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Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf

Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf

Titel: Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf
Autoren: Dan Shocker
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ihr
Begleiter sie und warf sie einfach nach vorn, direkt auf den Spiegel
zu.
    Instinktiv streckte die braunhäutige Frau beide Hände
aus, um den vermeintlichen Aufprall zu verhindern, als ihr im
gleichen Augenblick klar wurde, daß es hier überhaupt
keinen Aufprall geben würde.
    Der Spiegel war kein Spiegel, sondern das Tor in eine
Parallelwelt!
    Carminia Brado konnte den Schwung nicht mehr abfangen. Mit beiden
Händen durchstieß sie die matte, vibrierende Wand, tauchte
ein in eine andere Welt, und das letzte, das sie hörte, waren
die Worte des Mannes, der sie hierher gebracht hatte: »Das ist
eine Einbahnstraße, Carminia Brado! Es gibt keinen Weg
zurück! Viel Vergnügen im Pandämonium, dem
Versammlungsort der Geister, meine Liebe! Man wird dich mit offenen
Armen empfangen…«
     
    *
     
    Der Schwarze Priester wandte sich um und näherte sich Tony
Stukman.
    »Das war’s, Stukman. Eine Hand wäscht die andere,
sagt man in Ihrer Welt, nicht wahr? Es war für mich der
kürzeste Weg, das einzuleiten, was getan werden mußte. Ich
hatte versprochen, Sie nur ein einziges Mal zu stören. Das ist
jetzt geschehen. Alles ist planmäßig über die
Bühne gegangen. Wir werden uns – vorerst – nicht
wiedersehen. Leben Sie wohl, Stukman!«
    Der Rennfahrer nickte nur und blickte seinem Gast nach, der hier
in der Wohnung verkehrte, als gehöre sie ihm – und nicht
dem Engländer.
     
    *
     
    »Die Passagiere für den Flug Nummer Zweihundertsieben
werden gebeten zur Maschine zu kommen!« Klar und deutlich hallte
die Stimme durch die Wartehalle, durch Restaurant und Gänge.
    Evita erhob sich. »Nun ist es so weit.« Mit diesen
Worten hängte sich sich die Tasche um und reichte dem
großgewachsenen, blonden Mann mit den breiten Schultern und der
sonnengebräunten Haut die Rechte. »Ich möchte mich bei
Ihnen bedanken, Björn…«
    »Bedanken? Wofür?«
    »Für all das, was Sie für mich getan haben. Ohne
Ihre Hilfe würde ich nicht mehr leben, wäre ich niemals
wieder auf diese Seite der Welt zurückgekommen. Und Dank auch
dafür, daß ich mich einige Tage auf der Insel und in Ihrem
Haus aufhalten konnte. Auch das hat mir viel geholfen, über das
Vergangene nachzudenken und darüber hinwegzukommen. Vergessen
werde ich das, was geschehen ist, nie. Leben Sie wohl,
Björn!« Evita stellte sich auf die Fußspitzen und
hauchte einen Kuß auf Hellmarks Mund. »Ich habe viel
gesehen und erlebt. Vielleicht werde ich ein Buch darüber
schreiben. Ich werde es einen Tatsachenbericht nennen. Obwohl das,
was geschehen ist, wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht
klingt. Werden mir die Leute, die sich für so vernünftig
halten, glauben können? Sicher nicht. Lachen wird man, und
Kritiker werden mich als Betrügerin hinstellen. Und das
bedrückt mich am meisten. In unserer Welt, in der wir leben,
liegt so viel im argen. All die Ungerechtigkeit, die Not, die ewigen
Kriege, die die Menschheit schon seit Beginn ihrer Existenz
ausgefochten hat – sind bedenklich. Vieles haben die Menschen
selbst verschuldet durch Geiz, Gier und Mißgunst. Aber nicht an
allem sind sie schuld. Die sich Menschen nennen – sind nicht
immer welche, und sie haben fleißig mitgemischt, das Bild
dieser Welt zu verwirren, so daß sich die Völker in
ständig neuem Mißtrauen begegnen müssen. Wo und wann
hat es angefangen? Damals – in Xantilon? Oder noch
früher?«
    »Sicher noch früher, Evita. Xantilon war schon eine
weiter fortgeschrittene Stufe, auf der sich erfüllte, was
Propheten schon lange davor geahnt und befürchtet haben. –
Aber Sie müssen gehen, Ihre Maschine! Auf Wiedersehen,
Evita!«
    »Auf Wiedersehen? Ob es wirklich eins geben wird, Björn?
Ist es nicht nur eine Floskel?«
    »Nein, ich glaube nicht. Ich bin sicher, daß unsere
Wege sich wieder kreuzen werden. Sie sind nun gewissermaßen
– eine Eingeweihte. Sie werden Ihrer gewohnten Arbeit nachgehen
– aber Ihr Alltag wird nicht mehr so sein wie früher. Ich
weiß, wie sich mein Leben von Grund auf veränderte. Ich
wollte nicht glauben, daß es auf der Welt doch mehr gibt, als
wir mit unseren Sinnen normalerweise wahrnehmen können! Viele
andere, die schon vor mir die gleiche oder eine ähnliche
Erfahrung gemacht haben, verzweifelten an sich und der Arroganz
Unbeteiligter. Viele verloren den Verstand, andere wurden zu
Ausgestoßenen, Unverstandenen, Sonderlingen. Als ich erkannte,
daß ich nur ein Rädchen in einem großen Getriebe
bin, das einmal in Gang gesetzt wurde und in der
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