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Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf

Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf

Titel: Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf
Autoren: Dan Shocker
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spinn!« sagte der Mann, der nach
oben geklettert war. »Da ist doch einer
’reingefahren!«
    »Ich hab’ nichts geseh’n und nichts
gehört.«
    »Ich auch nicht. Das ist ja das Verrückte an der ganzen
Geschickte.«
    Der Franzose kam auch aus dem Erdloch. Die beiden Männer
stellten die Sperren neu auf. Der Polizist blickte zu ihnen
herüber.
    Der erste Arbeiter deutete auf das Durcheinander und zuckte die
Achseln. Er war nicht minder verwirrt wie der Polizeibeamte, der zu
ihnen hinkam und sich darüber wunderte, daß die Sperre
nicht mehr existierte.
    Sie stellten alles wieder so auf, wie es ursprünglich gewesen
war. Alle wunderten sich, und keiner wußte eine Erklärung.
Das Gefühl, daß irgend etwas nicht mit rechten Dingen
zugegangen war, blieb zurück wie ein fader Nachgeschmack. Aber
keiner wollte gern darüber sprechen.
    Wozu auch?
     
    *
     
    Vor einem zurückversetzten Wohnhaus mußte die
Brasilianerin halten.
    Das Haus war grau, wirkte wie eine überdimensionale Villa,
und uralte Kastanienbäume ragten über das vierte Stockwerk
hinaus.
    Das Ziel war erreicht. Der wortkarge Entführer dirigierte
Carminia aus dem Fahrzeug, hakte sich bei ihr unter und drückte
ihr mit der anderen Hand die Waffe oberhalb der Hüften in den
Körper. Ein Außenstehender hätte nie bemerkt,
daß hier ein Mensch nicht freiwillig ging, sondern mit Gewalt
in ein Haus gebracht wurde, in das er gar nicht wollte.
    »Warum erschießen Sie mich nicht auf der Stelle?«
stieß Carminia einmal hervor, als sie sich im Aufzug befanden
und der Lift nach oben rauschte.
    »Das wäre zu einfach. Dann hätte ich das sofort
getan. Es ist nicht der Sinn der Sache.«
    »Wozu der ganze Aufwand?« fragte sie matt. Sie erhielt
keine Antwort. Doch sie konnte es sich denken: Björns Feinde
waren am Werk, bastelten an einer neuen Falle, und sie –
Carminia – sollte der Köder werden.
    Björn mußte gewarnt werden!
    Aber wie?
    Sie wußte die Nummer des Hauses, allerdings nicht die
Straße, in der sie angekommen waren. Sie merkte sich das
Stockwerk, in dem der Lift hielt, und sie prägte sich den Namen
ein, den sie auf dem Türschild entdeckte.
    Tony Stukman stand dort.
    Tony Stukman?
    Irgendwie hatte Carminia diesen Namen schon mal gehört,
gelesen…
    Plötzlich fiel es ihr ein.
    Stukman! Der englische Rennfahrer, der im letzten Jahr den Weltcup
gewonnen hatte, ein mutiger und verwegener junger Bursche, dem man
eine große Zukunft prophezeite und den man jetzt schon in einem
Atemzug mit Jackie Stewart und Stirling Moss nannte.
    Was hatte dieser Mann mit dem Schwarzen Priester, mit der
Entführung zu tun?
    Ihr Begleiter drückte kurz auf die Klingel. Ein leises
›Ding-Dong‹ tönte durch die Wohnung.
    Eine halbe Minute später wurde die Tür
geöffnet.
    Stukman stand auf der Schwelle. Carminia erhielt die
Gewißheit, daß sie sich nicht getäuscht hatte.
    Sie hatte seine Fotografie schon in diversen Zeitschriften
gesehen.
    Der Engländer war groß und hager, hatte hochstehende
Backenknochen und tiefliegende, ruhelose Augen.
    Sein gewelltes Haar war dunkel und kraus. Wortlos ließ er
den Besucher ein, und nur ein kurzer Blick aus seinen Augen traf die
Brasilianerin.
    Carminia wurde durch den weiträumigen, hohen Korridor
geschubst. Hier mündeten die Türen mehrerer Zimmer. Links
waren Küche, Bad und Toilette. Direkt vorn ein riesiges
Wohnzimmer, ein Bogengang, der das Eßzimmer mit dem Wohnraum
verband. Kostbare, alte Möbel, Gobelins und alte Meister an den
Wänden vervollständigten die Einrichtung.
    Stukman lebte hier in seiner Schweizer Zweitwohnung nicht
schlecht. Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Es war ein
Traum von Schlafzimmer. Dichte, wallende Vorhänge, gerafft,
reichten von der Decke bis zum Boden. Mittelpunkt des Raums bildete
ein überdimensionales Bett, in dem bequem vier Personen Platz
hatten. Rundum waren Spiegelschränke, so daß der Eindruck
erweckt wurde, die Wände bestünden aus nichts anderem als
aus Spiegeln. Die glatte, brillante Oberfläche, wertvolles
Kristallglas, war mit schmalen Goldstreifen eingerahmt.
    Der Schwarze Priester steuerte auf den Spiegel zu, der dem
Kopfende des Bettes genau gegenüberlag und in dem sich ein Teil
der überdimensionalen Liegefläche spiegelte.
    Der Entführer betätigte einen verborgenen Mechanismus,
und die Spiegelfläche glitt lautlos wie feine Wand
zurück.
    Dahinter tauchte eine andere Spiegelfläche auf. Matt,
verschwommen. Ehe Carminia Einzelheiten aufnehmen konnte, packte
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