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Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Titel: Macabros 030: Tempel der Versteinerten
Autoren: Dan Shocker
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Vitesse
stand hinter dem Buschwerk am Ende des Platzes und war nur
wahrnehmbar, wenn man sich dicht an das Blattwerk heranarbeitete. Die
Tarnfarbe des Autos war ebensogut wie sein Standort, und nichts wies
darauf hin, daß in der Zwischenzeit jemand in der Nähe
war. An bestimmten Zeichen und Spuren hätte Clea Malcolm das
erkannt.
    Sie eilte zu dem wartenden Fahrer zurück und nahm die flache
Handtasche an sich, die sie sich über die Schulter warf.
Außer dem Elektronikgerät befanden sich eine Waffe und ein
Funksprechgerät darin, das eine Reichweite von fünf Meilen
hatte.
    Innerhalb dieses Kreises würden heute und morgen
ausnahmsweise mehr Polizeistreifen fahren, die Clea jederzeit
erreichen konnte. Außerdem hatte der Yard in London zwei
Zivilfahrzeuge bereitgestellt, in denen Beamte auf Abruf saßen,
um eventuell Clea Malcolm zu helfen.
    Chiefinspektor Warren hatte das veranlaßt, nachdem seine
beste Beamtin ihn davon überzeugt hatte, daß sie
ernsthafte Chancen hatte, Aufklärung in eine Reihe von
mutmaßlichen Morden zu bringen, bei denen die Leichen fehlten
und die nur jemand begangen haben konnte, der einsame, unverheiratete
Frauen suchte, die sich nach Glück und Geborgenheit sehnten.
    Da ihr Plan, sich selbst als Köder zur Verfügung zu
stellen, bisher nicht geklappt hatte, mußte sie ihre
ursprüngliche Absicht ändern. Jane Goodwin,
siebenunddreißig, alleinlebend, hatte Lee Batskills
Bekanntschaft gemacht. Batskill war verdächtig, mit dem
Verschwinden von mindestens sieben Frauen aus London und Umgebung zu
tun zu haben. Wenn er ein gefährlicher Verbrecher war, dann
schwebte Jane Goodwin in größter Gefahr. Gut, sie war
heute noch nicht mitgekommen, ihre Wege hatten sich in Soho
getrennt… Aber fest stand, daß der Täter seine Opfer
innerhalb der ersten achtundvierzig bis sechzig Stunden verschwinden
ließ.
    Dazu bedurfte es einiger Vorbereitungen.
    Die wollte Clea erkunden. Und vor allen Dingen wollte sie
überall dort sein, wo der Witwer sich in den nächsten Tagen
aufhielt.
    Von diesen Überlegungen und Vorhaben wußten ihre
Vorgesetzten. Chiefinspektor Warren wußte auch, daß Clea
Malcolm manchmal etwas tat, was mit den Vorschriften nicht ganz in
Einklang zu bringen war. Aber was er nicht sah, das regte ihn nicht
auf, und er hatte Clea lediglich eingeschärft, immer daran zu
denken, was erlaubt sei und was nicht, und die junge Yardbeamtin
hatte versprochen, nur das Erlaubte zu tun.
    Die Halbaraberin verabschiedete sich von ihrem Kollegen.
    »Fahr’ nicht wie irrsinnig nach London
zurück«, raunte Clea. »Sonst wird es Whisky
schlecht.« Mit »Whisky« meinte sie den kleinen Pudel.
»Er verträgt das Autofahren nicht so gut. Mutter soll sich
um ihn kümmern.«
    »Mach keinen Unsinn, Clea!«
    »Wie sollte ich, Joe? Dieser Batskill sieht zwar ganz
passabel aus, und ich könnte mir vorstellen, daß es in
seinen Armen recht amüsant ist, aber so lange ich den Verdacht
hege, daß sich hinter dieser Biedermeiermaske ein Ungeheuer
verbirgt, spielt sich da nichts ab, Joe.« Als Clea Malcolm das
sagte, ahnte sie noch nicht, wie wörtlich sie das mal nehmen
könnte…
     
    *
     
    Der Wagen fuhr im Rückwärtsgang den Weg, den sie
gekommen waren. Clea stand allein mitten im Wald. Das Tor zu
Batskills Anwesen war verschlossen. Schwacher Lichtschein schimmerte
durch das Geäst. In einem Erker brannte Licht. Eine Silhouette
zeigte sich dort mehrere Male. Das war Lee Batskill. Er stand in
einer Nische und griff nach einem Buch, das in dem deckenhohen Regal
stand.
    Clea Malcolm ließ etwa zehn Minuten verstreichen, ehe sie
den ersten Schritt unternahm, den sie eigentlich aufgrund ihrer
Zugehörigkeit zu Scotland Yard und der bestehenden Gesetze nicht
hätte tun dürfen.
    Clea Malcolm kletterte auf einen Baum, dessen Äste weit
über die Mauer reichten, und sprang von dort herunter. Nun
befand sie sich hinter dem verschlossenen Tor.
    Unendliche Stille… Das leise Rauschen in den Wipfeln der
Bäume war nur ein Hauch, der die Luft bewegte.
    Die Yardbeamtin lief zum dunklen Haus, wo im Erker gerade das
Licht gelöscht wurde.
    Sie lief bis zur Haustür und vernahm die dumpfen Schritte und
das Knarren der alten Holztreppen. Es hörte sich an, als ob
jemand nach oben ginge.
    Clea umrundete das Haus. Hinten lag die Terrasse, der sich ein
wunderschöner geschwungener Seerosenteich anschloß. Die
Terrasse lag auf einer leichten Anhöhe.
    Im ersten Stock flammte das Licht auf. Clea huschte schnell nach
vorn, als
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