Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LYING GAME Und raus bist du

LYING GAME Und raus bist du

Titel: LYING GAME Und raus bist du
Autoren: Shepard Sara
Vom Netzwerk:
auf die Couch und drückte sich ein Kissen an die Brust. »Lange Geschichte.« Sie starrte auf die Kredenz an der Wand. Jemand hatte alle Geschenke hier drinnen aufgestellt. Ob Suttons Zimmer immer noch aussah wie eine Flitterwochensuite?
    »Hattest du abgesehen davon heute ein bisschen Spaß?«, fragte Laurel ängstlich.
    Emma schaute zur Seite. »Oh, ja. Definitiv«, log sie.
    Angst hatte sie gehabt. Eine Erleuchtung hatte sie gehabt. Aber Spaß? Kein bisschen.
    »Du warst also … nicht wütend?« Laurel zupfte an der Fransenbordüre des Kissens. »Charlotte sagte, du wärest in meinem Zimmer gewesen. Und hättest vielleicht etwas … gesehen. Und dann bist du wie eine Irre vor uns geflüchtet …«
    Emma lehnte sich in die Kissen zurück. Sie hätte gerne zugegeben, dass sie das Video gesehen hatte. Aber obwohl sie gerne glauben wollte, dass Laurel, Suttons Schwester, den Mord an ihr nicht verübt hatte, war es zu gefährlich, sich ihr anzuvertrauen.
    Emma überlegte fieberhaft, was sie jetzt tun musste.
    Ethan zufolge war das Snuff-Video vor fast einem Monat gedreht worden – nicht einen Tag vor Emmas Ankunft hier. Das bedeutete, dass Sutton danach vor ihrem Tod noch wochenlang hier gewesen war. Es konnte gut sein, dass der Würge-Streich bereits vergeben und vergessen war. Aber was war danach passiert?
    Plötzlich wusste sie, was sie tun musste. Emma schaute auf und sah Laurel kalt und gefühllos an. »Ich habe in deinem Zimmer etwas gesehen«, sagte sie mit monotoner Stimme.
    Alle Farbe wich aus Laurels Gesicht. »Was?«
    Emma stand auf und ging langsam auf Laurel zu. Sie legte ihr die Hände um den Hals und drückte. Laurel keuchte. Ihre Augen traten hervor. »Sutton«, wimmerte sie.
    E mma ließ ihre Hände einen langen Augenblick an La urels Hals. Dann ließ sie los, verdrehte die Augen und gab Suttons Schwester einen liebevollen Klaps auf die Backe.
    »Reingelegt, du Miststück.«
    Nach ein paar Sekunden strömte Erleichterung über Laurels Gesicht. Sie setzte sich in einen Sessel und fuhr sich über die Kehle. »Du bist so gemein.«
    »Ich weiß. Aber jetzt sind wir quitt«, gab Emma nonchalant zurück. Aber ihre Hände zitterten, als sie ein Kissen zur Seite räumte. Es würde nicht leicht für sie werden. Sie stand wieder ganz am Anfang – alle waren verdächtig.
    »Da ist ja unser Geburtstagskind!«, erklang Mrs Mercers Stimme aus dem Flur. Sie schwebte ins Wohnzimmer. Mr Mercer folgte ihr mit vier Törtchen auf einem pinkfarbenen Tablett. Im größten, das er Emma reichte, steckte eine Wunderkerze. Roter Samtkuchen. Emmas Lieblingskuchen.
    Mrs Mercer setzte sich aufs Sofa und hob die Hände wie ein Dirigent. »Seid ihr bereit?«
    Sie brachen in eine lautstarke Version von »Happy Birthday« aus. Mr Mercer sang Falsett, Laurel gröhlte begeistert und falsch mit. Noch nie hatten so viele Menschen auf einmal Emma ein Geburtstagsständchen gesungen.
    Nach dem Lied schloss Mrs Mercer Emma in die Arme. Mr Mercer schloss sich ihr an, dann folgte Laurel.
    »Alles Gute, meine Kleine«, sagte Mrs Mercer. »Wir lieben dich sehr.«
    »Und jetzt wünsch dir was!«, befahl Mr Mercer.
    Emma beugte sich vor und schloss die Augen. Seit Beckys Verschwinden hatte sie sich zum Geburtstag immer nur eines gewünscht: eine Familie. Und jetzt war dieser Wunsch auf verdrehte, kranke, erstaunliche Weise irgendwie in Erfüllung gegangen. Aber diesmal musste sich Emma etwas noch Größeres wünschen: Sie musste herausfinden, wer ihre Zwillingsschwester Sutton getötet hatte. Ein für allemal.
    Ich beugte mich auch vor, denn das war auch mein Wunsch. Und sogar tote Mädchen verdienen Geburtstagswünsche.
    Emma wiederholte den Wunsch dreimal im Stillen. Dann senkte sie den Kopf und blies, als wolle sie ihre gesa mte Vergangenheit ausblasen. Die Wunderkerze flacker te und erlosch. Alle applaudierten und Emma lächelte.
    Genau wie ich. Meine Schwester hatte die Kerze in einem Atemzug ausgeblasen. Und das bedeutete, dass sich unser Wunsch auf jeden Fall erfüllen würde.

Epilog
    Ich stand in meinem Zimmer und schaute zu, wie Emma sich bettfertig machte. Ich wartete und dachte nach. Betrachtete die Gegenstände, die einmal mir gehört hatten. Versuchte, mich zu erinnern. Vergeblich.
    Die drei Flashbacks, die ich gehabt hatte, liefen in Endlosschleife durch meinen Kopf. Das grausame Kichern meiner Freundinnen. Die Halskette an meiner Kehle. Der verzweifelte Blick in Ethans Augen, während er darauf wartete, dass ich Atem schöpfte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher