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Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Titel: Macabros 024: Marionetten des Schreckens
Autoren: Dan Shocker
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gegen seine Brust.
    Björn taumelte, flog gegen den Schrank, zog seinen Arm, der
die Waffe führte, noch zurück und stieß abermals zu.
Diesmal mitten in den Leib. Aber wieder war da ein Loch.
    Das schrille, häßliche Kichern aus dem langen,
zuckenden Hals klang triumphierend. Phantoma befand sich in
Höchstform.
    Der junge Mexikaner war das Ziel der Unheimlichen, die in der
Gestalt eines Höllenvogels hier eingedrungen war.
    Es ging Schlag auf Schlag.
    Der schrecklich anzusehende Riesenvogel, der herumwirbelte, schlug
seine Krallen in Pepes Brust. Wie ein Federgewicht wurde der Junge in
die Höhe gerissen, als wäre der Vogel Greif aus der Sage zu
ghulischem Leben erwacht.
    Pepe schrie.
    Björn war noch zwei Sekunden lang zu benommen, um eingreifen
zu können. Er warf sich instinktiv nach vorn, erwischte den
hornartigen, gezackten Schwanz der Kreatur, die eine Mischung
zwischen Vogel Greif und Echse war und wurde mit nach vorn
geschleppt.
    Das unheimliche Wesen schrumpfte, und seine Hände glitten am
Schwanz ab. Die Spannweite der Flügel wurde geringer. Wie von
einem gewaltigen Sog gepackt, schoß das Unwesen mitsamt Pepe
aus dem Kabinenfenster.
    Es krachte dumpf. Pepe schlug mit Kopf und Rücken gegen die
Wandverkleidung.
    Der Kopf des Jungen kippte schlaff auf die Seite, und seine
Bewegungen erstarben.
     
    *
     
    Hellmarks Körper war schweißüberströmt.
    Die Begegnung mit der ungeheuerlichen Phantoma forderte das letzte
von ihm ab, und er konnte sich keine Ruhe gönnen.
    Er durfte Pepe nicht unbeobachtet lassen und mußte wissen,
wohin sie ihn brachte.
    Er sollte als Geisel benutzt werden. Phantoma hatte ihre
Pläne geändert. Aus welchem Grund, wußte er
nicht.
    Björn taumelte auf die Liege zu, auf der Pepe gerade noch
gesessen hatte.
    Der Deutsche war kreidebleich. Seine Haut schien langsam
durchsichtig zu werden. Er mobilisierte seine Kraftreserven. Auf
Kosten seines Originalkörpers ging es, als er sich von einer
Sekunde zur anderen entschloß, seinen Doppelkörper
entstehen zu lassen, um den Weg des unheimlichen Vogels mit dem
entführten Pepe zu verfolgen.
     
    *
     
    Er kippte langsam nach hinten, als ob jegliches Leben aus seinem
Körper weiche. Matt und kraftlos lag er da, seine Augenlider
schlossen sich und waren durchscheinend wie ein seidiges
Gespinst.
    Carminia eilte auf ihn zu.
    »Björn?« rief sie leise und schüttelte an
seinen Schultern. Er reagierte nicht. Sein Puls ging langsam. Kalter
Schweiß bedeckte seine Haut, seine Atemzüge erfolgten in
großen Zeitabständen und waren schwach.
    Die Brasilianerin bettete den Geliebten, so gut es ging. Sie
kannte diesen Zustand, das war genau das Gegenteil des sogenannten
»Majavi-Rupa«, das Björn so hervorragend beherrschte,
und in dem sowohl der körperliche als auch der ausgeschiedene
Doppelgänger zur gleichen Zeit lebendig, voll ansprechbar und
handlungsfähig waren.
    Hier jedoch geschah genau das Gegenteil. Je stärker der eine
Körper materialisierte, desto schwächer wurde der
zurückgebliebene physische Leib.
    In einem solchen Zustand, das wußte die Brasilianerin,
konnte Björn sterben, und Carminias Angst flutete wie eine Welle
durch ihren Körper und peitschte ihr Blut.
    »Björn. Kannst du mich hören?«
    Er reagierte nicht. Sie konnte ihn jetzt nicht
zurückrufen.
    Sie stürzte zum Fenster und sah in der Ferne des grauen,
verschwommenen Himmels einen winzigen, verschwindenden Punkt.
Irgendwo in dieser Ferne hielt sich nun auch Hellmarks
Zweitkörper, Macabros, auf.
     
    *
     
    Er fühlte sich leicht wie eine Feder, und genau so schwebte
er durch die Lüfte.
    Unter ihm lag die Weite des sich leicht kräuselnden Ozeans,
über ihm ein matter, lichtundurchlässiger Himmel, hinter
dem die Sonne nur zu ahnen war.
    Macabros schwebte wie ein Geist zwischen dem grauen Gewölk
und sah vor sich den braunen, bizarren, urwelthaften Vogel, der den
bewußtlosen Pepe zwischen den Krallen hielt.
    Hellmarks Ätherkörper glitt wie schwerelos durch die
Luft. Er konnte als Macabros praktisch alles machen, was einem
normalen Körper aus Fleisch und Blut unmöglich war.
    Er hätte jetzt ins Meer eintauchen und sich wie ein Fisch
unter Fischen bewegen können. Sauerstoff benötigte er
nicht.
    Er hätte durch ein Flammenmeer wandern können, ohne
daß diesem Körper auch nur ein Haar gekrümmt worden
wäre.
    Er konnte sich damit in flüssigen Körpern bewegen,
konnte feste Wände durchdringen wie ein Geist und sich auch im
luftleeren, eisigen Weltenraum
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