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Macabros 002: Fluch der Druidin

Macabros 002: Fluch der Druidin

Titel: Macabros 002: Fluch der Druidin
Autoren: Dan Shocker
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ich mir
angewöhnt, erst einmal nachzusehen, wer da um Hilfe
ruft.«
    Sie erreichten die niedrige Tür, die in den verrosteten
Angeln quietschte, als sie diese mit der Hand auf stieß.
    In der Behausung brannten mehrere Kerzen, deren flackerndes Licht
tanzende Schatten an die Wände warf.
    Unruhig blickte Isabell Flaherty sich um.
    An den Wänden hingen Tierschädel und getrocknete
Pflanzenbündel.
    Es roch nach fremdartigen Kräutern und Gewürzen.
    In der Ecke stand ein altes Bett, darauf prall ausgestopfte
Säcke, die als Matratze dienten.
    Im Kerzenlicht hatte Isabell Flaherty zum erstenmal die
Gelegenheit, ihre Helferin genauer zu betrachten.
    Kiuna Macgullyghosh sah wesentlich jünger aus, als ihre
gebückte Haltung verriet. Sie hatte ein frisches Gesicht, und
als sie das Kopftuch abnahm und ihre Haare schüttelte, fiel eine
Flut rötlich schimmernder Haare wie flüssiges Kupfer auf
ihre Schultern.
    Das Gesicht wirkte freundlich, die grünen Augen glänzten
unter langen seidigen Wimpern fröhlich und klar. Der Mund hatte
einen sinnlichen Zug, die Nase war schmal und fein.
    Isabell Flaherty atmete schnell und flach. Das Laufen hatte sie
angestrengt.
    »Ich werde Ihren Fuß sofort versorgen«, sagte
Kiuna Macgullyghosh eifrig. »Wir werden ihn schienen
müssen. Ich hole passende Hölzer.«
    Sie ging gebückt auf den Durchlaß neben der gemauerten
Herdstelle zu, wo sich eine kleine, finstere Kammer befand. Isabell
hörte sie dort hantieren.
    Sie kehrte mit einigen kurzen Stäben zurück, richtete
Isabells Fuß und legte inzwischen heißgekochte
Kräuter auf die Schwellung. Sie rieb das Bein mit einer dicken,
grünen Salbe ein. Isabell Flaherty verfolgte mit
schmerzverzerrtem Gesicht Kiuna Macgullyghoshs Bewegungen.
    »Es schmerzt noch etwas, nicht wahr?« sagte die
Einsiedlerin beiläufig und blickte das junge Mädchen
freundlich an. »Das gibt sich gleich. Die Salbe wirkt
schnell.«
    Isabell Flaherty nickte. Sie spürte schon eine wohlige
Entspannung im ganzen Körper.
    »Sie tun sehr viel für mich«, murmelte sie
schläfrig. »Und dabei erzählt man sich so furchtbare
Dinge über Sie im Dorf. Ich habe gewußt, daß das
alles gar nicht stimmen kann.«
    Kiuna Macgullyghosh lächelte schweigend.
    Einmal schreckte Isabell ein leises Meckern auf. In der
Dämmerung kam aus der kleinen Kammer hinter der Herdstelle eine
Ziege.
    »Sie brauchen nicht zu erschrecken«, meinte die
Einsiedlerin. »Das ist mein Haustier. Die Ziege sorgt
täglich für frische Milch.«
    Isabell Flaherty lächelte. Es war alles so einfach… und
so leicht… und so warm… Wie wohl sie sich fühlte!
    Sie merkte nicht, daß Kiuna Macgullyghosh gar nichts mehr an
ihrem Bein machte. Die Stöckchen lagen unbenutzt am Boden, und
die Druidin beobachtete das einschlafende Mädchen mit
begehrlichen Blicken.
    Sie nahm ein Gefäß aus der Wandnische, griff nach einem
scharfen Messer und ritzte mit einem Schnitt die Pulsader von Isabell
Flaherty. Das Blut rann langsam wie ein nicht versiegender Strom in
das Gefäß.
    Isabell Flaherty merkte nichts davon.
    Sie wachte nicht mehr auf. Das abfließende Blut
schwächte ihren Körper. Sie überschritt die Schwelle
vom Schlaf zum Tod, ohne daß das verklärte Lächeln
auf ihrem schönen Gesicht verschwand.
    Die Schale mit dem dampfenden Blut führte die Druidin langsam
an ihre Lippen.
     
    *
     
    Die Tatsache, daß Isabell Flaherty spurlos verschwunden war,
beschäftigte die abergläubischen Dorfbewohner. Man
wußte sofort, wer das Mädchen entführt und
getötet hatte, aber niemand wagte es laut auszusprechen.
    In jenen kalten und regnerischen Januartagen wollte es der Zufall,
daß Jonathan Thuerlaen mit seinem Begleiter Thomas Knickery die
kleine, nur wenige hundert Quadratmeter große Insel
besuchte.
    Der Himmel war trüb, die Wolken hingen tief und es nieselte,
als Thuerlaen und Knickery vom Schiff kamen.
    Thuerlaen blickte sich mit kalten, glitzernden Augen um. Er war
ein Mensch ohne Gefühl. Und das mußte man sein, wollte man
als Hexenjäger Erfolg und Einkommen haben.
    Thuerlaens Greueltaten waren in aller Munde. Allein in England
hatte er innerhalb von zwei Jahren nachweislich vierundneunzig Hexen
durch die Wasserprobe, durch den Scheiterhaufen oder durch die Folter
ums Leben gebracht.
    Thuerlaen und Knickery waren ein Gespann, dessen Auftauchen den
einen Angst und Schrecken, den anderen Sensation und Nervenkitzel
versprach.
    Jonathan Thuerlaen war ein vierschrötiger Kerl mit schlechten
Umgangsformen,
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