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Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Titel: Macabros 030: Tempel der Versteinerten
Autoren: Dan Shocker
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klassischen Nase und den
dunklen, mandelförmigen Augen richtig zur Geltung.
    Und dieser Frau, wie sie sich jetzt zeigte, nahm man das dumme
Benehmen, das sie zur Schau getragen hatte, nicht mehr ab! Ein
intelligentes Gesicht, das nun ohne die beachtliche Perücke noch
besser zur Entfaltung kam, das feine Linien zeigte, wie sie nur
wenigen Menschen eigen waren.
    Clea Malcolm war keine reinblütige Engländerin. Sie
hatte die Schönheit und das Rassige ihrer arabischen Mutter
geerbt, die Sir Henry Malcolm, ein Diplomat, in Alexandria kennen-
und lieben lernte. Clea Malcolm hatte sich schon früh für
den Polizeidienst und die Aufklärung von Verbrechen
interessiert. Ihre Laufbahn begann sie in einer privaten Detektei und
fand dann Anschluß an die Abteilung der weiblichen Beamten in
Scotland Yard. Dort zeichnete sie sich durch besondere
Tüchtigkeit und außergewöhnliche Kombinationsgabe
aus. Das fiel ihren Vorgesetzten auf und schon bald übertrug man
ihr besondere Aufgaben, die sie mit Bravour löste.
    Heute war es so weit, daß sie mit ihren siebenundzwanzig
Jahren Fälle übertragen bekam, die sonst langgedienten
Beamten und Beamtinnen zur Bearbeitung anvertraut wurden. Clea hatte
ihre eigene Methode knifflige Dinge zu lösen, und man ließ
ihr – immer im Rahmen der Gesetze und Vorschriften – freie
Hand, weil man wußte, daß sie über ein bestimmtes
Maß an Einfühlungsvermögen verfügte, mit dem man
geboren wurde und das man nicht erwerben konnte.
    »Diesmal sind wir am Ball«, fuhr sie nachdenklich fort,
ohne ihre Blicke von der Straße zu nehmen. »Im letzten
Halbjahr verschwanden sieben Frauen aus London und Umgebung, Frauen,
die allein standen, und die sich – so weit wir das durch
Rekonstruktionen beurteilen können – auf Zeitungsanzeigen
meldeten. Daraufhin haben wir sämtliche Inserenten, die im
letzten Halbjahr Anzeigen aufgaben, unter die Lupe genommen. Wir
überprüften zahlreiche Personen, kamen aber zu keinem
Ergebnis. Wir konnten zwei Heiratsschwindler festnehmen, die wir
schon lange gesucht haben, aber in keinem Fall ließ sich
nachweisen, daß sie mit den Frauen Kontakt hatten, die
später als vermißt gemeldet wurden. Auflallend ist,
daß es immer sehr gut aussehende Frauen waren.«
    Joe warf einen Blick in den Rückspiegel. »Warum haben
Sie sich nie auf eine Anzeige gemeldet, Clea?«
    »Hab’ ich. Ich habe – wie auch Jane Goodwin –
auf jene Annonce geschrieben, die Lee Batskill aufgab. Aufgrund
unserer Nachforschungen wissen wir, daß Batskill in der
Vergangenheit schon oft Anzeigen mit wechselndem Text aufgegeben hat.
Es ist unbewiesen, aber für mich ist schon jetzt klar: Batskill
ist der Mann, den wir suchen. Wir wissen, wie und wo er lebt, aber
wir wissen nicht, was aus den Frauen wurde, die Kontakt zu ihm
suchten. Mir ist es nicht gelungen, direkte Verbindung herzustellen.
Er hat diesmal Jane Goodwin vorgezogen. Aber dennoch hat unsere
Vorarbeit sich gelohnt.« Clea Malcolm hielt das flache
Anzeigegerät in der Hand und legte es neben den Chauffeur auf
den Sitz, so daß dieser ebenfalls den aufleuchtenden Impuls
ständig beobachten konnte. Joe fuhr so, daß der Impuls
ständig im Mittelpunkt des linierten Feldes blieb. Die geringste
Abweichung nach links oder rechts zeigte ihm, daß der Wagen, in
dem Lee Batskill saß, die Richtung änderte, und so konnte
auch er sich darauf einstellen. Es war sogar erkennbar, wenn der
Wagen wegen eines Verkehrshindernisses oder an einer Ampel stoppte.
Dann veränderte sich die Impulsfolge.
    »Ich halte dein Vorgehen für gefährlich,
Clea«, mußte die Scotland-Yard-Beamtin sich sagen
lassen.
    »Alles, was man im Dienst einer Organisation wie Scotland
Yard tut, ist gefährlich, Joe.«
    »So meinte ich das nicht. Du riskierst zuviel. Du hast dir
auserbeten, unbedingt auf eigene Faust vorzugehen.«
    »Anders geht es nicht. Nicht im Moment jedenfalls. Ich
muß es allein tun, um ihm auf die Finger zu sehen. Aber das ist
nicht dein Bier, Joe. Du hast den Auftrag, mich dahin zu bringen, wo
Batskills Fahrzeug jetzt hinfährt. Dann werden sich unsere Wege
trennen. Und jetzt möchte ich dich bitten, deinen Blick noch
intensiver auf die Straße zu richten und den Blick in den
Innenspiegel zu unterlassen. Ich möchte mich auf dem
Rücksitz umziehen. Dazu muß ich den duftigen Stoff und das
Nerzjäckchen ablegen.«
    »Das stört mich nicht. Ich hab’ schon mehr als eine
nackte Frau gesehen«, warf Joe ein, und zum ersten Mal zuckte
die Andeutung eines
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