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LYING GAME Und raus bist du

LYING GAME Und raus bist du

Titel: LYING GAME Und raus bist du
Autoren: Shepard Sara
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Travis’ Hanteln. Ihr BlackBerry und ein Lippenpflegestift mit Kirschgeschmack schlidderten bis zu einer Terrakotta-Schildkröte.
    Und schlussendlich landete ein verdächtig wirkendes Bündel Geldscheine auf dem Boden, das von einem dicken violetten Gummiband zusammengehalten wurde. Das Bündel prallte direkt neben Clarice’ klobigen Absätzen auf die Veranda.
    Emma war zu geschockt, um zu sprechen. Clarice schnappte sich das Geld, leckte sich den Zeigefinger und begann, es zu zählen. »Zweihundert«, sagte sie, als sie fertig war. Sie hielt einen Zwanziger hoch, der in der oberen linken Ecke mit einem geschwungenen B verziert war, das wahrscheinlich für Bruce Willis stand. »Was hast du mit den anderen fünfzig gemacht?«
    Das Windspiel eines Nachbarn klimperte in der Ferne. Emmas Eingeweide waren zu Eis erstarrt. »Ich … ich habe keine Ahnung, wie das in meiner Tasche gelandet ist.«
    Hinter ihr kicherte Travis hämisch. »Erwischt.« Er lehnte lässig neben dem großen, runden Thermometer an der verputzten Mauer. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Oberlippe zu einem höhnischen Grinsen verzogen.
    Die Haare in Emmas Nacken stellten sich auf. Auf einmal wurde ihr glasklar, was hier gerade ablief. Ihre Lippen begannen zu zucken, wie immer, wenn sie kurz davor stand, die Beherrschung zu verlieren. »Du warst das!« Sie deutete auf Travis. »Du hast mich reingelegt!«
    Travis grinste weiter. In Emmas Inneren legte sich ein Schalter um. Scheiß auf den Hausfrieden. Scheiß auf die Anpassung an die Pflegefamilie. Sie stürzte zu Travis, packte seinen fleischigen Hals und drückte zu.
    »Emma!«, kreischte Clarice und zog sie von ihrem Sohn weg.
    Emma taumelte zurück und knallte gegen einen Gartenstuhl.
    Clarice ließ sie nicht aus ihrem Griff, wirbelte sie herum und starrte sie an. »Was ist denn in dich gefahren?«
    Emma antwortete nicht, sondern starrte nur Travis w eiter wütend an. Er hatte sich an die Wand gedrückt und die Arme schützend vor der Brust verschränkt, aber seine Augen glitzerten vor Erregung.
    Clarice ließ von Emma ab, sank auf einen Stuhl und rieb sich die Augen. Wimperntusche verteilte sich auf ihren Fingerspitzen. »Es funktioniert nicht«, sagte sie einen Augenblick später leise. Sie hob den Kopf und blickte Emma starr und ernst an. »Ich dachte, du seist ein nettes, liebes Mädchen, das keinen Ärger machen würde, Emma. Aber das hier ist zu viel für uns.«
    »Ich habe nichts verbrochen«, flüsterte Emma. »Das schwöre ich.«
    Clarice zog eine Nagelfeile aus der Tasche und begann nervös, den Nagel ihres kleinen Fingers zu feilen. »Du kannst bis zu deinem Geburtstag bleiben, aber danach bist du auf dich allein gestellt.«
    Emma blinzelte. »Du wirfst mich raus?«
    Clarice hörte auf zu feilen. Ihr Gesicht wurde weich. »Es tut mir leid«, sagte sie sanft. »Aber das ist das Beste für uns alle.«
    Emma wendete sich ab und starrte auf die hässliche Betonziegelmauer am hinteren Grundstücksrand.
    »Ich wünschte, die Sache hätte sich anders entwickelt.« Clarice stand auf, schob die Glastüre auf und stapfte zurück ins Haus. Sobald sie außer Sichtweite war, löste sich Travis von der Wand und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
    Er schlenderte lässig um Emma herum, hob den winzigen Jointrest auf, der immer noch unter ihrem Stuhl lag, und blies die dürren Grashalme weg, die an der Spitze hängen geblieben waren. Dann schob er das Ding in seine riesige Hosentasche. »Du hast Glück, dass sie dich nicht anzeigt«, sagte er mit schleimiger Stimme.
    Emma beobachtete schweigend, wie er ins Haus zurückstolzierte. Sie wäre am liebsten aufgesprungen und hätte ihm die Augen ausgekratzt, aber ihre Beine waren so schwer, als wären sie mit nassem Lehm gefüllt. Ihre Augen schwammen in Tränen. Schon wieder. Jedes Mal, wenn eine Pflegefamilie Emma mitteilte, dass sie nicht mehr bei ihnen leben durfte, wurde sie unweigerlich zu dem kalten, einsamen Moment zurückversetzt, in dem ihr klar geworden war, dass Becky sie endgültig verlassen hatte. Emma hatte eine Woche lang bei Sasha Morgans Eltern gewohnt, während die Polizei versuchte, Becky ausfindig zu machen. Sie hatte gute Miene zum bösen Spiel gemacht, Candyland gespielt, Dora geschaut und für Sasha Schnitzeljagden organisiert, wie Becky es für sie getan hatte. Aber jeden Abend kämpfte sie sich im Schein von Sashas Cinderella-Nachtlicht durch die Teile von Harry Potter , die sie lesen konnte – und das
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