Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
und unablässig hielten die beiden Ausschau nach irgendwelchen Landmarken auf ihrem Weg. Sie kamen durch die Region der riesigen Bäume; wie beim erstenmal stießen die halbmenschlichen Baumbewohner unter anstößigem Gestikulieren hysterische Drohungen aus. Kul lenkte den Wole außen um die Bäume herum und flüchtete sich unter den Baldachin. »Ich möchte niemanden provozieren, nicht einmal diese jämmerlichen Kreaturen.«
    »Armer Kul!« sagte Glyneth. »Aber sei nicht bang; bald bist du wieder stark, und solche Befürchtungen werden dich dann verschonen. Einstweilen magst du dich ruhig auf mich verlassen; ich habe Vishbumes Ranzen griffbereit.«
    Ein Grollen drang aus Kuls Kehle. »Ganz so weit sind wir noch nicht. Aber es stimmt schon, ich bin nur wenig wert.«
    Glyneth widersprach empört. »Natürlich bist du etwas wert, vor allem für mich! Wir werden langsam reisen und dir Zeit zum Ausruhen geben.«
    »Nein! Hast du den schwarzen Mond beobachtet? Er bewegt sich über den Himmel! Wenn wir zur Hütte kommen, ist meine Arbeit getan, und dann kann ich ausruhen.«
    Glyneth seufzte. Solche Reden bedrückten sie. Wenn sie überlebte, würde sie diese seltsamen Reisen durch die Welt von Tanjecterly nie vergessen, und vielleicht würden die furchtbaren Erlebnisse ihre Wucht verlieren, während Kuls Gesellschaft, das Rasten in der behaglichen kleinen Hütte und die wundervollen Landschaften von Tanjecterly ihre Zauberwirkung tun würden, für die sie im Augenblick unempfänglich war ... Konnte es möglich sein, daß sie Tanjecterly mit Bedauern verließ? Einmal angenommen natürlich,
daß
sie es verließ ... Glyneth seufzte wiederum und wandte ihre Aufmerksamkeit der Landschaft zu.
    Reisen, rasten und weiterreisen, und jeder Zyklus brachte neue Ereignisse. Einmal entging der Wole nur um Haaresbreite einer Stampede von achtbeinigen Wiederkäuern, etwa so groß wie kräftige Wildschweine, rot und weiß gefleckt, mit langen Hauern und mit Schwänzen, die in stacheligen Knoten endeten. Quiekend, kreischend und einen üblen Geruch verbreitend, wogte ein Heer dieser Untiere, eine Viertelmeile breit, vorüber, von Norden nach Süden, und verschwand schließlich.
    Ein andermal passierten sie das Lager dunkelhäutiger menschlicher Nomaden, in farbenfrohe Gewänder, schwarz, gelb und rot, gekleidet. Sofort kamen Dutzende von Kindern herbeigerannt, um zu betteln, und Kuls Anblick schreckte sie nicht im geringsten. Glyneth hatte ihnen nichts zu geben, und da rissen sie Fransen von der Schabracke des Wole, bis Glyneth den Wole zu schnellerem Schritt antrieb und das Lager hinter ihnen zurückblieb.
    Etwa hier begann Glyneth zu argwöhnen, daß sie vom geraden Weg durch die Steppe abgekommen seien, und ihr Verdacht wurde durch den Anblick zweier Hügel bestätigt, deren jeder von einer befestigten Burg gekrönt war; dahinter erhob sich ein Felsenhügel, auf dem eine weitere Festung stand, größer und düsterer noch. Als der Wole vorübertrottete, kamen zwei gewaltige Ritter, beide noch größer und massiger als Kul, von den ersten beiden Burgen herabgaloppiert. Der eine trug eine prachtvolle blaue Purpurrüstung mit einem grünen Federbusch, der andere eine blaue mit orangefarbenen Federn. Sie zügelten ihre Reittiere vor dem Wole und hoben die Arme zu anscheinend freundlichem Gruß.
    »Ihr guten Leute«, rief der purpurne Ritter, »wir entbieten unseren Gruß und fragen Euch, wie und nach welcher Art Ihr Euch wohl nennt?«
    Glyneth antwortete vom oberen Sitz der Pergola. »Ich bin Prinzessin Glyneth von Troicinet, und dies ist mein Paladin, Sir Kul.«
    »Der Ort ›Troicinet‹ ist uns unbekannt«, sagte der blaue Ritter. »Und Sir Kul hat, wenn ich das sagendarf, einige Ähnlichkeit mit einem
syaspischen Ferox
, wenngleich Miene, Manieren und edle Haltung den Status vermuten lassen, den Ihr ihm zuschreibt.«
    »Ihr beweist einen scharfen Blick«, sagte Glyneth. »Sir Kul befindet sich im Banne eines Zaubers und muß für eine gewisse Dauer so erscheinen.«
    »Aha!« rief er Purpurritter. »Damit erklärt Ihr vieles!«
    »Wir sehen überdies«, setzte der blaue Ritter hinzu, »daß Herr Kul, wie er so dasteht, mit beiden Händen ein Schwert von ungewöhnlichem Material umklammert hält. Es hat große Ähnlichkeit mit dem Schwert Zil, welches aber der Mörder Zaxa aus der Stadt Pude zu tragen pflegte.«
    »Das stimmt. Zaxa führte einmal dieses Schwert, doch er erregte Anstoß, und da nahm Herr Kul ihm das Leben und das Schwert.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher