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Macabros 002: Fluch der Druidin

Macabros 002: Fluch der Druidin

Titel: Macabros 002: Fluch der Druidin
Autoren: Dan Shocker
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weitaufgerissenen Augen starrte sie ihren Mörder an.
»Ich verfluche dich«, flüsterte sie. »Ich
verfluche euch – und alle, die auf dieser Insel leben –
sterben – ihr sollt sterben – und in ewiger Finsternis
– gefangen sein…«
    Aus den Stichwunden strömte Blut. Kiuna Macgullyghosh
starb.
    Mit einer Kette banden sie die Leiche an den Stuhl und
rückten ihn so, daß sie schräg vor dem Spiegel
saß. Thuerlaen drückte ihr grinsend das Zepter mit dem
Druidenstern in die Hand.
    »So kannst du deine Schönheit weiter bewundern«,
sagte er mit kalter Stimme.
    Niemand war Zeuge geworden, daß die Hexe tot war. Vielleicht
würde man ihn um die wertvollen Goldstücke prellen, wenn er
einfach behauptete, daß die Hexe unschädlich gemacht
worden war.
    Er zog seinen Dolch aus dem Gürtel, öffnete die Brust
der Toten und schnitt das Herz heraus.
    Auf dem Marktplatz zeigte er es den sensationsfiebernden
Inselbewohnern. Dann warf er es den Dorfkötern zum Fraß
vor.
     
    *
     
    Auch dies verbürgt die Chronik: Am Nachmittag des gleichen
Tages empfing der Hexenjäger Jonathan Thuerlaen das Blutgeld.
Von einer Besitznahme des Eigentums der Hexe Kiuna Macgullyghosh nahm
er Abstand. Ein Rundgang durch das armselige Haus hatte nichts
Wertvolles ans Tageslicht gebracht.
    Im Kreis ihrer Gönner feierten Thuerlaen und sein Diener den
Tod der Hexe. Das Dorf schien aus einem Dornröschenschlaf
erwacht zu sein. Thuerlaen mußte in aller Breite die Geschichte
vom Tod der Hexe zum Besten geben. Dabei vergaß er nicht zu
trinken. Als er schon stark betrunken war, kam er auf den Fluch zu
sprechen. Er hielt ihn für die Pointe seiner Geschichte und
wollte sich totlachen. Seine Zuhörer wurden aber mit einem Mal
stocknüchtern und sahen den Hexentöter belemmert an.
    »Was habt ihr denn?« wunderte der Hexenjäger sich.
»Fürchtet ihr euch nun vor der Toten? Sie kann nicht mehr
zurückkommen. Sie kann nicht mehr das Blut eurer Töchter
und Frauen trinken.«
    Aber so einfach waren die Insulaner nicht zu beschwichtigen.
    Der Fluch gab ihnen zu denken. Man warf Thuerlaen vor, daß
er es nicht zu diesem Fluch hätte kommen lassen dürfen. Und
als der Hexenjäger sich verteidigen wollte, wurden die
Dorfbewohner rabiat.
    Noch in der gleichen Nacht zwang man ihn und seinen Begleiter, die
Insel zu verlassen. Man stellte ihnen ein Boot zur
Verfügung.
    Das Wetter war regnerisch und stürmisch, aber man verweigerte
ihnen die Unterkunft bei dem Wirt O’Leary. Wenn Kiuna
Macgullyghoshs Fluch sich erfüllte, dann war anzunehmen,
daß er zuerst Thuerlaen und Knickery treffen würde.
    Sie hatten schließlich die Bluttat vollbracht. Man hoffte,
die tote Druidin dadurch zu täuschen und die Aufmerksamkeit der
ruhelosen Seele ganz auf Thuerlaen und Knickery zu lenken.
    Jonathan Thuerlaen fand das Ganze absurd, konnte aber an der
Tatsache selber nichts ändern. Bei eisigem Wetter und einem
bösem Sturm ruderten sie von der Insel weg.
    Was mit dem kleinen Boot und den beiden Menschen in jener Nacht
wirklich geschah, läßt sich nur noch zusammenreimen.
    Reste des Bootes fanden Fischer wenige Tage später in einer
Bucht. Die Leiche Thuerlaens lag auf einem Kliff.
    Thomas Knickery mußte mit den Koffern und dem
Goldsäckchen, dem Lohn für den Hexenmord, untergegangen
sein. Er wurde nie gefunden.
    Thuerlaen lag mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken und
starrte mit toten Augen in den Himmel.
    Scharfe Vogelschnäbel hatten seine Brust aufgerissen und das
Herz entführt.
     
    *
     
    Alle diese grauenvollen Dinge ereigneten sich nachweislich in der
ersten Hälfte des Januars 1569.
    Seitdem ist viel geschehen, was die schreckliche Episode auf der
kleinen Insel Inishkeere, wo Thuerlaen die Hexe Kiuna Macgullyghosh
umgebracht hat und von ihr verflucht wurde, vergessen machte.
    Mehr als vier Jahrhunderte später sollten die Ereignisse mit
einem Schlag wieder lebendig werden…
     
    *
     
    London.
    Es war ein Freitag im September.
    Trotz der schon herrschenden Kälte, begannen die Händler
auch an diesem Freitag schon in der Morgendämmerung ihre Tische
und Stände auf dem New Caledonien Market aufzuschlagen.
    Hier war der Welt größter Antiquitätenmarkt. Hier
wurden Kunst und Kitsch, Plunder und auch echte Antiquitäten
angeboten, und manch einer, der sich die Mühe machte, die
schmalen Straßen zwischen den klapprigen Tischen und
Ständen entlangzugehen, konnte Glück haben und etwas
Brauchbares billig erstehen. Ebensogut aber konnte er auch das
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