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Macabros 009: Blutregen

Macabros 009: Blutregen

Titel: Macabros 009: Blutregen
Autoren: Dan Shocker
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war schwer, einen Geist aufzustöbern und der
Öffentlichkeit zu beweisen, wann es sich um Täuschung und
wann um einen echten Spuk handelte.
    Man belächelte Baring und seine Arbeit. Von manchen
sogenannten »ernsthaften« Wissenschaftlern wurde er sogar
für verrückt gehalten.
    Baring störte nicht, was man von ihm hielt. In seinem
Büro existierten Protokolle von seltsamen und
unerklärlichen Begegnungen, die Menschen in Häusern, Ruinen
und Schlössern gehabt hatten. In vielen Fällen machten sich
die Leute wichtig, aber den Betrug konnte man schnell nachweisen.
Doch es blieben genug ungeklärte Vorfälle übrig, um
ganze Bücher damit zu füllen.
    Es gab Dinge, die der normale Menschenverstand nicht begreifen
konnte – oder nicht begreifen wollte.
    Der Verstand wehrte sich gegen das, was er nicht logisch im Sinne
der klassischen Naturwissenschaften begründen konnte.
    Es gab Menschen, die mit außergewöhnlichen Kräften
ausgestattet waren.
    Baring hatte nicht nur die bekannten Geisterhäuser und
-erscheinungen untersucht, er hatte sich auch besonders der Menschen
angenommen, die eine Antenne für die Welt des Unsichtbaren
hatten.
    All diese Dinge beschäftigten ihn, während er zwischen
zwei Taxis eingekeilt durch die Londoner Innenstadt fuhr. Er war auf
dem Weg nach Soho.
    Es war Abend. Die Lichtreklamen leuchteten, die Scheinwerfer der
entgegenkommenden Autos spiegelten sich in den regennassen
Straßen.
    Kaum Passanten auf den Bürgersteigen. Es regnete schon den
ganzen Tag.
    Christopher Baring mußte anhalten. Vor ihm sprang eine Ampel
auf Rot.
    Der schlanke Mann mit der spitzen Nase und den tiefliegenden Augen
blickte versonnen auf die Straße, ohne sie richtig
wahrzunehmen.
    War er am Ziel seines Lebens?
    Diese Frage stand plötzlich in seinem Bewußtsein, aber
er verdrängte sie. So pathetisch durfte er nicht fragen,
kritisierte er sich. Vielleicht hatte er einen Meilenstein erreicht,
aber noch kein Ziel.
    In den letzten Wochen hatte sich vieles ereignet. Die Arbeit mit
dem Medium Camilla Davies aus einer kleinen Ortschaft in Wales war
äußerst fruchtbar gewesen.
    Es gab keine Zeugen von dem, was sie unternommen hatten, wie tief
sie in die Geheimnisse des Lebens eingedrungen waren.
    In Trance hatte das Medium etwas gesagt, was ihn seither nicht
mehr losließ. Der Begriff »Cork’s House« war
gefallen.
    Camilla Davies war sehr erschrocken, sehr verängstigt
gewesen, ihr Puls war bis auf einhundertsechzig emporgeschnellt.
Baring hatte das Experiment abbrechen müssen, um das Medium
nicht zu gefährden.
    So war das uralte Haus, für das er sich schon immer
interessiert hatte, erneut in sein Bewußtsein gerückt. Er
hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um zu erfahren, wer derzeit
Eigentümer dieses Hauses war.
    Er hatte den Namen einer alten Frau erfahren, die Catherine Muxley
hieß und in der Dean Street wohnen sollte.
    Er war aufgeregt, ohne es sich erklären zu können. Oder
gab es doch eine Erklärung dafür? »Cork’s
House« barg ein Geheimnis. Warum hatte Camilla Davies
plötzlich davon gesprochen? Welche Botschaft hatte sie
verspürt?
    Christopher Baring startete wieder.
    Er kam an der National-Galery vorbei, fuhr um den Kreisel, schwamm
im Verkehrsstrom mit.
    Der Dauerregen hielt an. Eine dichte Dunstglocke hing über
der Stadt.
    Es war März. Es hatte schon ein paar milde Sonnentage
gegeben. Aber nun schien der Winter mit aller Gewalt
zurückgekommen zu sein.
    Es war kühl und windig. Eine Grippeepidemie suchte die Insel
heim.
    Mechanisch steuerte er den Wagen durch Soho. In der Dean Street
konnte er gut parken.
    Er fand das Haus, das in einem Hinterhof lag, nicht auf
Anhieb.
    Mit aufgespanntem Regenschirm suchte er die nähere Umgebung
ab.
    Christopher Baring lief um eine große Pfütze herum, die
sich vor der Haustür gebildet hatte.
    Knarrend öffnete er die Tür.
    Muffiger Geruch schlug ihm entgegen.
    Bis er die Treppen zum dritten Stockwerk emporgestapft war, hatte
er sich daran gewöhnt.
    In der dritten Etage wohnte Catherine Muxley.
    Baring drehte an der alten Klingel.
    Es hörte sich an wie ein verrostetes Zahnrad.
    Er wartete.
    Nach einer Minute klappte drinnen eine Tür.
    »Wer ist da?« krächzte eine Stimme.
    »Professor Baring, Madam.«
    »Professor? Hab keinen bestellt. Sie müssen sich in der
Tür geirrt haben.«
    Hinter der zu einem Drittel verglasten Wohnungstür machte
Baring die verschwommenen Umrisse einer kleinen, etwas gedrungenen
Person aus.
    Unten an der Tür kratzte
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