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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen
Autoren: Dan Shocker
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manchmal nagte er an seiner
Unterlippe und spielte gedankenverloren mit seinen Fingern.
    Heinz Marstner machte sich mit seinem alkoholumnebelten Gehirn
Gedanken darüber, was man wohl anstellen könne, Kay Olsen,
der so selbstsicher auftrat, der das Leben so leicht nahm, einen
ordentlichen Schrecken einzujagen. In seinem Hirn entwickelte sich
ein Plan, und zu diesem Zeitpunkt konnte Marstner nicht ahnen, welche
schrecklichen Folgen sein merkwürdiges Spiel haben sollte.
     
    *
     
    Die letzten Gäste gingen im Morgengrauen. Als Gastgeber
verschwand Kay Olsen jedoch schon bedeutend früher. Gegen zwei
Uhr in der Nacht verließ er das Hotel. Er verbrachte die
Stunden bis zum nächsten Vormittag in der Apartmentwohnung
seiner Freundin Sonja. Seine eigene Stadtwohnung war bereits
leer.
    Beim Frühstück und beim Mittagessen sprachen sie noch
über eine gemeinsame Zukunft, und Sonja war überzeugt
davon, daß Kay dieses letzte große Abenteuer noch erleben
mußte, daß, es für ihn so etwas wie ein Abschied von
einem Jugendtraum war. Er schien in der Tat auf eine bemerkenswerte
Entdeckung gestoßen zu sein, auf die er nicht in Einzelheiten
einging.
    „Wenn ich den Brunnen finde, wird es eine Sensation sein und
die Fachwelt wird Kopf stehen“, sagte er verträumt.
„Auf diesen Moment in meinem Leben habe ich stets gewartet. So
wie mir muß es Heinrich Schliemann, dem Entdecker Trojas,
zumute gewesen sein. Er las eine Geschichte, war fasziniert, und was
tausend andere nicht sahen, war ihm vom ersten Augenblick an klar:
Troja, die Stadt, in der das hölzerne Pferd eingeschmuggelt
wurde, ging nicht auf die Phantasie eines Schriftstellers zurück
– Troja hat es wirklich gegeben! Und Schliemann hat
gesucht… – Ich weiß um die Opferbrunnen, und ich bin
nie davon abgekommen, daß es ihrer mehrere gab, die eine
besondere Bedeutung hatten, daß man diese besonderen Stellen
jedoch niemals gefunden hat. Aus einem bestimmten Grund
wahrscheinlich: diese Orte waren geheimgehalten und im sechzehnten
Jahrhundert, als die Spanier im Hochtal von Mexiko eindrangen und die
Ureinwohner niedermetzelten, vor neugierigen Blicken versteckt
worden, um die letzten großen Geheimnisse einer ebenso
geheimnisvollen Rasse zu schützen. Das Wie und Warum blieb
ungeklärt. Ich aber will es klären! Lebe wohl, Sonja! Ich
bin sicher, daß wir uns wiedersehen, daß alles glattgehen
wird. Du wirst regelmäßig von mir hören, so lange ich
Gelegenheit habe, dir zu schreiben und ein Briefkasten in der
Nähe ist, der meine Nachrichten an dich aufnimmt. Ich liebe
dich, ich würde dich gern mitnehmen, und ich weiß, du
würdest bereit sein, hier alles aufzugeben, aber…“
    Kay Olsen schwieg.
    „Was für ein >Aber< hindert dich daran, mir diesen
Vorschlag zu machen, Kay?“
    „Es ist nicht ganz ungefährlich. Für dich noch
weniger als für mich. Was Heinz in der letzten Nacht andeutete,
woran er sich erinnerte, es mal gelesen zu haben, stimmt! Es gab
viele vor mir, die versucht haben, das wahre Geheimnis der Mayas und
Azteken zu finden und sie sind alle daran gescheitert. Die Todes- und
Unglücksfälle sind zahlreich. Was ich unternehme, ist nicht
ganz ungefährlich, denn Kräfte und Mächte spielen
dabei eine Rolle, von denen wir Heutigen keine Ahnung mehr haben, und
die wir in das Reich der Sagen und Märchen abtun.“
    Sonja Wilken blickte ihm tief in die Augen. „Was willst du
damit sagen, Kay?“ fragte sie rauh.
    „Ich will damit sagen, daß die schrecklichen
Götter und Geschöpfe, die in der Mythologie der Mayas und
Azteken vorkommen, tatsächlich mal existiert haben. Hier oder
anderswo. Und daß die Brunnen eine Antwort darauf geben
können – denn sie sind nichts anderes als Tore in jenes
geheimnisvolle Reich einer anderen Welt. Vielleicht eines anderen
Raums und einer anderen Zeit – wer weiß?“
     
    *
     
    Er fuhr einen Mercedes, 250 SE, silbergrau, und Sonja Wilken sah
dem Fahrzeug nach, wie es im Verkehrsgewühl untertauchte.
    Kay Olsen verließ seine vertraute Umgebung.
    Als er die Stadtgrenze hinter sich hatte, erfüllte ihn ein
Gefühl unendlicher Freiheit und Glückseligkeit. Von jetzt
an würde er ein ganz anderes Leben führen. Er konnte sich
endlich so intensiv seinen Forschungen widmen, wie sie das
verdienten.
    Noch eine Woche voller Vorbereitungen hatte er, dann folgte der
Abflug, den er geheim hielt, um nicht von Freunden und ehemaligen
Mitarbeitern noch belästigt zu werden. Er wollte ganz für
sich sein, mußte ganz
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