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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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das er mit der Frau teilen würde, die ihm alles bedeutete, und so hatte er symbolisch alt gegen neu getauscht. Er vermisste Joli bereits und sehnte ihr baldiges Eintreffen herbei. Gleichzeitig fragte er sich, wie es Tremonde und er nur ohne sie in ihrer Junggesellenbehausung so lange hatten aushalten können. Sie brachte durch ihre quirlige Art sprichwörtlich Farbe in ihr Leben und er freute sich darauf, dass er diese Farbenpracht bald jeden Tag würde genießen dürfen.
    Als es klingelte, stand Remierre in der Küche und nahm eine Kostprobe von der Vorsuppe, die er für diesen feierlichen Anlass gekocht hatte. Beim zweiten Klingeln ließ er die Kelle rasch in den Topf gleiten, nahm den Blumenstrauß, den er für Joli bestellt hatte, aus der Vase, stürzte in den Flur und riss die Tür schwungvoll auf, um vor Joli auf die Knie zu gehen und ihr sein Präsent darzureichen. Einen Strauß roter Rosen. Hoffentlich fand sie diese Geste nicht albern, aber er war nun einmal ein Kavalier der alten Schule. Er verspürte eine große Vorfreude darauf, sie endlich wieder in die Arme zu nehmen. Wie hatte er ihr liebliches Gesicht vermisst, diese süße Stupsnase, das abstehende Ohr und die übergroße Brille, die sie noch liebenswerter machte.
    Rem war verblüfft, als er nicht in die zarten Mädchenzüge blickte, sondern in eine unrasierte Visage mit verkniffenem Blick.
    „Kann ick mal durch“, murrte der Mann, als sei es ganz alltäglich, dass ein anderer mit einem Blumenstrauß vor ihm kniete, und schob sich an Remierre vorbei, um einen schweren Umzugskarton in den Flur zu tragen.
    Joli folgte dem Taxifahrer lächelnd, blieb jedoch vor Rem stehen, um ihn liebevoll zu umarmen.
    „Hallo, mein Liebling“, flüsterte sie und kraulte seine Ohrspitze. Oh, er liebte es, wenn sie ihn an dieser Stelle verwöhnte.
    „Det macht dann 45 Euro“, sagte der Taxifahrer, nachdem er auch die zwei anderen Kisten, die Katzentransportboxen samt lebendigem Inhalt plus mehrteiliges Katzenequipment hineingebracht hatte, und hielt die Hand auf.
    „Lass mich das machen.“ Rem reichte Joli den Strauß, zog dann seine Brieftasche aus der hinteren Tasche seiner Jeans und reichte dem Fahrer einen 50 Euro Schein. „Stimmt so.“
    Der Taxifahrer nickte nur und schlurfte aus dem Haus, schlug die Tür hinter sich zu und überließ Rem und Joli sich selbst.
    „Ein netter Zeitgenosse“, sagte Rem.
    „Das ist noch gar nichts, während der Fahrt hat er die ganze Zeit über den Verkehr und die Fahrkünste der anderen Autofahrer geschimpft.“ Sie grinste. „Wie geht es meinem Vater? Kann ich zu ihm?“
    Sie öffnete zunächst Pawys und dann Abbys Box. Beide Katzen erkundeten vorsichtig die neue Umgebung und hielten, das spürte Rem sogleich, einen gewissen Abstand zu ihm. Früher oder später würden sie sich aber an ihr neues Heim und dessen Bewohner gewöhnen.
    „Tremonde schläft im Augenblick.“
    „Gut, dann später.“
    Rem musterte sie genauer. Sie sah anders aus als sonst. Lag es an dem sommerlichen Kleid mit den schwarzen Punkten auf weißem Grund, das ihre Figur betonte? Oder am roten Lippenstift? Er hatte Joli noch nie mit Makeup gesehen. Vielleicht war es aber auch das Strahlen, das von ihr ausging, und sein Haus zu erleuchten schien.
    Er küsste sie zärtlich, bevor er sich wegdrehte und einen hellblauen Schal vom Kleiderhaken nahm.
    „Ein Schal im Sommer?“ Sie kräuselte verwundert die Nase.
    „Dreh dich bitte um“, hauchte er verführerisch.
    „Was hast du denn vor?“
    „Dich von hinten erdrosseln, was denn sonst?“
    „Das klingt nach Spaß.“ Sie schmunzelte.
    Er nahm ihr die Brille ab, band ihr die Augen zu, nahm ihr die Blumen aus der Hand und führte sie in die Küche, wo er den Strauß in die Vase zurückstellte und Joli dann durch eine weitere Tür in den Speisesaal geleitete.
    „Setz dich bitte. Aber schummle nicht.“ Er half ihr dabei, sich an die Tafel zu setzen.
    „Das ist doch Ehrensache.“
    Er war sich nicht ganz sicher, ob die Aussage ironisch gemeint war und wedelte sicherheitshalber mit der Hand vor ihrem Gesicht. Als sie nicht zurückzuckte, wusste er, dass sie nichts sah.
    „Ich bin gleich zurück“, versprach er und eilte in die Küche, wo er eine Schranktür nach der anderen auf der Suche nach den Suppenschüsseln aufriss, die er schließlich in einem Eckschränkchen am anderen Ende des Raumes fand.
    Wenige Augenblicke später servierte er Joli eine Pilzsuppe mit Lauch und Chili, die sie, zunächst
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