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Macabros 002: Fluch der Druidin

Macabros 002: Fluch der Druidin

Titel: Macabros 002: Fluch der Druidin
Autoren: Dan Shocker
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mich ja auf etwas gefaßt machen
können«, murmelte Nyreen Matobish. »Die ganze
Verwandtschaft wird über mich herfallen. Wie immer die Verlesung
auch ausfallen mag, Sir, sagen Sie: Ist das Testament
anfechtbar?«
    »Was immer auch drin stehen mag, Miss Matobish, Sie
können ganz beruhigt sein. Ich habe Mister Clearwater mit Rat
und Tat zur Seite gestanden. Das Testament ist durch nichts zu
erschüttern.«
    John MacCarthy verabschiedete sich, wünschte Nyreen alles
Gute und legte dann auf.
    Die Beisetzung fand im kleinsten Kreis statt.
    Nyreen Matobish wirkte in dem einfachen schwarzen Kleid
hübsch und verführerisch. Dieses anziehende Geschöpf
hätte man in einen Sack kleiden können, und nichts von
seiner Ausstrahlung wäre verlorengegangen.
    Sie trug das flammend rote Haar offen. Ihre grünen Augen
wirkten in dem blassen, makellos reinen Gesicht wie Smaragde.
    Bei der Beisetzung waren offiziell eine Schwester des Verstorbenen
und deren Mann, eine entfernte Tante, die aus Cork angereist war, und
ein junger Mann Mitte zwanzig, der Ähnlichkeit mit dem Toten
hatte.
    Nyreen ertappte sich dabei, daß sie die einfache Grabrede
des Pfarrers so gut wie nicht verfolgte, weil sie die Menschen
beobachtete und ihren Gedanken nachhing.
    Sie fand es merkwürdig, daß sie hier am Grab eines
fremden Mannes stand, den sie vor drei Wochen noch nicht einmal
gekannt hatte. Und nun vergoß sie Tränen um ihn.
    Dieser Mann hatte ihr versprochen, ihr Leben von Grund auf zu
verändern. Durch sein Vermögen sollte sie einen Start ins
Leben bekommen, wie er nur wenigen jungen Menschen vergönnt
war.
    Sie bemerkte, daß der junge Mann, der in der vordersten
Reihe der Totenkapelle gesessen hatte, sie aus den Augenwinkeln
heraus musterte.
    Der Sarg wurde in die Erde versenkt. Nyreen Matobish zwang sich
zur Aufmerksamkeit. Sie ertappte sich dabei, daß sie immer
wieder die nähere Umgebung und die Reaktionen der Menschen
beobachtete, die sich dem Trauerzug angeschlossen hatten.
    Ein paar alte Bekannte des Verstorbenen waren darunter, die es
sich nicht nehmen hatten lassen, ihn auf seinem letzten Gang zu
begleiten. Doch es waren nicht alle gekommen. Viele hatten dem Toten
nicht verzeihen können, daß er in den letzten Wochen vor
seinem Tod die Fremde zu sich genommen hatte.
    Das bewies, daß sie Clearwater niemals richtig kennengelernt
hatten.
    Er war in Wirklichkeit ein Außenseiter, ein Mensch, der das
tat, was er für richtig hielt, ohne sich um die Meinung der
Umwelt zu kümmern.
    Wie in Trance erlebte Nyreen Matobish den Augenblick, als sie auf
den Sandhügel zuging, nach der kleinen Schaufel griff, um Erde
in die Gruft zu werfen.
    Nyreen spürte die Blicke, die wie Feuer auf ihrem Rücken
brannten, die Blicke auch der Neugierigen, die hinter den uralten
Weiden und verwitterten Grabsteinen standen und Zeuge der
bescheidenen Beisetzung wurden, die jedoch nicht näher kamen,
als würden sie es für unter ihrer Würde finden, mit
der angeblich Geliebten Lawrence Clearwaters auf gleicher Höhe
zu stehen.
    Im Körper Nyreens kribbelte es. Ihr wurde bewußt, was
ihr Gönner gemeint hatte, als er sagte, daß sie sich nicht
beirren lassen sollte.
    Dazu mußte man sich eine Hornhaut auf der Seele zulegen. Und
die hatte Nyreen nicht.
    Sie zuckte zusammen, als ein Schatten plötzlich neben ihr
aufwuchs.
    »Hat Ihnen wirklich soviel an ihm gelegen?« fragt eine
unbekannte Stimme. »Ich kann verstehen, daß man über
gewisse Dinge nachdenkt, wenn man so vor einem offenen Grab steht.
Aber wenn man das bei einem Fremden tut… ist dabei nicht ein
bißchen Heuchelei?«
    Nyreen Matobish warf den Kopf herum. Sie starrte den jungen Mann
an.
    »Ich bin Lawrence Clearwaters Sohn«, stellte er sich
kurzangebunden vor.
    Ihr fiel die Schaufel aus der Hand. Charles Clearwater bückte
sich rasch und hob sie auf, bevor sie in das offene Grab
rutschte.
    »Sein Sohn?« stammelte Nyreen Matobish. Sie verlor
völlig die Fassung. »Aber ich habe nicht gewußt…
ich habe gedacht, er hat keine Angehörigen.«
     
    *
     
    Auf dem Weg vom Grab ging Nyreen Matobish neben Charles Clearwater
her.
    Mr. und Mrs. Fieldshere verließen sofort nach der Bestattung
das Grab. Schwester und Schwager des Bestatteten hatten beide kein
Interesse, auch nur ein Wort mit Nyreen Matobish zu wechseln.
    Auch Charles Clearwater hatte kein großes Interesse daran.
Nach dem peinlichen Zwischenfall am Grab hatte Nyreen auf einer
Aussprache bestanden.
    Charles Clearwater war ein seltsamer
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