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Macabros 009: Blutregen

Macabros 009: Blutregen

Titel: Macabros 009: Blutregen
Autoren: Dan Shocker
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muß nur
suchen.«
    »Man sagt, daß Menschen durch den Einfluß einer
bösen Macht gezwungen würden, zu töten. Plötzlich
würde es sie überfallen. Könnten sie diesem Zwang
nicht folgen – würden sie den Verstand verlieren. Man sagt,
daß nachts ein riesiger schwarzer Vogel auf der Schwelle des
Hauses sitze und jeden, der sich dem Eingang nähere, furchtbare
Schnabelhiebe versetzen würde. Sie wollen das Haus wirklich
kaufen?«
    »Ja.«
    »Aber ich verkaufe nicht mehr.«
    Baring schluckte. Die Alte war schon mehr als komisch. Sie steckte
voller Widersprüche.
    »Und warum nicht?« fragte er.
    »Wenn Sie es wirklich haben wollen, werde ich es Ihnen
schenken.«
     
    *
     
    Christopher Baring glaubte sich verhört zu haben.
    Ungläubig blickte er die Alte an.
    »Ja«, bekräftigte sie, was sie eben gesagt hatte.
»Ich möchte es Ihnen schenken.«
    Catherine Muxley war nicht mehr ganz klar, dieser Gedanke setzte
sich in ihm fest.
    Wie konnte man ein Haus an einer solchen Stelle verschenken? Das
Haus selbst war vielleicht nicht mehr viel wert, aber das
Grundstück! Bei den derzeitigen Grundstückspreisen!
    »Das kann ich nicht annehmen.«
    Wahrscheinlich hatte sie durch ihr Verhalten alle Interessenten
auf diese Weise vor den Kopf gestoßen, überlegte Baring.
Vielleicht waren sie stutzig geworden, als sie den Preis
hörten.
    Und gerade dadurch hatte sie die Phantasie der Klienten erst recht
angeregt. Kein Mensch verkaufte so billig. Da stimmte doch etwas
nicht.
    War alles nur Gerede? Er spürte plötzliche Zweifel
aufsteigen. War alles – künstlich aufgebauscht worden? Im
Laufe dreier Jahrhunderte konnte so manches passieren. Vor allen
Dingen dann, wenn sich Dichtung und Wahrheit mischten und man nicht
mehr wußte, was Dichtung, was Wahrheit war.
    »Das können Sie nicht annehmen?« vernahm er ihre
Stimme. Er wurde aus seinem Nachdenken gerissen. »Schön,
dann zahlen Sie mir etwas! Geben Sie mir – einen Penny, Mister
Baring, einen einzigen Penny für mein Haus, und es gehört
Ihnen. Dann haben Sie es gekauft, dann brauchen Sie sich keine
Gewissensbisse zu machen. Wir werden einen Kaufvertrag machen, wir
werden die Sache beim Notar regeln. Für einen einzigen Penny
gehört ’Cork’s House’ Ihnen. Sie können Ihre
Forschungen durchführen, und ich habe etwas für diese
Forschungen getan. So kommt jeder auf seine Kosten.«
    Es gab keinen Zweifel: sie wollte das Haus unbedingt loswerden. In
Wirklichkeit hatte sie sich nie gesträubt, nie davor gewarnt.
Die Leute hatten es nur nie haben wollen, dieses unheimliche Haus,
von dem keiner wirklich wußte, was es damit auf sich hatte.
     
    *
     
    Als er bei noch immer strömendem Regen aus der Dean-Street
wegfuhr, roch er nicht nur nach Katzen, sondern steckte auch voller
Gedanken, Überlegungen und Zweifel.
    Ein Haus für einen Penny, ein Grundstück, das viele,
viele tausend Pfund wert war – für einen einzigen Penny! Er
konnte es nicht fassen. Manchmal glaubte er, selbst den Verstand
verloren zu haben.
    Mechanisch ließ er sich von den vorfahrenden Wagen zur
Peripherie lotsen, wo der Verkehr dünner wurde.
    Ruhig steuerte er den Bentley Richtung Westen. Der Himmel war
schwarz, die Alleebäume wurden verschwommene Schemen, zwischen
denen Nebelschwaden zogen.
    Lange Zeit war er der einzige auf der Straße. Er fuhr nicht
schnell. Seine Gedanken beschäftigten sich mit der Begegnung
zwischen der alten Catherine Muxley und ihm. Er war einerseits
beglückt, daß er die augenblickliche Besitzerin des Hauses
so schnell gefunden hatte und daß das Gespräch nicht
völlig fruchtlos gewesen war. Da fiel ihm ein, daß
Catherine Muxley aber gar nicht mehr die Besitzerin war. Er, Baring,
war jetzt Besitzer. Zwar gab es keinen Kaufvertrag, der von einem
Notar beglaubigt gewesen wäre, aber er hatte der Muxley auf
deren Drängen tatsächlich einen Penny, einen
lächerlichen Penny in die Hand gedrückt.
    »Cork’s House« gehörte ihm.
    Der Vorgang brauchte nur noch schriftlich fixiert zu werden.
    Hatten sich anfangs noch Zweifel gemeldet, daß die Alte
durch ihr widersprüchliches und undurchsichtiges Verhalten zu
der allgemein verbreiteten Meinung beitrug, so mußte er jetzt
wieder an Camilla Davies denken, die während einer Seance im
Forschungslabor von »Cork’s House« zu sprechen
angefangen hatte. Das Labor lag zehn Meilen von der Stelle entfernt,
wo dieses alte Gebäude stand.
    Christopher Baring zündete sich gedankenverloren eine
Zigarette an. Das gleichmäßige
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