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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen
Autoren: Dan Shocker
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ist es.« Er ließ sich
seine Beunruhigung nicht anmerken. Wie lange wohl würde
Rha-Ta-N’my dieses Spiel noch mitmachen?
    »Ich werde jetzt duschen, Björn. Ein wunderbarer Luxus.
Und dann werde ich mir ein neues Kleid wünschen. Diesen Fetzen
hier hab ich satt. Sag, welche Farbe steht mir gut? Wie soll ich es
tragen?«
    Er brauchte überhaupt nicht nachzudenken. »Du kannst
alle Farben gut tragen. Zu deinem schwarzen Haar und deinen dunklen
Augen kannst du alle Braun- und Gelbtöne wählen. Auch ein
kräftiges, smaragdfarbenes Grün würde dich
prächtig kleiden.«
    »Gut! Ich werde dir mehrere vorführen. Dann kannst du
mir das nennen, das ich ab morgen tragen werde. Diesen herrlichen
Platz am Anfang einer großen Wüste werde ich immer in
bester Erinnerung halten.«
    Sie hätte das nicht gesagt, würde sie in diesem Moment
einen Blick nach draußen geworfen haben.
    Dieser Platz war nicht so friedlich, wie sie auf den ersten Blick
festgestellt hatten.
    An der Düne, nur eine Steinwurfweite von dem bunten,
turinartigen Zelt entfernt, bewegte sich etwas.
    Lautlos rollte aus der sanft gewellten Höhe Sand in die
Tiefe.
    Etwa drei Meter unterhalb der Dünenhöhe erschienen zwei
dunkelglänzende, fußballgroße Öffnungen.
    Erst bei genauerem Hinsehen war zu erkennen, daß es sich um
zwei – Augen handelte.
     
    *
     
    »Ich werde mich gern darum kümmern«, sagte er zu
ihr. »Doch mußt du dich noch eine Weile gedulden. Ich bin
bald wieder zurück. Ich will nur etwas ausprobieren.«
    Mit diesen Worten wandte er sich ab.
    »Cherie!« rief sie ihm zu. »Was ist, wenn es
mißlingt?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht werde ich einschlafen
und nach einem rauschartigen Zustand Stunden später wieder zu
mir kommen. Was auch geschieht, Danielle, ich möchte dich um
eines bitten: unternimm nichts! Vielleicht werde ich, wenn mein
Bewußtsein ausgeschaltet ist, durch mein verändertes,
durch Siaris beeinflußtes Unterbewußtsein, Antwort auf
die Fragen finden, die für uns beide lebensnotwendig
sind…«
    Sie nickte und sah ihm ernst nach, wie er nach draußen
verschwand. Am liebsten hätte sie ihn zurückgehalten, aber
sie wußte, daß das keinen Sinn gehabt hätte.
    Hellmark wählte das Risiko.
    Ein anderer Weg blieb ihm nicht mehr…
     
    *
     
    Er entfernte sich seitlich vom Zelt und verhielt im Windschatten
der schuppenförmigen Düne.
    Björn öffnete betont langsam den Lederbehälter an
seinem Gürtel, in dem er die magischen Augen des Schwarzen Manja
aufbewahrte, die Dämonenmaske und das verkorkte Fläschchen
mit Siaris.
    In der stillen Wüstenluft, die ihn umgab, war deutlich das
leise plopp zu hören, als er den Korkstopfen abzog.
    Die Flasche war nicht mehr ganz gefüllt. Etwa ein Drittel des
Inhalts fehlte. Siaris hatte seinerzeit seiner geliebten Carminia das
Leben gerettet.
    Er träufelte vorsichtig einige Tropfen der hellen und zart
duftenden Flüssigkeit auf seine Handinnenfläche und leckte
sie dann ab.
    War die Menge ausreichend oder mußte er mehr nehmen?
    Er beobachtete seine Gefühle und Gedanken ganz genau.
    Im nächsten Augenblick wußte er nichts mehr von
sich.
     
    *
     
    … und er sah Bilder und vernahm Geräusche, wie er sie
bisher nicht wahrgenommen hatte.
    Es war wie ein Traum, in dem Raum und Zeit und Persönlichkeit
aufgehoben waren.
    Er schwebte über dem silbern schimmernden Geflecht einer
endlosen Straße, die von strahlenden Bäumen und
geheimnisvoll aussehenden spiralförmigen Türmen
gesäumt wurde.
    Der Himmel über ihm hatte keine Sonne, und doch strahlte ein
Licht aus ihm, als wäre das Firmament von innen her beleuchtet.
Auf der Welt, die er sah, existierten keine Schatten.
    Die Formen, die er noch eben wahrnahm, verwischten, als ob eine
Fata Morgana sich langsam auflöste.
    An ihrer Stelle entstanden neue Formen, neue Eindrücke.
    Hellmark sah sich inmitten eines paradiesischen Gartens versetzt,
durch den zahlreiche gepflegte Wege führten. Endlose
Blütenfelder dehnten sich nach allen Seiten hin, Vögel
zwitscherten, und er atmete eine Luft von einer Klarheit, wie er sie
nie zuvor genossen hatte.
    Da war auch der Garten wieder verschwunden, als hätte es ihn
nie gegeben. Es kam ihm vor, als ob er still stände und die
Welten eine nach der anderen sich über ihn stülpten, um
schließlich wie zu verlöschen.
    Es war die sechste oder siebte Stufe, die er durchmachte, genau
vermochte er es nicht mehr zu sagen, als er sich unvermutet inmitten
herrlicher Farben und Düfte
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