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Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Titel: Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde
Autoren: Lisa Unger
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exklusiven, lang ersehnten Bierparty am Samstag ein. Die arglose Wanda nahm die Einladung an. Sie war überglücklich über die neuen Freundinnen und das hinzugewonnene Ansehen. Sie ahnte nicht, dass die Mädchen sich nur über sie lustig machten.
    Am Samstagabend füllten sie Wanda mit Orange Blossoms ab, einem widerlich süßen Mixgetränk aus Orangenlimonade und Wodka. Als Wanda das Bewusstsein verlor, zogen sie sie nackt aus und legten sie im Vorgarten ihres Elternhauses ab. Alle »beliebten« Mitschüler wurden Zeugen der demütigenden Aktion. Wer nicht dabei war, bekam später die Fotos zu sehen. Wanda war seit dem Vorfall – zwei Wochen vor dem Verschwinden des ersten Opfers – nicht wieder zur Schule gegangen.
    Lydia tat Wanda leid.
    »Stell dir diese Wut vor, diese Scham«, sagte sie bekümmert und zeigte Jeff die entwürdigenden Bilder, die ein hilfsbereiter Schüler ihr überlassen hatte.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Jeffrey, »für mich klingt das nach einem ganz normalen Schülerstreich.«
    Das war natürlich ein Witz. Er wusste, worauf Lydia hin auswollte. Hinter dem Verschwinden der Mädchen steckte Wanda, oder jemand, der ihr nahestand.
    »Glaubst du wirklich, ein Teenager wäre zu so was fähig?«, fragte Jeffrey.
    »Ja.«
    Tatsächlich, es gab ein Motiv. Und da gegen die anderen Verdächtigen keine stichhaltigen Beweise vorlagen, machten sich Jeffrey und Lydia auf, Wanda im Beisein eines Polizeibeamten zu befragen. Den Durchsuchungsbefehl hatten sie gleich mitgebracht.
    Lydias Theorie stellte sich bald als richtig heraus.
    Wanda Jane hatte die Mädchen mit Hilfe ihrer Mutter, die erwiesenermaßen unter paranoider Schizophrenie litt, in einem Auto entführt, gefoltert und ermordet. Die Leichen lagen in Kühltruhen im Keller der Familie Felix. Die Mädchen waren verstümmelt, ihr seidiges Haar abgeschnitten, die hübschen Augen ausgestochen, die gleichmäßigen Zähne mit einem Hammer eingeschlagen worden. Angeblich hatte Wandas Mutter Kara die Verbrechen allein begangen. Kara sagte später aus, Wanda habe sich damit begnügen wollen, die Mädchen zu entstellen. Aber Kara konnte den Cheerleadern nicht verzeihen, was sie ihrer Tochter angetan hatten, und so hielt sie ihnen eine Kleinkaliberwaffe an den Kopf und gab ihnen den Rest.
    Obwohl Jeffrey Lydia schon oft um Rat gefragt und gegen alle Vorschriften verstoßen hatte, indem er Informationen an eine Außenstehende weiterreichte, war dies ihr erster offizieller Fall. Lydia hatte ihn gelehrt, das Unsichtbare zu akzeptieren, die Intuition, die »Schwingungen«, wie sie es nannten. Sie ergänzten sich. Er sorgte für die nötige Bodenhaftung, während sie ihm half, über den Tellerrand zu blicken.
    Die Cheerleader-Morde waren ganz nach dem Geschmack von Lydia Strong. Auf ihrer ständigen Suche nach dem Skurrilen und dem Absurden durchstöberte sie den Nachrichtenteil der Zeitungen, und am meisten interessierten sie private Dramen mit bizarrem Hintergrund: eine Kindesentführung, durch die ein Kinderhändlerring aufflog; der ungelöste Mord an einer Frau in Florida mit Verbindungen zur Santeria. Lydia durchforstete Lokalzeitungen und das Internet auf der Suche nach »Schwingungen«. Hauptsache, der Fall war möglichst düster und der Täter krank. In ihren Büchern ging es praktisch nie um die Opfer, auch wenn Lydia glaubte, dass diese manchmal erheblich zur Tataufklärung beitrugen. Ihre Kritiker warfen ihr vor, sie behandle die Opfer nicht wie Menschen, sondern wie Statisten, wie Beweisstücke. Lydia wollte in erster Linie verstehen, wie der Mörder tickte, wie sich das Verbrechen abgespielt hatte und wie es zur Aufklärung gekommen war.
    Es war die Suche nach Antworten, das wusste auch Jeff. Lydia wollte verstehen, warum manche Menschen Böses taten und zu Monstern wurden. Und indem sie sie ans Tageslicht zerrte, wurden die Monster kleiner und weniger bedrohlich.
    Jeffrey warf dem Telefon einen letzten sehnsüchtigen Blick zu, stand auf, nahm seinen schwarzen Kaschmirmantel vom Haken und verließ das Büro. Er trat durch die Glastüren in die ungewöhnlich kalte Herbstluft hinaus, schlug den Mantelkragen hoch und ging die 57. Straße hinunter bis zur nächsten U-Bahn-Station.

VIER
    N ach einer unruhigen Nacht wankte Lydia in die Küche und setzte hawaiianischen Kona-Kaffee auf. In ihrem weißen Frotteebademantel setzte sie sich ans Fenster und starrte auf die Landschaft von Santa Fe, die in der Morgensonne glühte wie ein Technicolorfilm. Lydia
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