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Macabros 007: Totenacker der Dämonen

Macabros 007: Totenacker der Dämonen

Titel: Macabros 007: Totenacker der Dämonen
Autoren: Dan Shocker
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rasselte das Telefon.
    Schlaftrunken wälzte Sally sich auf die andere Seite,
gähnte herzhaft und warf die Zudecke zurück.
    Sally Swanson war dreiundzwanzig. Seit einem Jahr wohnte sie in
einem alten Haus in der 15. Straße in einer vergammelten
Dachwohnung, wo die Dachziegel nicht mehr ganz dicht waren und der
Regen durch die Decke tropfte. Ein von ihr persönlich
angestrichener popfarbener Regenschirm über dem Fußende
ihres verschnörkelten Bettes gab einigen Schutz und schuf
außerdem eine etwas modernisierte Spitzweg-Atmosphäre.
    In der Zweizimmerwohnung unter dem Dach war einiges recht
merkwürdig. Von übertriebener Sauberkeit und Ordnung konnte
man nicht reden. Dazu war Sally nicht der Typ.
    Sie kümmerte sich mehr um ihr eigenes Aussehen.
    Da achtete sie auf jedes Detail.
    Diese Dachwohnung war notwendig, damit sie ein Bett, einen Tisch,
zwei Stühle und einen Schrank stellen und eine Tasse Kaffee
kochen konnte.
    Sie preßte mehrmals die Augen zusammen und griff nach dem
Hörer.
    »Unverschämtheit«, murrte sie, noch ehe sie ihn von
der Gabel hob und zu sich herüberzog. »Kaum geht die Sonne
auf, da klingelt einer schon in der Gegend rum.« Sie mußte
daran denken, daß sie erst vor drei Tagen in aller Frühe
aus dem Schlaf gerissen worden war. Auch da rasselte das Telefon und
eine freche Jungenstimme hatte gefragt, wie es denn um ihr
Liebesleben bestellt sei. Sollte sie damit Sorgen haben, würde
er gern einmal vorbeischauen.
    »Ja?« meldete sie sich.
    »Jeany hier«, sagte eine fröhliche Stimme am
Telefon. »Raus aus den Federn, Langschläferin. Weißt
du, wie spät wir’s haben?«
    »Wissen tu ich’s nicht, aber ich kann’s mir denken.
Gerade ist der erste Sonnenstrahl auf meine Pupillen gefallen. Ich
schätze, es ist gegen zehn.«
    »Irrtum. In sämtlichen New Yorker Restaurants rennen die
Kellner wie irrsinnig rum, um die Mittagessen auszuteilen.«
Jeany Mallock, drei Jahre älter als Sally, lachte, als
hätte sie einen besonders guten Witz gemacht. Die Mallock hatte
gut lachen. Sie hatte Erfolg. Mehr als Sally, die sich mit kleinen,
unbedeutenden Rollen auf kleinen Broadway-Bühnen die
täglichen Brötchen verdiente.
    Jean Mallock hatte esgeschafft. Zum rechten Zeitpunkt hatte sie
»die richtige Figur« kennengelernt, wie Sally Swanson sich
auszudrücken pflegte. Diese »Figur« war ein Mann
mittleren Alters, angegraute Schläfen, Typ erfolgreicher
Geschäftsmann. Der wiederum kannte einen Regisseur. Und der
baute für Jeany Mallock in seinem letzten Film eine Extra-Szene
ein, mit der er die Mallock herausstellen wollte.
    Und nicht nur das. Fernsehbosse fingen an, sich für die
attraktive, kein Gramm zuwenig und zuviel wiegende Jeany zu
interessieren.
    Sally Swanson seufzte. »Was willst du mir damit sagen, Jeany?
Die Nacht war lang, und wie du weißt, bin ich immer besonders
aktiv, je später die Uhr nach Mitternacht zeigt. Und wenn man
munter am frühen Morgen zu Bett geht, muß man erst warten,
bis man müde ist. Das dauert seine Zeit. Da ist es kein Wunder,
wenn man dann zum Mittagessen noch in den Federn liegt.«
    »Dann steh mal schnell auf und erledige all das, was du heute
noch vorhast.«
    »Warum?«
    »Blöde Frage. Damit du heute abend Zeit hast. Für
uns.«
    Dieses für uns wirkte auf Sally wie ein Faustschlag.
    Sie richtete sich blitzschnell auf. Ihre Augen waren weit
geöffnet.
    »Ist es soweit?« fragte sie leise. Die innere Unruhe,
die man ihr ansah, drückte sich auch in ihrer Stimme aus.
    »Möglich«, antwortete die Stimme von Jeany am
anderen Ende der Strippe.
    »Du, Jeany, mach keine Witze mit mir. Worum geht es wirklich?
Nimm mich bitte nicht auf den Arm, wenn es um die besagte
Angelegenheit geht. Damit ist es mir ernst, verdammt ernst
sogar.«
    »Ich hab’ gesagt, daß du dich heute abend
bereithalten sollst. Sorge dafür, daß du frei
bist.«
    Sally Swanson lauschte der Stimme an ihrem Ohr. »Ich werde
dafür sorgen«, sagte sie schnell. »Und wenn ich heute
abend in irgendeiner mistigen Rolle auftreten müßte, dann
würde ich prompt absagen. Das wäre es mir wert. Du
weißt, wie scharf ich darauf bin.«
    Es ging um den seltsamen Club, dem Jeany Mallock angehörte,
und von dem Sally andeutungsweise einmal etwas mitbekommen hatte.
    Jeany Mallock war in diesem Club vor ungefähr eineinhalb
Jahren durch einen Freund eingeführt worden, durch jenen
Erfolgstyp, bei dem man eigentlich nie genau wußte, was er
machte und womit er handelte. Jedenfalls hatte er immer
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