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Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Titel: Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch
Autoren: Dan Shocker
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konnte sie
hier in dem alten Schuppen sorglos untertauchen…
    Sie war weder ängstlich noch scheu. Es gab für sie
keinen plausiblen Grund, weshalb sie ihr Versteck nicht in den
Schuppen verlegen sollte.
    Mit einem Blick nach innen, stellte sie fest, daß es im
Schuppen eine Menge Unrat gab, Kisten und Kästen herumstanden,
alte Eimer und aufeinandergeschichtetes, nach Schimmel und Moder
riechendes Holz. Trockenes Laub über fauligem, das der Wind in
den vergangenen Jahren durch die Ritzen und Löcher geblasen
hatte, raschelte unter ihren Füßen.
    Claudia rechnete zumindest damit, in dem alten Gerumpel auf
Mäuse oder Ratten zu stoßen.
    Aber weder das eine noch das andere war der Fall.
    Offenbar gab es hier nichts, wovon sich die Schädlinge
hätten ernähren können. Um sie herum bleib es
völlig still, als sie in die Dunkelheit huschte und die
finsterste Ecke aufsuchte, um sich zu verkriechen.
    Das schwache Licht des Mondes fiel schräg durch ein paar
Ritzen im Dach und durch die Tür. Das Fenster, das ehemals das
Tageslicht eingelassen hatte, war mit einer zentimeterdicken
Staubschicht bedeckt.
    Spinngewebe hing von der Decke herab, wehte in ihr Gesicht und
blieb in ihrem Haar und an ihren Augenbrauen kleben.
    Ohne Erschrecken, ganz ruhig und natürlich, wischte sie mit
der Hand darüber hinweg, um die Fäden wieder zu
lösen.
    Sie lächelte unwillkürlich und unbewußt, in der
Vorfreude darauf, daß sie Peter ein Schnippchen geschlagen
hatte. Und sie machte noch einen Schritt vorwärts…
    Der Sturz in die Tiefe kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel!
    Zuerst wußte Claudia nicht, wie ihr geschah.
    Und als sie es merkte, war es schon passiert.
    Der Schlund der Hölle schien sich unter ihr geöffnet zu
haben.
    Sekundenbruchteile schwebte sie in der Luft, der Boden unter ihren
Füßen war verschwunden.
    Haltsuchend streckte sie die Hände aus, und ihr Aufschrei
hallte wie der Ruf eines überraschten und zu Tode erschrockenen
Tieres durch den Schuppen.
    Geistesgegenwärtig zog sie die Beine an und spannte ihre
Muskeln, in der Hoffnung, den Sturz aufzufangen.
    Vielleicht war das Loch nicht tief…?
    Mit dieser Überlegung hatte sie recht.
    Sie spürte schon wieder Boden unter den Füßen.
Aber sie kam unglücklich auf und kippte auf die Seite. Aus der
rauhen Wand ragte etwas Spitzes, Hartes. Und dagegen schlug sie mit
dem Kopf.
    Ohne einen Laut von sich zu geben, blieb sie liegen.
     
    *
     
    Claudia Lickert sah und hörte nichts mehr.
    Doch etwas um sie herum ging vor.
    Wie von Geisterhänden bewegt, schob sich die steinerne Platte
wie aus einem riesigen Schuber. Das große rechteckige Loch, in
das Claudia Lickert gefallen war, schloß sich.
    Es war, als ob ein urwelthaftes Ungetüm seinen Rachen
schließe, um das gefangene Opfer für immer
festzuhalten.
     
    *
     
    Peter Lickert warf den Kopf herum.
    »Claudia?« fragte er und lauschte.
    War da nicht ein Schrei gewesen?
    Mit brennenden Augen starrte er in die Finsternis, hinüber zu
der alten Mühle, die nur steinwurfweit von ihm entfernt
stand.
    Der Wind fächelte in den Baumkronen, und die Blätter
raschelten.
    Irgendwo schrie ein Käuzchen. Ein klarer, klagender Ruf. Wie
ein Todesschrei.
    Der Mann erschauerte.
    Und da war noch ein Geräusch. Etwas schabte oder knirschte,
als ob Mühlsteine sich bewegten.
    Unwillkürlich heftete er seinen Blick auf die morschen und
von hier aus wie feines Gespinst wirkenden
Windmühlenflügel. In den Ruten säuselte der Wind.
    Je länger und angestrengter er nach drüben starrte,
desto intensiver gewann er den Eindruck, daß die
Mühlenflügel sich drehen.
    Aber das war eine optische Täuschung.
    Peter Lickert löste sich von der Stelle, und trat wieder auf
die Lichtung hinaus. Unruhe und Mißtrauen erfüllte ihn mit
einem Mal, und er beschleunigte seinen Schritt, um zur Mühle zu
kommen.
    »Claudia!« rief er wieder und ließ den Blick in
die Runde schweifen. »Wo bist du? Ich geb’ auf. Die
fünf Minuten sind gleich um. Komm her!«
    Aber die junge Frau kam nicht.
    Er schluckte. Er mußte wieder an das Geräusch denken.
Erst an den Schrei, dann an das Mahlen der Steine…
    War Claudia in die Mühle gekrochen, war ihr etwas
passiert?
    Er wußte nicht, ob er die Geräusche wirklich
gehört hatte oder ob alles auf seine überreizten Nerven
zurückging.
    Ja, er war überreizt! Er konnte sich diese Tatsache nicht
erklären, aber die Umgebung, in der er sich aufhielt, gefiel ihm
mit einem Mal nicht mehr.
    Er suchte das Gelände ab,
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