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Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Titel: Macabros 026: Elixier der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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merklich den Kopf. Sie redete
ebenfalls sehr leise und ruhig und musterte Carminia eingehend, aber
nicht übermäßig auffällig.
    Carminia wurde das Gefühl nicht los, daß Helen Carter
sie für eine Verrückte hielt. Genauso ruhig und gelassen
redete sie sie jetzt an.
    »Nein, Miss Brado, ich habe nie einen Bericht über Miss
Martens geschrieben. Ich habe zwar über Miss Martens schon
gehört und auch gelesen, aber im ›Lady Mag‹ hat nie
ein Bericht über sie gestanden.«
    »Ich kann Ihnen das Gegenteil beweisen, Helen.« Carminia
sah, daß es ihrem Gegenüber unangenehm war, ständig
mit dem Vornamen angeredet zu werden, aber die Journalistin machte
deswegen keinen Einwand. Offenbar war sie der Meinung daß man
eine Verrückte nicht auf Etikette aufmerksam machen dürfe,
um sie nicht unnötig zu reizen.
    »Da bin ich aber sehr gespannt.«
    »Sie erinnern sich an die Ausgabe Nummer 18?«
    »Natürlich. Sie ist seit Dienstag dieser Woche auf dem
Markt.«
    »In dieser Ausgabe Ihres Magazins steht der Bericht über
Sheila Martens. Er ist mit Ihrem Namen unterzeichnet.«
    »Ausgeschlossen! Aber das kann ich Ihnen beweisen. Das
Magazin ist noch im Handel. Nur ein paar Schritte von hier entfernt
steht ein Kiosk. Ich werde ein Heft holen…«
    »Darf ich Sie begleiten, Helen?«
    »Wenn Sie denken, daß es notwendig ist.«
    »Ja, das denke ich. Entschuldigen Sie meine
Aufdringlichkeit!«
    Die ganze Situation steckte voller Rätsel.
    Helen Carter hatte offensichtlich das Gedächtnis verloren,
die Erinnerung an bestimmte Dinge. Auch ihr, Carminia, ging es
ähnlich. Sie konnte nicht klären, wie und wann sie nach
London gekommen und von wem sie zurückgebracht worden war.
    Am Kiosk erstand Helen Carter Ladys Mag Nr. 18.
    Sie blätterte die Seite auf, wo ihre Spalte begann. Dort
prangte ihr Konterfei.
    »Ich bespreche Alltagsprobleme, Miss Brado und zeichne
für ausgefallene Kochrezepte verantwortlich«, sagte sie,
und es klang ein bißchen spitz, ohne daß sie das
eigentlich wollte.
    Carminia sah es selbst. Tatsächlich, es stimmte. In dem
ganzen Heft stand nicht ein einziges Wort über Sheila
Martens.
    »Ich schenke Ihnen das Heft, Miss Brado«, vernahm sie
die Stimme der Journalistin wie aus weiter Ferne. Das Blut rauschte
in Carminias Ohren. »Die Rezepte sind sehr interessant,
schmackhaft und dabei nicht teuer. Vielleicht probieren Sie mal das
eine oder andere aus?«
    Helen Carter ging. Carminia sah ihr nach, wie sie sich der Treppe
näherte, die zur Themse hinabführte.
    Die Brasilianerin lief ihr nach, das Heft in der Hand.
    »Noch eine letzte Frage, Helen… Pardon, Miss Carter:
Warum sind Sie hier? Was interessiert Sie so sehr?«
    »An dem Menschenauflauf? Was passiert ist! Ich bin so
neugierig wie andere auch. Dieses Polizeiaufgebot ist nicht
alltäglich. Ich bin zufällig darauf gestoßen.
Jenseits der Themse liegt das Redaktionsbüro. Ich war auf dem
Weg nach dort. Wenn ich dabei etwas entdecke, das interessant zu
werden verspricht, dann arbeite ich das natürlich nicht selbst
aus. Es paßt schlecht in die von mir bearbeitete Spalte. Aber
ich könnte einem Kollegen oder einer Kollegin einen Wink geben.
Auf Wiedersehen, Miss Brado!«
    Carminia war nicht in der Lage, noch etwas zu sagen. Sie nickte
nur. In ihrem Hirn kreiste es, und wie glühende Lava floß
das Blut durch ihre Adern.
    Dämonenwerk!
    Sie ahnte plötzlich, was geschehen war.
    Sie war in eine Falle getappt!
    In einer Zeitschrift hatte sie etwas gelesen, was überhaupt
nicht drin stand. Auf diese Weise war sie zunächst mal neugierig
gemacht und aus der Wohnung gelockt worden. Die Sorge um Björn
hatte sie nachlässig werden lassen. Sie hatte sich die Dinge zu
wenig überdacht.
    Die Helen Carter, mit der sie zusammengetroffen war, hatte mit der
Helen Carter, die sie durch Zufall eben traf – überhaupt
nichts zu tun!
    Was war mit ihr geschehen? Was hatte man mit ihr vor?
    Sie mußte so schnell wie möglich zu dem Landhaus, in
dem Sheila Martens und Donovan Bradley wohnten.
    Wohnten sie wirklich da – oder war auch das ein Teil des
schrecklichen Alptraums, den sie durchmachte?
    Carminia mußte es genau wissen.
    Drei Minuten lang stand sie noch an der Böschung, starrte
hinab auf die Menschen, die Gaststätte und sah dann nach links,
wo vor einem Schuppen plötzlich mehrere Personen zusammenliefen,
als dort ein Uniformierter auftauchte und etwas in der Hand
hielt.
    Es war etwas Rotes aus Stoff und sah aus wie eine zerrissene
Jacke.
    Carminia wandte
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