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Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)

Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)

Titel: Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)
Autoren: Sascha Menzer
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weiblichen nächtlichen Besuch konnte er immer gut gebrauchen. Dennoch wollte er sich für die Antwort Zeit nehmen und erst einmal den Termin hinter sich bringen, der ihn heute erwartete.
    Er schloss die Nachricht vorerst wieder, loggte sich aus und klappte sein Notebook zu. Nachdem er seine Tasse Kaffee zu Ende getrunken hatte, stellte er sie in die Spüle und begab sich ins Badezimmer.  Während er beim Duschen den sich drehenden Wasserstrudel im Abfluss betrachtete und das Wasser nach unten gurgelte, überlegte er sich, was er wohl anziehen würde. Die neue Seife reizte seine Haut ein wenig. Er entschloss sich für Hemd mit Jeans, ohne Krawatte und für schwarze Lederschuhe. Er hatte das Gefühl, für dieses Gespräch sei ein traditionelles Business-Outfit unangemessen. Nachdem er sich abgetrocknet und Boxer-Shorts, Shirt und Socken angezogen hatte, streifte er sich Jeans, Hemd und Schuhe über, schwang sich in seine dunkelbraune gefütterte Jacke und öffnete die Tür zum Treppenhaus. Er drehte seinen Wohnungsschlüssel zweimal herum und stieg die fünf Stockwerke flotten Schrittes hinab. In seinem Briefkasten im Hausflur befanden sich glücklicherweise keine Rechnungen sondern nur einige Werbeprospekte von Supermärkten und einige Flyer einer Pizzeria sowie einer asiatischen Imbissbude.
    Er betrat den Gehweg und durchschnitt die kalte Luft Richtung S-Bahnhof , um sich auf den Weg zu der genannten Adresse zu begeben.
     
     
     
    Der Termin
     
    Die S-Bahn hatte ausnahmsweise keine Verspätung, und er konnte einen Sitzplatz ergattern. Zwei Obdachlose versuchten kurze Zeit nacheinander, ihre Zeitungen anzupreisen und etwas Geld dafür zu erbetteln. Als er an einem S-Bahnhof ausstieg, um zur Straßenbahn zu wechseln, musste er sich seinen Weg durch einen Schwall ihm entgegenkommender Menschen kämpfen, die sich rücksichtslos ihren Weg bahnten. Die Dichte an Menschen nahm in Richtung Straßenbahnhaltestelle etwas ab.
    Als er in der Nähe seines Ziels aus der Tram stieg, betrachtete er seine Umgebung und lenkte seinen Blick an den Fassaden der Hochhäuser empor, die ihn von allen Seiten her umschlossen. Die letzten hundert Meter lief er zu Fuß auf schwarzem, regennassem Asphalt, und er gelangte über eine wenig befahrene Nebenstraße zu einem sieben-stöckigen Gebäude, dem Ort, wo sein Vorstellungstermin stattfinden sollte. Vor dem Gebäude befand sich ein etwa 100 mal 100 Meter großer Platz, auf dem einige Lieferwagen standen. Zwei Männer in dunklen Overalls schleppten zu zweit eine Kiste von einem der fensterlosen Transportfahrzeuge in Richtung Gebäudeeingang. Sie wurden mitsamt ihrem Gepäck von dem Bau aus Stein durch seinen automatisch öffnenden Glasmund verschluckt. Vom ersten bis zum siebten Stockwerk bestanden alle Fenster aus Spiegelglas, das die Sonnenstrahlen blitzend und glitzernd zurückschoss, so, dass ihm seine Augen schmerzten , als er hineinblicken wollte. Der Eingang schien von zwei Sicherheitsleuten bewacht zu werden. Er hatte noch etwas Zeit bis zum Termin und beschloss, den Gebäude-Vorplatz noch nicht zu betreten.
    Eine Frau mit goldenen Ohrringen, dunkelgrünem Kopftuch und kleinem Kind an der Hand näherte sich ihm schnellen Schrittes. Sie drückte ihm einen Zettel in die Hand und bat ihn um Geld. Auf dem Zettel stand in krakeliger Handschrift, dass sie Hunger habe. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Sicherheitsleute und ob sie Notiz von ihm nahmen. Sie schienen in ein Gespräch vertieft zu sein. Als er die Frau nicht gleich abwimmelte, schien sie ein Geschäft zu wittern und nahm abrupt seine Hand, um darin zu lesen. Als sie in seine Hand blickte, verfinsterte sich ihre Mine, und der wehleidige  Ausdruck in ihrem Gesicht verwandelte sich von einem anfänglichen Stirnrunzeln zu weit aufgerissenen Augen und einem Entsetzen. Ohne Vorwarnung ließ sie seine Hand fallen und entfernte sich mit flinken Trippelschritten, mit einer Hand wild in der Luft  gestikulierend und in einer ihm unverständlichen Sprache fluchend. Er ließ sie mit verständnislosem Blick ziehen und betrat den Vorplatz. Langsam schritt er in Richtung Haupteingang und beobachtete die beiden Sicherheitsleute. Sie schienen ihn nicht zu beachten, als er die sich automatisch öffnenden Glas-Schiebetüren passierte, jedoch unterhielten sie sich nicht mehr sondern blieben stumm vor dem Gebäude in einer militärischen Haltung mit hinter dem Rücken gekreuzten Armen, leicht gespreizten Beinen und starrem Blick in die Luft
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