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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle
Autoren: Jack Vance
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Wiesel niederquetschte, so daß es im Glase hockte, die Perle fest in der Schnauze, die lange Nase auf den Bauch gedrückt, die Hinterbeine über die Ohren hinaus emporgeknickt.
    Der Bauer stellte das Glas auf die Theke von Yossips Stand, und während alle es betrachteten, löste das Wiesel sich zu grüner Transparenz auf: ein Skelett in Aspik, in dessen Mitte die grüne Perle leuchtete.
     

III
    Der grau zerbröckelnde Horizont von Asphrodiske verlor sich im Dunst hinter ihnen, als der Wole sich gen Westen bewegte, weg vom schwarzen Mond und zurück über die Ebene der Lilien. Oben umkreisten die gelbe Sonne und die grüne Sonne einander in träger, nimmer endender Unabänderlichkeit – was, wie Glyneth sich überlegte, einen Menschen von unsteter Verfassung am Ende durchaus in Verwirrung stürzen möchte und was sie, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nun, da sie Zeit zum Brüten hatte, selbst als unangenehm empfand.
    Mit Vishbumes Fortgang hatte sich die Nervenanspannung sofort gelockert, und die anregende Kraft von Vishbumes lebendiger, wenn auch wunderlicher Persönlichkeit war verschwunden und hatte einen schalen, müden Nachgeschmack hinterlassen.
    Bei der ersten Rast hatte Glyneth darauf bestanden, daß Kul sich ausruhte und seine Kräfte erneuerte. Kul aber war sofort verdrossen und weigerte sich, still zu liegen, wie Glyneth es für angemessen hielt. »Ich fühle mich eingesperrt in diesem Häuschen!« grollte er. »Wenn ich still liege und zur Decke hinaufstarre, komme ich mir vor wie ein Leichnam mit offenen Augen. Ich höre rufende Stimmen wie aus weiter Ferne, und während ich müßig daliege, werden die Stimmen wild und zornig, und lauter werden sie auch.«
    »Gleichwohl mußt du dich erholen«, beharrte Glyneth. »Darum ist Ruhe notwendig; nichts anderes wird den gleichen Nutzen haben, denn ich wage nicht, willkürlich irgendeines von Vishbumes Elixieren an dir zu erproben.«
    »Ich will nichts von Vishbumes Zeug«, brummte Kul. »Mir geht es besser, wenn wir westwärts reisen; das ist der Befehl, der meinem Herzen gegeben ist, und wohl fühle ich mich nur, wenn ich ihm gehorche.«
    »Also gut«, sagte Glyneth. »Wir reisen, aber du mußt stillsitzen und dich von mir pflegen lassen. Ich weiß nicht, was ich täte, wenn du krank werden und sterben solltest.«
    »Ja, das wäre äußerst tragisch«, pflichtete Kul ihr bei. Er erhob sich vom Sofa. »Laß uns aufbrechen. Ich fühle mich schon besser.«
    Wieder bewegte sich der Wole westwärts. Kuls Lebensgeister erwachten, und er begann Spuren seiner alten Lebhaftigkeit zu zeigen.
    Die Ebene der Lilien versank hinter ihnen, und bald tauchte der Dunkle Wald und dann die Stadt Pude in der Ferne vor ihnen auf. Kul ergriff Zaxas zweihändiges Schwert Zil und stellte sich vor der Pergola auf, die Beine gespreizt, die Schwertspitze zwischen den Füßen aufgepflanzt. Auf der oberen Bank hatte Glyneth das Blasrohr und die Feuermilben aufgereiht und sich vergewissert, daß die Marterkolben griffbereit waren.
    Sie kamen nach Pude, und der Wole trabte die Hauptstraße hinunter. Die Leute lugten zu den Fenstern ihrer hohen, dichtgedrängt stehenden Häuser heraus, aber niemand kam hervor, um sie anzurufen, und sie überquerten die Brücke, ohne einen Gedanken an die Zahlung des Brückenzolls zu verschwenden.
    Als sie den Fluß Haroo sicher hinter sich wußte, lachte Glyneth nervös. »Wir sind nicht beliebt in Pu-de. Die Kinder haben uns keine Blumen gebracht, und von einer Feier war nichts zu sehen. Sogar die Hunde weigerten sich zu bellen, und der Bürgermeister hatte sich unter dem Bett verkrochen.«
    Kul schaute mit grimmigem Lächeln zurück. »Zu meiner großen Erleichterung, denn auch ich würde mich gern verstecken und schmollen. Und wenn die Kinder mich mit einem einzigen Blütenblatt beworfen hätten, wäre ich glatt umgekippt. Ich stütze mich auf dieses Schwert, um mich aufrecht zu halten; ich bezweifle, daß ich es zum Schlag erheben könnte, und wäre auch Vishbumes Kehle das Ziel.«
    »Was stehst du dann noch da? Setz dich und ruh dich aus! Denk starke und hoffnungsvolle Gedanken, und bald bist du so gesund wie nur je!«
    Kul hinkte zur unteren Bank. »Wir werden sehen.«
    Vor ihnen lag die weglose Tang-Tang-Steppe, und Glyneth fürchtete, sie könnten von ihrem Kurs abkommen und sich verirren. Das einzige zuverlässige Orientierungszeichen war der rosarote Stern im Osten, aber diesen Stern genau im Rücken zu behalten, war eine schwierige Aufgabe,
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