Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Titel: Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
übersehen. »Wieviel von ihnen
hast du auf diese Weise schon umgebracht?«
    Maruschka zuckte die Achseln. Er warf einen raschen Blick auf das
Brett, das neben dem alten Glasschrank stand, in dem
hauptsächlich Käfer und Schmetterlinge aufbewahrt wurden.
Auf dem Brett waren rund zwanzig Frösche aufgespießt. Die
Körper schimmerten grün und braun und wirkten wie gegerbtes
Leder. Die Frösche waren ausgenommen. Ganz oben auf dem Brett
gab es zwei fein säuberlich präparierte Froschskelette. Die
feinen Knöchelchen schimmerten mattweiß.
    Das, was Maruschka aus diesem Körper entnommen hatte, schwamm
in Rexgläsern in einer Konservierungsflüssigkeit.
    Die Gläser standen auf dem Regal neben dem Glasschrank.
    Kalte Glotzaugen einst lebender Frösche starrten aus den
gläsernen Behältnissen und schienen jede Bewegung zu
registrieren und aufzunehmen. In flachen Schalen lagen von den
Fingern entfernte Brunstschwielen, welche nur die männlichen
Frösche aufzuweisen hatten. Nerven und Schallblasen waren ebenso
konserviert wie Drüsen, einzelne Zellen und Gehirne.
    Maruschka hatte alles fein säuberlich aufbewahrt und
führte über seine Forschungen, Operationen und Versuche
genau Buch.
    »Vielleicht achtzig, vielleicht hundert«, meinte er
beiläufig. »So genau weiß ich das nicht mehr. Ich
könnte nachsehen. Aber warum interessiert dich das?«
    Er setzte das Messer an.
    »Moment«, rief Tössfeld. Sein Gesicht wurde noch
weißer als es von Natur aus schon war. Dieser Mann schien seit
Jahren nicht mehr an der Sonne gewesen zu sein. »Noch nicht. Ich
möchte dir erst etwas sagen, und dann will ich gehen. Ich
glaube, ich kann es doch nicht sehen. – Hast du schon mal von
ihm gehört?«
    Er war sprunghaft in seinen Überlegungen und schien
vorauszusetzen, daß der andere seinen Gedankengängen
folgen konnte.
    »Von ihm?« fragte Jörg Maruschka. »Wer ist
’ihm’?«
    »Vom Fliegengott.«
    Maruschka mußte schlucken. »Fliegengott? Was soll der
Unfug?«
    »Ja, ich habe mal davon gehört. Oder auch gelesen. So
genau weiß ich das nicht mehr. Aber das spielt auch keine
Rolle. Nur eines habe ich behalten: er wird kommen, um den Tod seiner
Untertanen, den Tod seines Volkes, zu rächen!«
    »Was redest du da für einen Unsinn?« Jörg
Maruschka hob den Kopf. Er versuchte in dem erschrockenen, bleichen
Gesicht seines Gegenüber zu lesen.
    Dietrich Tössfelds Züge waren starr wie eine Maske.
»Ich red keinen Unfug«, fuhr er mit dumpfer Stimme fort.
»Es gibt ihn wirklich. Wenn jemand Fliegen tötet, immer und
immer wieder, muß er damit rechnen, eines Tages durch den
Fliegengott hingerichtet zu werden. Man erzählt sich, daß
er so groß wie ein Mensch ist.«
    Maruschka lächelte abwertend. »Und was hat das mit dem
zu tun, was ich…« Seine Augen wurden plötzlich
groß. Mit einem Mal schien er zu begreifen, was Tössfeld
andeutete. »Oha«, sagte er und kratzte sich am Hinterkopf.
»Du meinst, daß mir dann unter Umständen der
Froschgott begegnet um mich für das Unheil, das ich an seinem
Volk angerichtet habe… Weißt du, das ist aber ziemlich an
den Haaren herbeigezogen, was du da von dir gibst.«
    Jörg Maruschka versuchte das Ganze von der heiteren Seite zu
nehmen, aber Tössfeld meinte es bitter ernst. Seine Miene blieb
eisig.
    »Deshalb will ich gehen«, murmelte er, als habe er
plötzlich einen geheimen Befehl erhalten. »Fast hundert
sagst du? Es ist ein Teufel- und Hexentier. Vielleicht solltest du
bald damit aufhören, wenn dir dein Leben lieb ist.«
    Hatte Tössfeld den Verstand verloren?
    Wie kam er auf einmal auf eine solch absurde Idee?
    Dietrich Tössfeld nickte ihm zu. »Ich wünsch dir
weiterhin viel Erfolg! Aber treib’s nicht auf die Spitze! Denke
an den Fliegengott, Jörg!«
    Wer diese Männer in der abseits gelegenen Hütte am Rande
des Moors heimlich hätte beobachten können, würde sie
beide für verrückt gehalten haben. Das Gespräch war
das zweier Besessener, die ihre eigene Sprache sprachen und ihr
ureigenes, von einem Außenstehenden nicht begreifbares Leben
führten.
    Dietrich Tössfeld warf noch einen scheuen Blick in die Runde
und auf den frischen am Brett festgespießten Frosch und hatte
es plötzlich sehr eilig, sich zu verabschieden. Es war, als
hätte er eine lautlose Warnung empfangen, dieses gefährdete
Haus zu verlassen.
    Jörg Maruschka, der sonst viel auf die Worte und das
Verhalten seines älteren Freundes gab, konnte dies nicht
verstehen.
    Er glaubte an finstere Mächte, an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher