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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen
Autoren: Dan Shocker
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für sich sein und wollte an nichts
mehr anderes denken als an sein Unternehmen, das die Mythen und
Legenden der alten Kulturvölker bestätigen und manches
arrogant geschriebene Werk eines sogenannten >ernsthaften<
Wissenschaftlers und Geschichtsschreibers für null und nichtig
erklären würde.
    Diese und zahlreiche andere Gedanken gingen ihm durch den Kopf und
beschäftigten ihn auch noch, als er bereits in seinem Haus im
Bayrischen Wald weilte und der Abend sich über die bewaldeten
Hügel senkte.
    Kay Olsen dachte an die Gegenwart und an die Vergangenheit, und er
ahnte in diesen Sekunden nicht, daß gerade die Vergangenheit
für sein Leben größere Bedeutung gewinnen sollte, als
die Gegenwart sie hatte.
    Raum und Zeit sind unerklärbar, und viele Räume und
Zeitebenen bestehen gleichzeitig, über- und nebeneinander.
    Daß die Gegenwart, die seine Eigenzeit bedeutete,
gleichzeitig mit der Vergangenheit ablief, daß die Zeit relativ
war und sich vergangene Ereignisse in diesem Augenblick ebenso
abspielten wie zukünftige in einem anderen Zeitraum, das konnte
er noch denken und begreifen.
    Daß sein Wirken von Bedeutung sein sollte für Menschen,
die in diesem Moment in einer anderen Zeit gefangen waren, ahnte er
allerdings nicht.
    In der gleichen Zeit, als er in alten Büchern blätterte,
als er gekennzeichnete Stellen herausschrieb und noch mal peinlich
genaue Berechnungen durchführte, kämpfte ein Mensch des 20.
Jahrhunderts um sein Leben, machte er Ängste und Zweifel durch
und hoffte, den Weg in die Gegenwart wieder zu finden.
    Dieser Mann war ein Inder. Er hieß Rani Mahay und war durch
eine Zirkusnummer in der ganzen Welt bekanntgeworden. Mit
bloßem Willen hatte er ungezähmte Raubkatzen
bezwungen.
     
    *
     
    Nacht.
    Unendliche Stille lag über der Landschaft. Einer sonderbaren
Landschaft, die daran erinnerte, daß zu einer anderen Zeit auf
einem anderen Kontinent, einmal Bedingungen herrschten, die in der
Gegenwart nicht wiederholbar und oft auch nicht vorstellbar
waren.
    Das war die Insel Xantilon, zu einem Zeitpunkt, als
dämonische Mächte beschlossen hatten, die Ursprungsinsel
und den von den Göttern besonders geliebten Ort dem Verderben
preiszugeben.
    Ein Mann, der mit ernstem Gesicht hinter dichtem wirren Buschwerk
hockte und auf das hügelige Tal hinunterblickte, wußte das
alles, obwohl er nicht von dieser Welt war.
    Der massige Mensch mit dem auffallenden, kahlen Schädel, den
klugen, dunklen Augen und einer Haut, deren Farbton an dunkle Bronze
erinnerte, stammte nicht von dieser Welt und gehörte nicht in
diese Zeit. Ein unvergleichbares Schicksal zwang ihn hier auf diese
Welt. Er war von den Freunden getrennt worden, nachdem ein den
bösen Mächten dienender Magier sie in einen Hinterhalt
gelockt hatte.
    Der kräftige Mann mit den braunen, muskulösen Schultern
atmete tief durch. Er wußte schon nicht mehr, wie lange er in
dieser fremden Zeit weilte, wie lange er auf dieser Insel war, die
von Erdbeben geschüttelt wurde. Durch ein solches Beben war er
von Björn Hellmark, Pepe und Arson, dem Mann mit der Silberhaut,
getrennt worden.
    Rani Mahay, der Koloß von Bhutan, schloß die Augen und
preßte die heiße Stirn gegen die harte Erde, und Trauer
überfiel ihn.
    Was war aus den Freunden geworden?
    Er wußte nichts über deren Schicksal. Waren sie tot?
Hatte die aufgewühlte Erde sie verschlungen? Alles wies darauf
hin. Und doch – er konnte einfach nicht daran glauben, daß
in jener unheimlichen Minute, als die Naturkatastrophe sie wie ein
Blitz aus heiterem Himmel überfiel, alles zu Ende gegangen sein
könnte.
    Er war auf wunderbare Weise davongekommen. Nach einer Ohnmacht,
deren Länge er nicht abzuschätzen vermochte, wachte er
wieder auf und fand sich allein in einer verwilderten Landschaft. Er
suchte die nähere Umgebung nach den Begleitern ab, ohne auf
nennenswerte Spuren zu stoßen.
    Dann begann sein Irrweg durch ein Land und eine Zeit, die er nur
vom Hörensagen kannte.
    Er wußte, daß sich hier etwas Besonderes abspielte,
etwas, das von allergrößter Bedeutung auch für die
Welt und die Zeit war, aus der er kam. Hier in der fernen
Vergangenheit prallten Kräfte aufeinander, von denen in
legendären Erzählungen und Sagen zu einem späteren
Zeitpunkt berichtet werden sollte.
    Was durch mündliche Überlieferung aus allen Teilen der
Welt weitergereicht wurde, verlor im Lauf der Jahrtausende an
Glaubwürdigkeit, wurde ausgeschmückt, es wurde
hinzugefügt und weggelassen, und so
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