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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle
Autoren: Jack Vance
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einem Reflex als mit Absicht, und Kul segelte durch die Luft, schlug auf und blieb reglos liegen. Lulie zog seinen Helm ab und spähte mit dem verbliebenen Auge blinzelnd hierhin und dorthin. Dann hatte er Kul entdeckt und stürzte sich auf ihn, um ihn zu erwürgen. Kul richtete sein Schwert auf, und die Spitze durchdrang Lulies Hals unter dem Kinn und bohrte sich bis ins Gehirn. Lulie sackte über Kul zusammen, und der Dorn an seinem Brustpanzer fuhr Kul in die Brust.
    Unter großer Anstrengung rollte Glyneth den toten Lulie beiseite. Um das rote Blut, das aus Kuls Wunde spritzte, aufzuhalten, stopfte sie ein Taschentuch in das Loch, und dann lief sie zurück, um Vishbumes Ranzen zu suchen. Sie holte die Wachsplatte hervor und legte sie mit verzweifelter Hast auf. Als der Blutstrom von Kuls Brustwunde endlich zum Stillstand gebracht war, sah sie zu ihrer Bestürzung, daß das Blut auf dem Rücken, wo die Spitze des Dorns hervorgetreten war, weiter hervorquoll.
    Endlich hörte auch diese Wunde auf zu bluten, aber eine Zeitlang kniete Kul mit hängendem Kopf am Boden, hustete und spuckte roten Schaum aus der Lunge. Schließlich sah er Glyneth mit gräßlichem Grinsen an. »Und wieder bin ich wohlauf! Zurück auf den Wole – der schwarze Mond rollt!«
    Schwankend erhob er sich, und mit Glyneths Hilfe gelang es ihm, unter den Baldachin zu klettern, wo er sich schwer auf die Bank fallen ließ.
    Der purpurne Ritter und der blaue Ritter waren längst abgezogen; Glyneth sah, wie sie die Straße zu Sir Lulies Festung hinaufritten: Ob sie seine Schätze an sich bringen oder seine Gefangenen befreien wollten, vermochte sie nicht zu erraten.
    Jetzt stählte Glyneth sich und zog zahneknirschend Kuls Schwert aus der Leiche, wischte es an Sir Lulies Gewändern ab und trug es zum Wole.
    Sir Lulies Schwert Kahanthus lag im Gras; es hatte eine Klinge von blaßblauem Metall, und der Griff war mit Ebenholzschnitzereien verziert und endete in einem leuchtend roten Rubin-Cabochon. Das Schwert war schwer; nur mit Mühe konnte Glyneth es auf den Rücken des Wole wuchten. Dann stieg sie auf und wieder wandte der Wole sich westwärts.
    Kul lag mit geschlossenen Augen schlaff auf dem Rücken, sein Gesicht war fahl, und sein Atem ging flach und rasselnd vom Blute, das noch immer in seiner Gurgel klebte. Glyneth versuchte, es ihm bequem zu machen; sie setzte sich dicht neben ihn und beobachtete, wie sein Gesicht bald diesen, bald jenen Ausdruck annahm. Nach und nach wurde seine Miene klarer und deutlicher, und Glyneth empfand ein gespenstisches Frösteln angesichts dessen, was sie da zu sehen glaubte. Schließlich berührte sie die eingefallene Wange. »Kul! Wach auf! Du träumst schlecht!«
    Kul rührte sich. Stöhnend richtete er sich auf, bis er saß. Glyneth schaute ihm bang forschend ins Gesicht; zu ihrer Erleichterung sah sie nur den Kul, den sie liebte und dem sie vertraute.
    »Erinnerst du dich an deinen Traum?« frage sie ihn.
    Nach kurzem Zögern sagte er: »Er ist weg. Ich will mich nicht erinnern.«
    »Vielleicht sollten wir Rast machen, bis du dich stärker fühlst.«
    »Ich brauche keine Rast. Wir müssen so weit und so schnell reisen, wie wir können.«
    Der Wole lief weiter, Meile um Meile, durch das blaue Gras. Im Süden tauchten hin und wieder ein paar zweibeinige Wölfe auf; abschätzend musterten sie den Wole und berieten sich klug untereinander, und dann sprangen sie zwischen den Bäumen davon.
    Reisen, rasten, reisen: durch die Tang-Tang-Steppe, eine Landschaft, deren Aussehen allmählich vertraut war. Sie passierten das hohe Haus des Raubritters, den Vishbume mit seinem Spiegel hinters Licht geführt hatte; jetzt aber kam niemand hervor. Am westlichen Horizont erhoben sich schattenhaft aufragende Berge, und dann kam von Norden her der Fluß Mys und strömte parallel zu ihrem Weg dahin. Die zweibeinigen Wölfe, die sich wachsam ferngehalten hatten, fanden nun Verstärkung in einer weiteren Rotte,deren Älteste – nach den Gebärden zu schließen, mit denen sie auf den Wole deuteten – für eine kühnere Taktik eintraten. Die Rotte kam nach und nach näher und rannte zu beiden Seiten neben dem Wole wie auch hinter ihm her. Einer kam herangesprungen und versuchte, den Wole in eines der Beine zu beißen; der Wole beförderte die Kreatur mit einem Tritt nach vorn und zertrampelte sie, ohne aus dem Tritt zu geraten.
    Müde erhob sich Kul und griff nach seinem Schwert, und für eine Weile zogen die Wölfe sich zurück. Dann
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