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LYING GAME Und raus bist du

LYING GAME Und raus bist du

Titel: LYING GAME Und raus bist du
Autoren: Shepard Sara
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Travis deutete anklagend auf Emma. »Warum solltest du ihr glauben? Du kennst dieses Mädchen doch gar nicht.«
    »Ich brauche kein Geld!« Emma drückte sich die Hände an die Brust. »Ich habe einen Job! Ich verdiene genug!« Sie arbeitete schon seit Jahren. Vor der Achterbahn hatte sie in einem Streichelzoo die Ziegen gepflegt, für ein Kreditinstitut als Freiheitsstatue verkleidet auf der Straße Werbematerial verteilt und sogar als Vertreterin für Messer gearbeitet. Sie hatte sich mehr als zweitausend Dollar zusammengespart, die sie in einer halb leeren Tamponschachtel in ihrem Schlafzimmer aufbewahrte. Travis hatte das Geld noch nicht gefunden, wahrscheinlich weil Tampons auf gruselige Typen abschreckender wirkten als ein Rudel tollwütiger Rottweiler.
    Clarice betrachtete Travis, der ihr ein ekelerregend süßliches Lächeln zuwarf. Sie zerknitterte den leeren Briefumschlag und schaute ihn misstrauisch an, als durchschaue sie ihn zum ersten Mal.
    »Hör mal.« Travis ging zu seiner Mutter und legte ihr den Arm um die Schulter. »Ich finde, du solltest erfahren, was mit Emma los ist.« Er zog seinen BlackBerry wieder aus der Tasche und bediente das Steuerfeld.
    »Was meinst du damit?« Emma ging zu den beiden. Travis warf ihr einen scheinheiligen Blick zu und verbarg das Display des BlackBerry vor ihren Augen. »Ich wollte eigentlich unter vier Augen mit dir darüber reden. Aber dafür ist es jetzt zu spät.«
    »Wovon sprichst du?« Emma machte einen Satz nach vorne und brachte beinahe die Zitronellakerze in Tischmitte zu Fall.
    »Das weißt du sehr gut.« Travis tippte eifrig mit den Daumen. Ein Moskito schwirrte um seinen Kopf herum, aber er beachtete ihn gar nicht. »Du bist eine kranke Irre.«
    »Was soll das heißen, Travis?« Clarice schürzte besorgt die fuchsienfarbigen Lippen.
    Endlich senkte Travis den BlackBerry und gab die Sicht aufs Display frei. »Seht selbst«, verkündete er.
    Ein heißer Windstoß wehte Emma ins Gesicht, die staubige Luft reizte ihre Augen. Der blauschwarze Nachthimmel schien sich noch mehr zu verdunkeln. Travis stand schwer atmend und nach Hasch stinkend neben ihr und rief eine Video-Seite auf. Mit Verve tippte er das Kennwort SuttoninAZ ein und drückte Play.
    Langsam lud ein Video. Eine Handkamera schwenkte über eine Lichtung. Kein Geräusch war zu hören, die Kamera musste auf stumm geschaltet sein. Jetzt zeigte sie eine auf einem Stuhl sitzende Gestalt, deren Gesicht von einer breiten, schwarzen Augenbinde halb verdeckt war. Ein rundes, silbernes Medaillon an einer dicken Kette lag auf knochigen, weiblichen Schlüsselbeinen.
    Das Mädchen warf panisch den Kopf hin und her, das Medaillon hüpfte wild auf und ab. Das Bild verdunkelte sich einen Augenblick, dann stand plötzlich jemand hinter dem Mädchen und zog die Halskette so nach hinten, dass sie sich in ihre Kehle bohrte. Das Mädchen riss den Kopf nach hinten. Sie fuchtelte mit den Armen und trat wild um sich.
    »Oh mein Gott.« Clarice legte sich die Hand auf den Mund.
    »Was ist das?«, flüsterte Emma.
    Der Würger zog immer heftiger an der Kette. Er oder sie trug eine Maske, die das Gesicht verbarg. Nach ungefähr dreißig Sekunden hörte das Mädchen in dem Video auf, sich zu wehren. Ihr Körper wurde schlaff.
    Emma wich von dem Display zurück. Hatten sie gerade jemanden sterben sehen? Was zum Teufel war hier los? Und was hatte das Ganze mit ihr zu tun?
    Die Kamera blieb auf das Mädchen mit der Augenbinde gerichtet. Sie bewegte sich nicht. Dann wurde das Bild wieder dunkel. Bei der nächsten Szene war die Kamera auf den Boden gefallen und zeigte das Bild um neunzig Grad gedreht. Emma sah immer noch die Gestalt auf dem Stuhl. Jemand ging zu dem Mädchen und zog ihr die Augenbinde vom Gesicht. Nach einer langen Pause hustete das Mädchen. Tränen liefen ihr aus den Augen. Ihre Mundwinkel senkten sich, und sie blinzelte langsam. In der Sekunde, bevor der Bildschirm dunkel wurde, schaute sie mitgenommen in die Kamera.
    Emma rutschte das Herz in die Kniekehlen. Clarice keuchte laut auf.
    »Ha«, triumphierte Travis. »Sag ich’s doch.«
    Emma starrte auf die großen, blauen Augen des Mädchens, auf ihre Stupsnase und das runde Gesicht. Das Mädchen sah genauso aus wie sie.
    Und das lag daran, dass auf diesem Video ich zu sehen war.

2 – Wie üblich ist das Pflegekind schuld
    Emma riss Travis das Handy aus der Hand und spielte den Clip erneut ab, die Augen starr auf das Video gerichtet. Als die Person nach vorne
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