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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby
Autoren: Rebecca Michele
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hatte der Chauffeur nicht direkt vor Mabels Haus parken können, und Victor begleitete sie nun die wenigen Schritte bis zur Straße.
    „Ein Rolls, klar“, murmelte er, als der Chauffeur Mabel beim Einsteigen behilflich war. „Vornehm geht die Welt zugrunde.“
    Dann pfiff er die Hündin heran. Debbie gehorchte sofort, sah ihr Herrchen aus großen, dunklen Augen an und wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz.
    „Also heute keinen Tee“, sagte Victor und kraulte ­Debbies Kopf. „Was hältst du von einem Spaziergang nach Roger’s Wood? Das Wetter ist so schön, der Frühling liegt schon in der Luft.“
    Debbie gab ihre Zustimmung mit einem lauten „Wuff“ zu erkennen, und die beiden schlenderten die Straße hinab. Nach etwa achthundert Yards mündete diese auf eine Wiese, an deren Ende zahlreiche Wanderwege in das Waldgebiet Roger’s Wood führten, das bei den Bewohnern von Lower Barton für Spaziergänge sehr beliebt war.

    Entspannt lehnte sich Mabel im Sitz des Rolls Royce aus butterweichem, hellem Leder zurück und genoss den Luxus, den der Wagen bot. Als der Chauffeur anfuhr, sah sie durch die Scheibe Victor nach, der mit weit ausholenden Schritten die Straße überquerte. Sie erinnerte sich an die letzten Monate, in denen sie gemeinsam einige auf­regende Abenteuer erlebt und dem Tod ins Auge geblickt hatten. Das hatte sie zusammengeschweißt.
    Mabel schloss zufrieden die Augen. Sie war mit ihrem Leben rundum glücklich und zählte sich mit knapp Mitte sechzig noch lange nicht zum alten Eisen. Nur weitere Tote – das musste nicht unbedingt sein. Als sie daran dachte, wie es ihr und Victor schon zweimal gelungen war, Mordfälle aufzuklären, die ohne ihre Einmischung wohl niemals gelöst worden wären, musste sie lächeln. Sie war allerdings weit davon entfernt, sich als zum Leben erwachte Miss Marple zu fühlen, obwohl ihr Name eine gewisse Ähnlichkeit vermuten ließ. Und so hatte sie ­keinesfalls vor, wieder über eine Leiche zu stolpern, ­sondern hoffte, dass es mit den Verbrechen in dem sonst eher beschaulichen Lower Barton nun ein für alle Mal vorbei war. Der Frühling stand vor der Tür, und Mabel freute sich auf ihren kleinen Garten. Die Arbeit, die sie im letzten Sommer und Herbst hineingesteckt hatte, sollte in diesem Jahr erste Früchte tragen. Auf jeden Fall war es Zeit, die Obstbäume zu schneiden, und außerdem wollte sie Tomaten­stauden setzen.
    Mabel öffnete die Augen und sah nach draußen. Sofort war ihr Garten vergessen, denn der Wagen hatte das kleine Städtchen Lostwithiel erreicht und bog nun nach rechts von der Hauptstraße ab. Mabel lehnte sich vor und klopfte an die Trennscheibe, die sogleich heruntergelassen wurde.
    „Ja, Miss?“, fragte der Chauffeur und warf ihr durch den Rückspiegel einen Blick zu.
    „Wohin fahren Sie? Nach Allerby geht es doch auf der A 390 noch ein Stück weiter, bis Sie dann links in Richtung Fowey abbiegen müssen.“
    Erstaunt zog der Chauffeur eine Augenbraue hoch.
    „Hat Lady Carter-Jones nicht erwähnt, dass sie Sie im Golfhotel erwartet?“
    „Nein, das hat sie wohl vergessen.“
    Mabel schüttelte den Kopf und lehnte sich wieder zurück. Sie war enttäuscht. Zu gern hätte sie Allerby House, das nicht der Öffentlichkeit zugänglich war, ­gesehen. Wahrscheinlich hatte sie der Einladung von Lady Carter-Jones zu viel Bedeutung beigemessen. Sie fragte sich, warum die Dame sie nicht einfach in Lower Barton aufgesucht hatte. Lebhaft konnte sie sich Victors Grinsen vorstellen, wenn sie erzählen würde, dass sie gar nicht nach Allerby eingeladen worden war.
    Nachdem der Wagen eine steile, enge Straße bewältigt hatte, fuhr er auf einen weiten Platz und hielt vor dem Eingang des zweistöckigen, u-förmigen Hotels mit dunklem Krüppelwalmdach. Mabel war noch nie hier gewesen, denn das Golfhotel in Lostwithiel gehörte zu den ­exklusivsten und teuersten Etablissements in Cornwall. Das Restaurant war in der ganzen Grafschaft für seine erlesenen Speisen bekannt. Mitglieder im Golfklub waren die Honoratioren der Gegend, doch Mabel machte sich nichts aus diesem Sport. Die Lage des Hotels war indes bezaubernd. Mabel blickte weit über die grauen Schieferdächer Lostwithiels und über die grüne Hügellandschaft hinweg; am Horizont konnte sie sogar das Meer schimmern sehen.
    Routiniert half der Chauffeur ihr beim Aussteigen. Sie zupfte ihre Kostümjacke in Form und hoffte, der Hut würde noch gut sitzen. Mabel war solche Kleidung nicht gewöhnt. Am
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