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Macabros 008: Die Geister-Höhlen

Macabros 008: Die Geister-Höhlen

Titel: Macabros 008: Die Geister-Höhlen
Autoren: Dan Shocker
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verbesserte sie ihn.
    Sie hatte ein großes Gebiß und Sommersprossen. Sie war
keine Schönheit. Aber sie war lustig. »Kommen Sie rein,
Grandpa!« sagte sie zu ihm. Sie war Anfang zwanzig. »Wenn
Sie ’ne Tasse Kaffee mittrinken wollen, lad ich Sie
ein.«
    Clinch murmelte etwas in seinen Bart. »Gern. Aber nur
’nen Schluck. Ich hab nicht viel Zeit. In diesem
Riesenbienenkorb gibt’s hundertfünfzig Wohnungen.
Dreißig muß ich bis um eins noch schaffen. Ich muß
mich dranhalten.«
    Er mimte gewandt den geschäftigen Handwerker.
    Clinch hantierte am Sicherungskasten herum, drückte die
Knöpfe herunter und schraubte dann im Bad die Trafosteckdose ab.
In der Küche hörte er, wie Mrs. Whirk rumorte.
    »Meine Kaffeemaschine geht nicht mehr«, wunderte sie
sich.
    »Gleich wieder in Ordnung, Misses! Ich habe den Strom
abgestellt.«
    Er schraubte die Dose wieder an und drückte alle Schalter im
Sicherungskasten wieder in die Höhe. Dann blieb Clinch noch
fünf Minuten, nahm zwei Schluck von dem heißen Kaffee und
ging dann wieder. »Sie müssen verstehen, ich bin spät
dran.«
    Er warf einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr.
    Viertel nach elf. Wenn alles plangemäß über die
Bühne gehen sollte, mußte er sich dranhalten.
    Die mystische Gestalt aus dem Reich der Finsternis, die auf sein
Rufen hin aufgetaucht war, hatte ihm zu verstehen gegeben, daß
werktags zwischen halb zwölf und zwölf Reginald Dickson in
seine Wohnung zurückkehren würde. Von hier aus suchte er
dann ein Restaurant an der Ecke auf, wo er gegen halb eins
eintraf.
    Clinch fuhr zwei Stockwerke höher.
    Er blieb einige Minuten lang am Fenster des Korridors stehen und
starrte hinunter auf die belebte Straße. Der Lärm klang
gedämpft. Die Fenster schlossen schalldicht.
    Dann drückte Clinch die Klingel an der Nachbarwohnung, die
links neben der Dicksons lag.
    Hier öffnete ein kleines Mädchen.
    »Ist deine Mam da?« fragte Morton Clinch freundlich.
    »Nein, die ist in den Supermarkt gegangen. Unser Vati kommt
heute mittag nach Hause. Da braucht sie noch eine Konservendose. Wir
hätten sonst nicht gekocht.«
    Clinch grinste. »Na, dann freut ihr euch aber, wie?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Ob Daddy wieder schreit.«
    »Ja, schreit er denn so oft?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    Die Kleine mit den geflochtenen Zöpfen war höchstens
acht Jahre alt. Ihre Stupsnase hatte sie weit nach oben gereckt. Sie
schien die Marotte an sich zu haben, nur mit halben Sätzen zu
antworten, um wieder eine Gegenfrage zu provozieren.
    »Darauf, ob Mutti die richtige Konserve erwischt. Meistens
mag Daddy nämlich keine. Willst du zu meinem Daddy?«
    »Ich will in eure Wohnung. Mit dem elektrischen Licht ist
etwas nicht in Ordnung. Kann ich ganz schnell nachsehen und
reparieren?«
    »Okay, komm rein!« Sie trat zur Seite.
    »Wie heißt du denn?« wollte Clinch wissen. Er
klappte seine schwarze Werkzeugtasche auf und nahm einen
Schraubenzieher heraus.
    »Nancy.«
    Bevor er zwei Steckdosen im Flur aufmachte und so tat, als
würde er etwas daran machen, schaltete er die Sicherungen
aus.
    Ununterbrochen plauderte er mit der Kleinen, die ihn mit Fragen
bombardierte. Er gab ihr fachmännisch klingende Antworten, weil
sie alles darüber wissen wollte, wie das Licht in die Leitungen
kam und ob die so lang waren, daß sie bis zum nächsten
Elektrizitätswerk reichten.
    Er blieb so lange, bis er hörte, daß der Lift in die
Höhe rauschte, dann hatte er es plötzlich sehr eilig, die
Schalter im Sicherungskasten wieder hochzudrücken.
    Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Schließlich war er
kein erfahrener Mörder. Aber er hatte einen Mord im Sinn.
    Dickson! schoß es ihm durch den Kopf. Das war seine
Zeit.
    Clinch öffnete kaum merklich die Tür. Von hier aus sah
er den Lift, der sich öffnete. Ein stattlicher Mann kam
heraus.
    Diesen Mann kannte er. Den hatte er letzte Nacht in einer
magischen Vision vorgestellt bekommen.
    Clinch öffnete die Tür vollends, verabschiedete sich von
Nancy und meinte: »Jetzt kann deine Mutter wieder kochen, ohne
daß sie Angst haben muß, einen elektrischen Schlag zu
bekommen.«
    Er sagte es laut genug, so daß Reginald Dickson, ob der nun
wollte oder nicht, diese Bemerkung hören mußte.
    Clinch kam mit seiner schwarzen Tasche unter dem Arm aus der
Wohnung.
    Dickson steckte gerade den Türschlüssel ins
Schloß.
    Der Alte raschelte mit seinem Zettel, den er aus der Brusttasche
seines Arbeitsanzuges
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