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Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Titel: Macabros 026: Elixier der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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Bestie durchstießen das
Fenster. Glas splitterte. Menschen sprangen auf. Entsetzensschreie
hallten durch die Nacht.
    Carminia sah sich wie zu Stein erstarrt auf dem Balkon stehen.
Gleichzeitig fühlte sie mit dem Trieb der Spinne. Hunger
wühlte in ihren Eingeweihten.
    Die Brasilianerin nahm alles perspektivisch verzerrt wahr.
    Einmal glaubte sie sich dicht am Ort des Geschehens, dann wieder
war sie so weit davon entfernt, daß sie die Gaststätte,
aus dem Haus laufende Menschen und die Spinne nur als winzige,
zuckende Punkte wahrnahm.
    Es fauchte und raschelte. Die Bestie stieß ruckartig ihren
chitingepanzerten Kopf durch die zerschlagene Glasscheibe. Genau
unter dem Fenster saß eine junge Frau. Sie trug eine rote
Strickweste, darunter eine altrosafarbene Bluse.
    Das Gesicht der Frau war ganz nahe. Ein junges schönes, aber
nun verzerrtes Gesicht. Ein Mund, der eben noch gelacht hatte, verzog
sich zu einem schrecklichen Aufschrei. Die kantigen Greifzangen
fuhren über Brust und Gesicht hinweg. Der Stoff riß auf,
der BH wurde zerfetzt. Blutstropfen rollten über weiße,
makellose, jugendliche Haut.
    In den Augen stand das namenlose Grauen.
    Die Spinne hob den leichten Mädchenkörper von der
rustikalen Holzbank. Die großgemusterten Kissen flogen zur
Seite.
    Das Opfer war unfähig, auch nur eine Abwehrbewegung zu
machen.
    Der rasselnde Atem aus dem Rachen der Riesenspinne, das geifernde
Maul, die mahlenden Kiefer… die junge Engländerin wurde vor
Angst bewußtlos.
    Sie wurde über die Fensterbank nach draußen in die
Nebelnacht gezogen.
    Flaschen und Gläser kippten um, als ihre Beine gegen die
Tischplatte schlugen und darüber hinwegrutschten.
    Die Menschen in dem kleinen Raum flohen schreiend in die Nacht
hinaus. Ein Mann war beherzt genug, eine leere Whiskyflasche nach dem
Ungetüm zu schleudern. Sie klatschte gegen den Chitinleib der
Spinne. Die zuckte nur kurz zusammen.
    Im gleichen Augenblick fuhr auch Carminia Brado auf dem Balkon
ihres Hotelzimmers zusammen. Sie spürte den brennenden Schmerz
in ihrer linken Bauchhälfte.
    Sofort waren die Gefühle der Spinne wieder in ihr.
    Rasch lief das Tier auf seinen acht Beinen davon, tauchte in Nacht
und Nebel unter und schleppte in seinen Greifwerkzeugen das reglose
Opfer mit.
    Die Riesenspinne suchte Unterschlupf in einem alten Lagerschuppen.
In der Abgeschiedenheit der Halle, weit genug entfernt vom Ort des
Geschehens, lösten die scharfkantigen Zangen die
Kleidungsstücke vom Leib des Opfers.
    Die zerrissene Strickjacke und die zerfetzte Bluse flogen achtlos
in eine Ecke des Schuppens.
    Dann machte die Bestie sich über ihr Opfer her. Die
Greifzangen und die mahlenden Kiefer lösten streifenweise das
Fleisch von den Knochen.
     
    *
     
    Sie schrie leise auf.
    Plötzlich wurde sie wach. Endlich!
    Carminia Brado atmete tief durch. Sie war schweißgebadet am
ganzen Körper, und ihr Neglige klebte auf ihrer Haut.
    Die Brasilianerin schüttelte sich. Der schreckliche Traum
stand in allen Einzelheiten unmittelbar nach dem Aufwachen vor ihrem
geistigen Auge.
    Carminia schloß die Lider. Nur ein Traum! Alles – auch
das Geschehen im Haus des Schauspielers?
    Die Eindrücke verwischten.
    Die dunkelhäutige Schönheit stieg aus dem Bett. Sie
fühlte sich matt und zerschlagen, als hätte sie die ganze
Nacht kein Auge geschlossen. Carminia fuhr sich durch die Haare und
ging langsam ins Bad, um sich frisch zu machen.
    Wie kam sie eigentlich in ihr Hotel? Sie konnte sich nicht daran
erinnern. Offenbar hatte Helen Carter sie hergefahren. Eine andere
Möglichkeit gab es gar nicht.
    Der Sherry! Es mußte der Sherry sein, den sie getrunken
hatte…
    Offenbar hatte sie doch mehr getrunken, als sie ursprünglich
dachte.
    Ihr Schädel dröhnte.
    Wie war das eigentlich mit dem Traum gewesen? Plötzlich war
alles verschwunden, und sie zermarterte sich vergebens das
Gehirn.
    Nach der Toilette schlüpfte sie in ihren Morgenmantel und
ging zum Fenster, das der Themse gegenüberlag. Carminia zog die
Vorhänge zurück. Trübes, graues Tageslicht flutete
herein.
    Der Verkehr rollte über die Westminster Bridge, die roten,
einstöckigen Busse, typisch für das Londoner
Straßenbild, wirkten wie riesige Farbtupfer in der grauen
Atmosphäre.
    Viele Passanten waren auf den Straßen, noch mehr Taxis.
    Carminias Blick ging über die Alleebäume hinüber zu
den Schiffsanlegestellen an der Themse.
    Viel Betrieb schon am frühen Morgen, stellte sie
beiläufig fest. Aber dann erkannte sie, daß
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