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LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

Titel: LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht
Autoren: Sara Shepard
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ich. Es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen, das verspreche ich.«
    Lili schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ich habe dich gewarnt, Sutton. Aber du wolltest ja nicht hören.«
    Mit einer schnellen Bewegung packte sie Suttons Halskette, genau wie in Charlottes Küche. Emma trat mit aller Kraft um sich und stieß sich das Knie an den Felsen an. Sie spürte, wie Blut über ihr Schienbein rann. Sie versuchte zu schreien, aber Lili legte ihr die Hand auf den Mund, und es kam nur ein ersticktes Stöhnen heraus. Lili zog an der Halskette, die sich eng um ihre Kehle legte. Emma begann zu husten, strampelte mit Armen und Beinen und wehrte sich nach Kräften. Lili zog heftiger und die Kette grub sich in Emmas Haut.
    »Bitte«, krächzte Emma, die nicht mehr genug Atem hatte, um zu schreien. Ihre Lungen brannten, ihr Körper bäumte sich auf und sie schnappte verzweifelt nach Luft. Lili kicherte.
    Plötzlich spürte Emma einen Stich am Hals, dann riss die Kette entzwei. Das schwere Medaillon fiel in Emmas Bluse und landete im Bund ihrer Jeans. Lilis Augen brannten. Ihre Zähne waren zu einem Wolfsgrinsen gebleckt. Auf ihrer Stirn trat eine Ader hervor und sie schaute Emma voller Hass und Rachedurst an. Dies war das Gesicht des Killers, der Sutton – und nun auch Emma – auf dem Gewissen hatte.
    Ich wollte, dass Emma flüchtete. Ich wollte, dass sie sich wehrte. Aber ich wappnete mich für das Schlimmste. Plötzlich sauste das Gefühl, das ich immer bekam, wenn ich gleich eine Erinnerung durchleben würde, wie ein Güterzug durch meinen Kopf. Ich sah Blaulichter. Aufgerissene Augen. Ein Mädchen auf einer Bahre. Das Wort NOTAUFNAHME in roten Leuchtbuchstaben über einer Markise. Ein Geruch nach Desinfektionsmitteln und Krankheit drang mir in die Nase. Ich hörte jemanden stöhnen – vielleicht mich selbst.
    Und damit stürzte ich kopfüber in meine nächste Erinnerung …

 
    30
    Nachspiel
    Im Wartebereich der Notaufnahme wimmelt es von Menschen: Kranke Babys schreien, ein schmutziger Arbeiter mit Schutzhelm hat den größten Spreißel der Welt in seinem dicken, fleischigen Daumen stecken, ein paar Rentner sehen so aus, als stünden sie bereits mit einem Bein im Grab. Wir fünf sitzen aufrecht auf unseren Stühlen. Die zerfledderten Zeitschriften und die langweiligen Lokalnachrichten im Fernsehen interessieren uns nicht. Wir starren nur auf die Flügeltüren, die uns von der Notaufnahme und Gabby trennen.
    Als wir im Krankenhaus ankamen, wurde Gabby bereits behandelt. Als wir in die Notaufnahme stürmten, sagte uns die Schwester nur, wir müssten warten. Dann zeigte sie auf das Wartezimmer, in dem Lili bereits unruhig auf und ab tigerte.
    Mr und Mrs Fiorello treffen ein, und ich habe schreckliche Angst, dass Lili ihnen erzählen wird, was wirklich passiert ist. Das tut sie nicht. Sie presst sich nur an sie und schluchzt hemmungslos. Die Eltern der Zwillinge sitzen ein paar Meter von uns entfernt und schauen blind in Taschenbücher, ohne umzublättern. Mrs Fiorello hat Lockenwickler im Haar und Mr Fiorello trägt offenbar Hausschuhe. Aber schließlich ist es ein Uhr morgens.
    Nach etwa einer halben Stunde springt Lili auf und geht zu der Dame, die für die Aufnahme verantwortlich ist. Sie sitzt hinter einer dicken Glasscheibe. Mrs Fiorello folgt ihr. Mr Fiorello legt den Kopf in den Nacken und schließt die Augen. Als die Dame Lili zum fünften Mal sagt, dass sie noch nicht zu ihrer Schwester darf, schreit Lili plötzlich: »Und was, wenn Gabby im Sterben liegt? Vielleicht braucht sie mein Blut!«
    Laurel bricht in Tränen aus. Madeline knabbert den letzten Rest Nagellack von ihren Fingern. Charlotte macht ein Gesicht, als müsse sie sich gleich übergeben.
    »Es tut mir leid«, sage ich leise zu ihnen, weil ich weiß, dass alle mich insgeheim für ein herzloses Miststück halten. »Ich wusste nicht, dass so etwas …«
    »Halt einfach den Mund, okay?«, zischt Charlotte und gräbt sich die Fingernägel in den Oberschenkel. »Ich bereue jetzt schon, dass ich den Bullen nichts gesagt habe!«
    Ein glatzköpfiger Arzt mittleren Alters, der einen blauen Kittel und eine OP-Maske trägt, kommt aus der Notaufnahme, sieht Lili und ihre Mutter und geht zu ihnen. Mr Fiorello und wir vier springen auf und rennen zu ihnen. Mein Magen ist in Aufruhr. Das Gesicht des Arztes ist so ernst, als müsse er schlechte Nachrichten überbringen. Er klickt mit dem Daumen ständig auf seinem Kugelschreiber herum, ein nervöser Tick.
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