der Kleidung, die sie trugen,
erkannte er, aus welcher Zeit diese Menschen stammten.
    Die meisten kamen aus der Zeit des zwölften oder beginnenden
dreizehnten Jahrhunderts. Vereinzelt nahm Mirakel auch Menschen aus
der Gegenwart wahr.
    Er hatte manchmal das Gefühl, als befänden sich
diejenigen, die er sah, ganz in seiner unmittelbaren Nähe, und
er brauchte nur die Hand nach ihnen auszustrecken. Doch wenn er das
dann tat, mußte er feststellen, daß die Gestalt sehr
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