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Macabros 008: Die Geister-Höhlen

Macabros 008: Die Geister-Höhlen

Titel: Macabros 008: Die Geister-Höhlen
Autoren: Dan Shocker
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Leiche.
    Clinch mußte mit einem Male lachen. Ein nie gekanntes
Triumphgefühl ergriff von ihm Besitz.
    Das war Macht! Er hatte die Elemente bezwungen, sein Dasein in
eine neue Form gepreßt. Alles hatte sich verändert, von
Grund auf.
    Er zog Dicksons Kleider an.
    Er zweifelte daran, daß sie ihm paßten. Dickson war
zwei Köpfe größer als Clinch gewesen.
    Aber alles paßte.
    Wie angegossen.
    Da hielt Clinch es nicht länger aus. Er lief in das
Badezimmer.
    Vor dem Spiegel zuckte er zusammen. Aber er war nicht mehr Clinch.
Ein neues Gesicht blickte ihn an, ein Fremder.
    Reginald Dickson starrte ihm aus dem Spiegel entgegen.
    Langsam kam seine Hand in die Höhe.
    Er betastete seine Nase, seine Stirn, seine Backen.
    Er bewegte sich wie Morton Clinch und war doch nicht Morton
Clinch. Seine Gestalt hatte sich verändert und es war ihm nicht
bewußt geworden. Er hatte nichts davon gespürt. Er war
gewachsen, war breiter, war Reginald Dickson vom Scheitel bis zur
Sohle.
    Neben seiner Erinnerung an seine frühere Persönlichkeit,
die ihm voll erhalten geblieben war, erfüllten ihn andere neue
Gedanken. Neue Erinnerungen und Erfahrungen stiegen in ihm auf,
Erinnerungen und Erfahrungen, die Reginald Dickson in seinem Leben
gemacht hatte.
    Andere Werte, anderes Wissen, andere Erkenntnisse.
    Er war Dickson und Clinch in einer Person. Wunderbar! Wie ein
Teufel funkelten seine Augen, als er daran dachte, welche
Möglichkeiten sich ihm nun eröffneten.
    Er bewegte sich mit einer Selbstverständlichkeit in der
Wohnung, als lebte er schon seit Jahren hier. Er wußte, wo dies
und jenes zu finden war. Namen von Personen, die er nie zuvor gekannt
und gesprochen hatte, schwirrten ihm im Kopf herum.
    Er konnte sie sich vorstellen, wußte wie sie aussahen.
    Er warf einen Blick in das Scheckbuch, das in seiner Anzugjacke
steckte und mehr zum Scherz als zur Überprüfung, ob er
wirklich Dickson war und die Person mit allen Konsequenzen darstellen
konnte, setzte er schwungvoll den Namen Reginald Dickson unter einen
Scheck.
    Es war eine fremde Unterschrift.
    Sie war schwungvoll und gekonnt. Es war Dicksons Unterschrift.
    Dickson-Clinch verzog die Lippen.
    Er warf einen Blick auf die Armbanduhr, die er vom toten Dickson
übernommen hatte.
    Gleich halb eins. Er mußte sich auf den Weg machen. In
seiner Stammkneipe wartete das Essen auf ihn.
    Mit einem kurzen Blick in die Runde vergewisserte Dickson-Clinch
sich, daß es nichts mehr gab, was an seine Existenz als Morton
Clinch erinnerte.
    Die Ledertasche mit den Handwerkerutensilien war ebenso
verschwunden wie alles andere, was er mitgebracht hatte.
    Der neue Dickson verließ die Wohnung des Toten.
    Er wußte, daß er heute – nach dem Essen –
nicht mehr in das Office würde zurückgehen müssen.
    In seiner Brieftasche steckte ein Ticket für den Flug nach
Genf.
    Dort würde er heute nacht eintreffen. Im Hotel Alpenrose war
ein Zimmer für ihn reserviert.
     
    *
     
    Als er aus der Tür kam, sprang jemand auf ihn zu.
    Der neue Reginald Dickson war so überrascht, daß er
förmlich zusammenfuhr.
    »Ist der Mann vom Elektrizitätswerk noch da?«
fragte eine helle Kinderstimme.
    Es war Nancy von nebenan.
    Reginald Dickson-Clinch wirbelte herum. »Nein, er ist
weggegangen, vor ein paar Minuten.«
    Die Tür zur Nachbarwohnung öffnete sich. Nancys Mutter,
eine üppige Frau mit einem riesigen Busen kam ebenfalls heraus.
»Hat er bei Ihnen auch die Leitung nachgeschaut?«
    »Ja, selbstverständlich. Sie können unbesorgt sein,
die Sache hatte ihre Richtigkeit.« Dickson lächelte
freundlich. »Da hast du nicht gut aufgepaßt, Nancy.
Vielleicht hast du aus dem Fenster geschaut und schwupp – weg
war er.«
    Alle lachten.
    Weder Nancy noch deren Mutter konnten ahnen, daß die
Bemerkung der Wirklichkeit verdammt nahe kam.
    Eine Wirklichkeit allerdings, mit der sie niemals etwas zu tun
haben würden.
     
    *
     
    Der Doppelkörper löste sich aus der Dämmerung.
    Vom See her wehte ein kühler Wind. Aber Macabros spürte
das nicht. Hitze und Kälte konnte er im zweiten Körper
nicht wahrnehmen.
    Sein Schritt war federnd, seine Augen prüften aufmerksam die
nähere Umgebung.
    Am See lagen vertäut einige kleinere Boote. An einer
Holzhütte, die direkt am Ufer stand, beschäftigte sich ein
Mann damit, einen neuen Anstrich anzubringen.
    Macabros verließ den schmalen Weg und lief auf die
flachstehenden Gebäuden zu, in denen ein Restaurant und ein
Billardsalon untergebracht waren.
    Im Blauen Clubhaus gab
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