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Macabros 002: Fluch der Druidin

Macabros 002: Fluch der Druidin

Titel: Macabros 002: Fluch der Druidin
Autoren: Dan Shocker
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Mensch. Man kam ihm
schwerlich näher.
    Trotz seiner Jugend schien er einiges durchgemacht zu haben.
    »Wenn ich natürlich gewußt hätte, daß
Lawrence Clearwater einen Sohn hat, würde ich natürlich
Ihnen den Vortritt gelassen haben…«
    Er winkte ab. »Ist mir eigentlich egal, Miss. Ich wollte die
Sache nur schnell hinter mich bringen. Halte nichts von falscher
Pietät, wissen Sie. Mir lag nichts an dem Alten. Als ich von
seinem Tod hörte, habe ich mir überlegt ob ich zur
Beerdigung kommen soll oder nicht. Wir hatten uns auseinandergelebt.
Ich bin erst seit rund sechs Wochen wieder auf der Insel. Bis dahin
habe ich auf einem Kohlendampfer geschuftet. Keine schöne
Arbeit. Außer den Ausflügen an Land. Singapur, Hongkong
– aber was soll ich Ihnen das alles erzählen. Es war ein
Zufall, daß ich im Lande war. Da bin ich eben
gekommen.«
    »War es wirklich so schlimm?«
    »Wir waren wie Hund und Katze. Wir konnten uns nicht
ausstehen.« Er blieb stehen und zog eine Zigarettenschachtel aus
dem Jackett und bot Nyreen eine an.
    »Jetzt nicht, danke«, lehnte sie ab.
    Er zuckte die Achseln, schnippte sich ein Stäbchen zwischen
die Lippen und flammte es an. »Hab gehört, daß
bereits übermorgen das Testament verlesen werden soll. Ob ich
komme, weiß ich nicht. MacCarthy hat mich unterrichtet, aber
ich weiß nicht… na ja, mal sehen. Viel wird sowieso nicht
drin sein. Zweifle daran, ob der Alte mir überhaupt ’nen
Penny hinterlassen hat. Sie sollen ja in der letzten Zeit seine
große Liebe gewesen sein.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Na, na, Miss!«
    Er hatte eine Art an sich, die sie nicht mochte. Er benahm sich
betont ungehobelt und ungebildet.
    Während sie die Allee entlanggingen, konnte Nyreen dem Sohn
von Lawrence Clearwater noch einige persönliche
Geständnisse abringen, die speziell das
Vater-Sohn-Verhältnis betrafen. Die Irin verstand nicht, warum
Lawrence Clearwater ihr das Vorhandensein eines Sohnes verschwiegen
hatte.
    Da stimmte doch etwas nicht.
    Tauchte da einfach jemand auf der Clearwater ähnlich sah und
dem Alter nach sein Sohn sein konnte, und behauptete einfach
Clearwaters Sohn zu sein. Sie mußte auf der Hut sein. Auf jeden
Fall würde sie darauf bestehen, daß der angebliche Charles
Clearwater seine Identität zweifelsfrei nachwies.
    Sie machte ihm den Vorschlag mit ihr in Clearwaters Haus zu
kommen. Aber davon wollte Charles Clearwater nichts wissen.
    Am Friedhofstor verabschiedeten sie sich. Nyreen Matobish sah der
breitschultrigen Gestalt nach, die um die nächste
Straßenecke verschwand, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Die Irin kehrte in das leere Haus zurück. Die beiden
nächsten Tage nahm sie sich die Zeit, das ganze Haus auf den
Kopf zu stellen, nach persönlichen Dingen wie Tagebücher,
Bilder oder Fotoalben zu suchen.
    Es gab nichts. Es schien, als hätte auch Lawrence Clearwater
von einem bestimmten Punkt an unter sein Leben einen Strich
gemacht.
    Clearwater hatte nie über seine Familie gesprochen. Aber das
hatte Nyreen nicht weiter tragisch gefunden. Schließlich war
sie von dem Gedanken ausgegangen, daß er keine Familie
hatte.
    Nyreen Matobish stellte sich auf einige Überraschungen
ein.
    Sie konnte es kaum erwarten, bis es zur Testamentseröffnung
kam.
    Sie war die erste, die sich am vorbestimmten Tag im Büro von
John MacCarthy einfand.
    Nyreen Matobish ging in dem kleinen Vorraum auf und ab.
    Die Zeit tropfte dahin.
    Dann trafen Mrs. und Mr. Fieldshere ein. Sie würdigten die
rothaarige Schönheit keines Blickes. Ihrer Meinung nach hatte
sie sich Lawrences Vertrauen erschlichen, um das nicht unbedeutende
Vermögen in ihren Besitz zu bringen.
    Mrs. Jeanny Fieldshere mied den Blick der rothaarigen Fremden.
Für sie war Nyreen Matobish nichts anderes als eine
Erbschleicherin.
    Kurz vor der vereinbarten Zeit kam auch Charles Clearwater. Sein
Gesicht war etwas gerötet, er bewegte sich unsicher, und seine
Augen schimmerten wäßrig. Er hatte getrunken.
    Er murmelte einen flüchtigen Gruß, setzte sich dann
demonstrativ in die hinterste Ecke und blickte gelangweilt vor sich
hin.
    Endlich war es soweit.
    Sie wurden in MacCarthys Büro gerufen.
    MacCarthy war ein kleiner Mann mit schütterem grauen Haar.
Hinter einer randlosen Brille glitzerten kleine flinke Augen.
    Er begrüßte jeden einzelnen mit Handschlag. Vor sich
auf dem gewachsten Tisch lag eine Mappe, die er theatralisch
aufschlug. Er nahm einen verschlossenen Umschlag heraus, stellte
fest, daß der Verschluß
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