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Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf

Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf

Titel: Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf
Autoren: Dan Shocker
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zu weit entfernt von ihr, um eingreifen zu können.
    Mit seinem Körper aus Fleisch und Blut hätte er
mindestens vierzig Minuten gebraucht, um jenen Punkt zu erreichen,
den Al Nafuur ihm auf geistigem Weg angab. Aber er verfügte
über einen Zweitkörper, er konnte sich verdoppeln!
    Und Macabros konnte im wahrsten Sinn des Wortes den entferntesten
Punkt in Gedankenschnelle erreichen, denn Geist benötigte keine
Zeit, um den Kosmos zu durcheilen.
    Ein Mann stand in der Flughalle und war einer von vielen, die zum
Abschiednehmen gekommen waren.
    Ein leichter Anflug von Anspannung lag auf Hellmarks Antlitz.
Niemand merkte, daß in diesen Sekunden etwas Besonderes mit
diesem Mann vorging, daß er sich verdoppelte, daß sein
Ätherkörper viele Kilometer entfernt Form und Gestalt
annahm. Der Doppelkörper Hellmarks entstand direkt im Keller
seines Hauses am Genfer See. Von hier war es nur ein Schritt durch
den Spiegel der Kiuna Macgullyghosh – und er befand sich
Tausende von Meilen entfernt in der Geister-Höhle auf der Insel
Marios. Macabros griff nach dem magischen Schwert – und schon
verschwand sein Körper wieder. Er tauchte eine tausendstel
Sekunde später mitten in Genf auf und schwebte einen Atemzug
lang halb durchsichtig über dem villenartigen Gebäude.
Hätten menschliche Augen ihn in diesem Moment wahrgenommen, der
Beobachter würde meinen, Zeuge einer Geistererscheinung gewesen
zu sein.
    Macabros verschwand wie ein schimmernder Nebelstreif unter der
Sonne. Hellmark steuerte seinen Geist nach den Bildern, die Al Nafuur
ihm geschickt hatte.
    Und sein Geist war es, der eindrang in die finstere, unerforschte
Welt, die er nur durch den Spiegel im Schlafzimmer des Tony Stukman
normalerweise hätte passieren können. Doch dem Geist waren
keine Grenzen gesetzt. Wußte er erst, welchen Weg er
einzuschlagen hatte, konnte er die Barrieren, die Raum und Zeit und
die Dimensionen voneinander trennten, ohne Schwierigkeiten
niederreißen.
    Der Geist drang ein in die Jenseitswelt, und aus dem Geist wurde
Hellmarks Doppelkörper Macabros. Macabros materialisierte im
Pandämonium.
     
    *
     
    Die Luft rauschte. Der Himmel war eine einzige bleifarbene
Fläche. Kahle, glitschige Gebirge ragten wie
überdimensionale Buckel von geheimnisvollen, nackten
Ungetümen aus dem Boden, über den ein allgegenwärtiger
Nebel wogte.
    Bizarr und fremdartig waren Bäume und Büsche. Ihr
Blattwerk schien aus grau-braunen, fleischigen Lappen und
spinnwebartigem Gespinst zu bestehen. Ein dichter, undurchdringlicher
Dschungel breitete sich vor den Augen des Menschen aus.
    »Carminia!« brüllte Macabros, die Hände wie
einen Trichter an den Mund legend.
    »C-a-r-m-i-n-i-a-i-i–i–a–a-i-a«, hallte
das Echo durch die düstere Nebelwelt, und mehrfach
verstärkt kehrte es zu ihm zurück, als würden tausend
Stimmen spöttisch antworten.
    Leises Rascheln im Gebüsch.
    Macabros warf sich herum.
    Zwei, drei furchteinflößende Gestalten, die im ersten
Moment gar nicht von der Dunkelheit zu unterscheiden waren,
wälzten sich wie riesige Schleimkugeln auf ihn zu.
    Macabros umspannte den Griff des magischen Schwertes.
    Er wich keinen Schritt zurück.
    Die drei unförmigen Wesen glitten auf einer Schleimspur wie
Schnecken auf ihn zu. Auf ihren schwarzen Leibern glitzerten kalte
Lichter, die aufblinkten und wieder erloschen, als würden dort
elektrische Ladungen stattfinden.
    Aus den Körpern drang ein Zischen und dumpfes Pfeifen. Dann
glitten von unten her Auswüchse auf den Eindringling zu.
Halbflüssiges Etwas schwappte um Macabros’ Beine.
    Er taumelte und verlor den Halt, als der Boden unter seinen
Füßen plötzlich zu wanken begann. Der Untergrund
verlor seine feste Form. Macabros glaubte, auf zähflüssigem
Leim zu stehen. Die schmierigen Ungetüme vor ihm blähten
sich weiter auf, und ekelerregender Gestank entströmte den
großen, sich öffnenden und schließenden Poren.
    Ein Berg türmte sich vor Macabros auf.
    Der Eindringling, aus feinstofflicher Substanz bestehend,
zögerte jetzt nicht länger, wollte er verhindern, daß
die schleimigen Wesen ihm im wahrsten Sinn des Wortes über den
Kopf wuchsen.
    Die drei Leiber wuchsen zusammen und bildeten einen
unüberwindlichen Wall vor ihm.
    Macabros zog das Schwert des Toten Gottes durch die Luft. Die
blitzende Schneide bohrte sich tief in das vor ihm wachsende,
schwammartige Gebilde.
    Gelbe und grüne Nebel entwichen zischend dem schleimigen
Körper und stiegen wie farbige Rauchfahnen in die
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