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Macabros 038: Mirakel - Phantom aus dem All

Macabros 038: Mirakel - Phantom aus dem All

Titel: Macabros 038: Mirakel - Phantom aus dem All
Autoren: Dan Shocker
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der
einen lautlos rollenden Teewagen vor sich herschob. Auf einem
silbernen Tablett standen zwei Sektkelche, ein Eiskübel und eine
verdeckte Platte. Der Geruch von Wild stieg dem Amerikaner in die
Nase.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sprach er den Kellner an.
»Ist Ihnen auf dem Korridor eben jemand begegnet,
der…« Im letzten Augenblick besann er sich eines anderen.
Es kam ihm doch zu blöd vor, einen Menschen zu beschreiben, der
einen Totenschädel auf den Schultern sitzen hatte.
    »Nein, Sir, mir ist niemand begegnet.«
    Bulter nickte angespannt. Er blickte den Korridor entlang, die
Treppenaufgänge hoch und runter und warf auch einen Blick zum
Lift, der gerade zwei Stockwerke tiefer hielt, wie die Etagenanzeige
bewies.
    »Da hat uns wohl einer einen Schreck einjagen wollen,
Hellmark«, sagte er zu dem Unternehmer und grinste dünn.
»Können Sie sich denken, wer das gewesen ist?«
    Alfred Hellmark schluckte und zuckte irritiert mit den Schultern.
»Nein, natürlich, nicht…« Aber er wußte es
ganz genau, und Butlers verhaltenes Grinsen deutete darauf hin,
daß auch er genau wußte, was hier gespielt worden
war.
    Björn Hellmark war mit der Dämonenmaske aufgetaucht,
ohne seinen Vater davon in Kenntnis zu setzen. Björn wollte ganz
sicher gehen, daß es auch wirklich ein Mensch aus Fleisch und
Blut war, mit dem sein Vater da ein Geschäft zu Ende brachte,
das ihr Leben von Grund auf veränderte.
    Bulter war ein Mensch aus Fleisch und Blut.
    Kein Dämon war in ihm, kein Geist des Molochos bestimmte sein
Handeln. Die Maske hatte keine Reaktion ausgelöst.
    Die beiden Männer kehrten an ihre Plätze
zurück.
    »Auf diesen Schreck in der Abendstunde sollten wir vielleicht
doch einen Drink nahmen«, meinte Bulter jovial, als wäre
überhaupt nichts geschehen.
    Alfred Hellmark schüttelte den Kopf.
    »Nun, dann eben nicht. Noch etwas, Mister Hellmark: Dieses
kleine Störmanöver eben, das war doch etwas für
Kinder, finden Sie nicht auch? Damit kann man doch erwachsene
Menschen nicht ins Bockshorn jagen. Ob der Maskierte vielleicht doch
nicht mit einem Ihrer Geschäftsführer oder Prokuristen
identisch war, mhm?«
    Bulter lachte dünn, und Hellmark fand, daß sein
Vertragspartner, einen merkwürdigen Sinn für Humor
entwickelte.
    »Dabei brauchen die Herren doch gar keine Bedenken zu haben.
Wir haben uns bereiterklärt, die gesamte Belegschaft
unverändert zu übernehmen. Lediglich in der Spitze selbst
kommt es zu Veränderungen. Doch dafür müssen Sie
Verständnis haben, Mister Hellmark. Nach den Vorfällen
konnten wir schlecht einen Mann an der Spitze lassen, der einfachste
unternehmerische Grundsätze mißachtet hat. Am Verkauf der
Werke tragen Sie einen Großteil der Schuld.«
    »Es waren die Umstände«, erwiderte Alfred Hellmark
scharf. Das Verhalten des Amerikaners ärgerte ihn. Was erlaubte
sich dieser Mann eigentlich? »Sie haben geschickter operiert.
Ehe ich erkannte, was los war, gehörte mir schon nichts
mehr.«
    »Umstände?« Bulter zog die Augenbrauen hoch und
ging nur auf die ersten Worte des Deutschen ein. »Nun ja, so
kann man es auch bezeichnen. Ich würde einfach sagen: Sie haben
über Ihre Verhältnisse gelebt. Sie halben zuviel privat
verbraucht. Wenn innerhalb von zwei Jahren Millionenbeträge auf
ein privates Konto in die Schweiz fließen, fragt man sich, wer
da eigentlich was bezwecken will.«
    Alfred Hellmark stand wie erstarrt. Er mußte sich an der
Tischplatte festhalten. »Was sagen Sie da?« fragte er
tonlos. Jegliches Blut war aus seinem Gesicht gewichen.
    »Die Wahrheit! Auch das neutrale Institut ist doch auf diese
Tatsache gestoßen.«
    »Das ist mir neu!«
    »Nun, es ist müßig, sich jetzt darüber noch
zu unterhalten, Mister Hellmark. Der Vertrag ist perfekt. Sie haben
keine Schulden mehr, und um alles andere haben wir uns jetzt zu
kümmern.«
    Bulter streckte ihm die Hand entgegen, doch Hellmark ergriff sie
nicht. Der Amerikaner verließ den Konferenzraum, und Alfred
Hellmark blieb wie ein begossener Pudel noch minutenlang allein
zurück. Dann aber ging ein Ruck durch seinen gebeugten
Körper. Drei Minuten später saß der ehemalige
Unternehmer in einem Taxi und fuhr zu dem Hotel drei
Straßenzüge weiter, wo er sich mit seinem Sohn verabredet
hatte.
    Björn war auch tatsächlich da. Die beiden Männer
blickten sich an, und Alfred Hellmark las in den Augen seines Sohnes
die Enttäuschung.
    »Er war ein Mensch, Vater! Dabei hatte ich
gehofft…«
    »Ich muß dich allein
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