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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen
Autoren: Dan Shocker
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wiederfand.
    Er schwebte darin, und alles war so leicht und losgelöst,
daß er meinte, keinen Körper mehr zu besitzen.
    Seine Seele und sein Geist hatten sich vollends gelöst von
seiner sterblichen Hülle. Er befand sich in einer Welt des
reinen Geistes und meinte, viele Universen hinter sich gebracht zu
haben, ehe er dieses Ziel erreichte.
    Die Einflüsse und Gedanken, die er empfing, waren klar und
einleuchtend, und jetzt, am Ende seiner geistigen Reise, begriff er,
was für eine Welt das war.
    »Am Ende des ersten körperlichen Daseins steht der Tod
der Hülle, die den Geist und die Seele beherbergt. Wenn die
Seele in der sterblichen Hülle genügend Zeit und
Gelegenheit fand, sich zu entwickeln, dann geht sie ein in die zweite
Stufe ihrer Entwicklung nach dem Tod. Geist und Seele entwickeln sich
weiter, bis ein neuer Tod erfolgt und eine neue Entwicklungsstufe
durchlaufen werden muß. Insgesamt gibt es sieben solcher
Stufen. Wir – und du – befinden uns derzeit in der
sechsten, in der vorletzten. In der siebten hört der Zyklus auf.
Es wird keinen Tod und keine neue Geburt mehr geben, egal in welcher
Form. Das Eingehen in die siebte und letzte Stufe bedeutet, den
höchsten Punkt der möglichen Entwicklung zu erreichen. Dann
erst kann der freie und befreite Geist den Kosmos in seiner ganzen
Größe und Vielfalt begreifen und bejahen, dann gibt es
keine Barrieren mehr, die ihn halten – und die Unendlichkeit und
das Ewige liegen vor denen, die das Glück hatten, geboren zu
werden. Der Geist kann das Universum durchstreifen…«
    Björn Hellmark war schon bei den ersten Worten, die
telepathisch in sein Bewußtsein drangen, zusammengefahren.
    Nicht nur der Inhalt des Gesagten war es, was ihm seine
augenblickliche Stellung und Situation vor Augen hielt – vor
allen Dingen war es auch die Stimme.
    Wer da zu ihm sprach, war niemand anders als sein geheimnisvoller,
unsichtbarer Geistfreund Al Nafuur, der Priester aus dem
untergegangenen Xantilon.
    Inmitten der schillernden Farben erschien eine Gestalt.
    Und zum ersten Mal in seinem Leben sah Hellmark den Mann, der ihm
seit Jahren mit Rat und Tat aus dem Reich der Unsichtbaren zur Seite
stand.
    Er stand Al Nafuur gegenüber.
     
    *
     
    Der Geistfreund war hochgewachsen und schlank.
    Das nackenlange Haar war fast weiß und bedeckte die Ohren zu
beiden Seiten.
    Al Nafuur war von einer strahlenden Aura umgeben und von
goldschimmernden kugelartigen Gebilden, die ihn schwerelos wie
Weltenkörper im All umschwebten.
    Der Körper des Geistwesens steckte in einer
lichtdurchfluteten Hülle, die man sicherlich nur als eine Art
Gewand bezeichnen konnte. Zumindest bedeckte sie die Blöße
des Mannes, der ihm gegenüberstand.
    Faszinierend waren die Augen Al Nafuurs.
    Goldene Pupillen inmitten einer aus feinstem Silber gesponnenen
Iris. Im Lauf seiner mehrfachen Entwicklung mußte Al Nafuur
möglicherweise solche Augen bekommen haben. Diese Augen hatten
Welten gesehen, die Tiefe des Kosmos erblickt und waren auf Dinge
aufmerksam geworden, die ein Normalsterblicher nie geschaut
hatte.
    »Dies ist die Welt der sechsten Stufe«, murmelte
Björn. »Dies ist das Zwischenreich, aus dem ich immer deine
Botschaften empfange.«
    »Es ist nur ein Bezirk dieses Reiches«, mußte er
sich sagen lassen. »Ich könnte dir vieles zeigen und
erklären – aber das würde den Rahmen der
Möglichkeiten sprengen, die du durch deinen Willen geschaffen
hast. Du bist hier, weil ein Problem von größter
Wichtigkeit zu klären ist. Dein Aufenthalt hier kann nur kurz
sein – deshalb muß ich mich beeilen. Komm mit mir, ich
möchte dir etwas zeigen…«
    Es war kein Gehen. Es war ein Schweben, schnell und ohne
Übergang, an einen anderen Ort.
    Die Farben wischen zurück.
    Instinktiv wollte Hellmark einen Fuß vor den andern setzen.
Doch dies war überhaupt nicht möglich. Noch ehe er zur
Bewegung ansetzte, befand er sich schon dort, wohin Al Nafuurs Geist
ihn lenkte. Der Zauberpriester lächelte kaum merklich.
»Wenn man unvorbereitet hierherkommt und seiner sterblichen
Hülle noch verhaftet ist, dann gibt es Probleme. Hier
genügt es, einen Gedanken zu denken, und die Dinge geschehen.
Geist und Materie sind eines. Auch du wirst mal die Erfahrung machen
– vorausgesetzt, daß die Entwicklung so verläuft,
daß die Mächte der Finsternis nicht erstarken, sondern in
ihrem Vormarsch gebremst werden. Das Ziel der Finsteren ist es,
Einfluß zu nehmen auf jegliche Entwicklung und
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