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Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Titel: Macabros 026: Elixier der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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nicht ein
einziges Schiff ablegte.
    Dort unten standen die Menschen in Gruppen zusammen. Es war ein
richtiger Menschenauflauf. Mehrere Boote schwammen auf dem grauen,
schmutzigen Wasser, Polizisten suchten mit langen Stangen das
ufernahe Gelände ab. In der Mitte der Themse schaukelte
ebenfalls ein Boot. Ein Froschmann sprang über Bord.
    Weiter hinten, an einem einfachen kleinen Haus, in dem eine
Hafengaststätte untergebracht war, entdeckte Carminia ebenfalls
eine Menschentraube – und auch dort wieder Polizisten, die die
nähere Umgebung absuchten oder sich mit Passanten und Arbeitern
unterhielten. Was war geschehen?
    Eine brennende Neugierde erfüllte Carminia mit einem Mal
– und ein Gefühl von Unwohlsein. Irgend etwas in ihr sagte
ihr, daß dort unten etwas Schreckliches passiert war. Etwas,
von dem sie eigentlich wissen müßte.
    Ihr Traum…
    Nein! Sie stand doch heute nacht auf dem Balkon und hatte etwas
gehört und gesehen… Was war es nur gewesen?
    Die Brasilianerin kleidete sich schnell an. Es war neun Uhr.
Eigentlich müßte sie jetzt hinunter in den
Frühstücksraum.
    Aber eigenartig, sie fühlte sich überhaupt nicht
hungrig.
    Dabei hatte sie doch seit gestern mittag keinen Bissen zu sich
genommen.
     
    *
     
    Sie ging hinunter und mischte sich unter die Menschen, die hier an
der Themse standen.
    Offenbar war jemand ertrunken. Man suchte die Leiche.
    Carminia, im herbstlichen Kostüm, zog fröstelnd die
Schultern hoch. Hier, direkt am Fluß, war es empfindlich
kühl, und ein kalter Wind blies.
    Ein leiser Nieselregen setzte ein. Viele, die hier morgens zu
Fuß gingen, hatten Regenzeug oder Schirm dabei.
    Carminia war nicht so ausgerüstet. Zum Glück fielen nur
ein paar Tropfen und regnete es sich nicht ein.
    Sie befand sich auf der Höhe der Hafengaststätte. Ein
eingeschlagenes Fenster wurde von der Polizei untersucht. Unterhalb
des Fensters stießen die Beamten auf klebrige Fäden.
Carminia wurde unwillkürlich an die Vorgänge auf dem
Ponyhof erinnert, an dem sie gestern nachmittag vorbeifuhren.
    Sie hörte, wie zwei alten Frauen sich unterhielten, und fing
einige Wortfetzen auf.
    »… Der Wirt sagt, daß ein Ungeheuer durch das
Fenster gekommen sein soll!«
    »Unmöglich!«
    »Wenn ich es Ihnen sage…«
    »So etwas gibt es nicht…«
    Carminia ging weiter und blieb plötzlich stehen. Sie hatte
etwas gesehen. Dieses rote Haar! Eine solche Farbe trug nur eine:
Helen Carter.
    Carminia drehte sich blitzschnell um.
    Nur drei Schritte von ihr entfernt kam die Frau die schmale Treppe
herab, die zu den Kaianlagen führte.
    Die Brasilianerin lief auf die Reporterin zu, noch ehe sie einen
Polizisten winken konnte, der sich gerade eine Zigarette
anzündete.
    »Helen!« entfuhr es der Brasilianerin. »Gut,
daß ich Sie treffe!«
    Helen Carters Augen wurden schmal. »Helen?« murmelte sie
verwundert und blickte auf die dunkelhäutige Frau. »Ich
wüßte nicht, daß wir uns kennen!«
    Carminia fuhr unmerklich zusammen. »Sie sind doch Helen
Carter, die Journalistin, nicht wahr?«
    »Ja, die bin ich.«
    »Ich bin Carminia Brado.«
    »Da ist möglich. Aber ich kenne Sie nicht!«
    »Aber Helen. Sie… Sie haben mich gestern doch zum
Landhaus gefahren, das Donovan Bradley kaufen wollte und in das er
mit Sheila Martens gegangen war, um es zu
überprüfen.«
    Helen Carter zuckte die Achseln. »Tut mir leid, Sie
verwechseln mich, Miss Brado.«
    »Nein, ich verwechsle Sie nicht! Sie sind Helen Carter. Sie
arbeiten für ›Ladys Mag‹…«
    »Richtig.«
    »Sie haben mit mir telefoniert. Erinnern Sie sich nicht an
meinen Anruf aus Genf?«
    »Nein, es tut mir leid…«
    »Wir haben uns auf dem Heathrow Airport getroffen. Sie haben
mir noch dieses Hotel da drüben reserviert.«
    »Sie irren sich…«
    Es war zum Verrücktwerden. Carminia fühlte es
siedendheiß in sich aufsteigen. Doch sie blieb ruhig. Irgend
etwas mußte mit Helen Carter geschehen sein, daß sie sich
nicht mehr erinnern konnte.
    »Wir haben gestern abend bei Donovan Bradley und Sheila
Martens in dem Landhaus einen Sherry getrunken. Ich nehme an, man hat
uns etwas hineingetan…«
    »Sie irren, Miss Brado! Ich bin gestern abend überhaupt
nicht weggewesen! Ich hatte in der Redaktion zu tun.«
    Carminias Lippen bildeten einen schmalen Strich in ihrem edel
geformten Gesicht. Sie blieb noch immer ganz ruhig, auch wenn die
Erregung in ihr zunahm. »Sie haben einen Bericht über
Sheila Martens geschrieben, Helen…«
    Helen Carter schüttelte kaum
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