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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Autoren: Rebecca Fischer
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laut loszulachen.
    »Wieso? Ist sie etwa auch zu attraktiv für dieses Projekt und damit überqualifiziert?«
    »Das Problem ist eher, dass ihre Schreibe zu … journalistisch für unsere Zielgruppe ist. Frau Katzenbergs Talent entfaltet sich offenbar eher in kürzeren Texten.«
    Simon Gruber hüstelt und nestelt an seiner Krawatte. Diesmal eine Geschmacklosigkeit in Dunkelbraun und Orange - offenbar eine misslungene Reminiszenz an die Siebzigerjahre.
    »Wie schnell brauchen Sie den Text denn? Und vor allem, was zahlen Sie?« Eins ist klar: Für Peanuts ziehe ich den Karren nicht aus dem Dreck!

    »Das Ganze eilt natürlich ein bisschen. Wir haben ziemlich viel Zeit verloren, und der Titel soll zur Buchmesse erscheinen.« Beim letzten Teil des Satzes flüstert Frau Hardeland beinahe.
    Ich rechne kurz nach. Das bedeutet sicher so etwas wie übermorgen. Nun gut, ein wenig Abwechslung käme mir momentan eigentlich ganz gelegen, dann habe ich nicht so viel Zeit zu grübeln und mich in meinem Liebeskummer zu suhlen.
    »Wäre Mitte August in Ordnung für Sie?«
    Ich runzle die Stirn, rutsche scheinbar unruhig auf meinem Sitz hin und her und blättere ostentativ in meinem Timer. Dann räuspere ich mich ein paarmal lautstark und hoffe, damit die gewünschte Wirkung zu erzielen.
    »Wir zahlen natürlich einen Aufpreis von fünfzig Prozent«, erklärt Patricia Hardeland, und ich überschlage kurz den Betrag. Das klingt doch schon mal nicht schlecht.
    »Also, ich weiß nicht, das kommt jetzt alles ein bisschen plötzlich. Außerdem wollte ich nächste Woche verreisen. Ein Freund hat mich auf sein Weingut in Napa Valley eingeladen, und für so eine Reise nach Kalifornien muss man sich schon ein bisschen Zeit nehmen.«
    Ob sie das schlucken?
    »Oh«, sagt Simon Gruber enttäuscht und wickelt seinen Schlips ein paarmal um seinen Finger. »Das ist … ungünstig.«
    »Ja, in der Tat!«
    »Was würde es denn kosten, die Reise zu stornieren?«
Ich simuliere erneut den großen Grübler.
    »Für siebzig Prozent Zuschlag sind wir im Geschäft«, sage ich schließlich, um Frau Hardeland vor einem Herzanfall zu bewahren.
    »In Ordnung!«, erklärt Herr Gruber - sein Unterkiefer mahlt, als hätte er an dieser Vereinbarung äußerst schwer zu knacken.
    Tja, Leute, Strafe muss sein!
    Nachdem Patricia Hardeland mir Ninas verunglücktes Manuskript übergeben und mich mit organisatorischen Details versorgt hat, ist es Zeit zu gehen. Aber so, dass ich möglichst unbemerkt an Amelie Künzelmanns Büro vorbeikomme. Doch leider habe ich die Rechnung ohne sie gemacht, denn sie betritt soeben Simon Grubers Büro.
    »Oliver, ich freue mich, dass du uns mal wieder einen Besuch abstattest«, flötet sie. »Kommst du bitte gleich bei mir vorbei, damit wir die Marketingstrategie kurz durchgehen?« Offenbar geht sie selbstverständlich davon aus, dass der neue Vertrag zwischen dem Verlag und mir zustande gekommen ist.
    »Klar, bis gleich«, erwidere ich mit einem Nicken und überlege, wie ich mich trotzdem unbemerkt an ihr vorbeischleiche. Gibt es in diesem Laden so etwas wie einen Notausgang?
    Doch Amelie scheint meine Absicht zu durchschauen und fängt mich vor der Bürotür ab, bevor ich nach rechts zur Treppe abbiegen kann. Sie hat sich heute wieder mächtig in Schale geworfen und sieht eher aus, als wolle sie, statt zu arbeiten, auf eine hippe Beach-Party.
    Jetzt nur nicht schwach werden!, rede ich mir zu wie einem lahmen Esel, der mit tonnenschwerem Gepäck über die Alpen getrieben werden soll. Mach keinen Scheiß!
    »Sorry, ich hab’s echt eilig, ein andermal vielleicht«, rufe ich ihr im Vorbeigehen zu und sprinte Richtung Fahrstuhl. Bitte, lieber Gott, mach, dass er gleich kommt!
    Während ich wild auf den Knöpfen herumdrücke, habe ich eine Vision von Amelie, die ein Lasso schwingt und mich damit zurück in ihr Büro zieht. Doch, o Wunder, o Wunder - sie scheint endlich begriffen zu haben, dass bei mir nichts zu holen ist. Weder in emotionaler noch in libidinöser Hinsicht. Wurde aber auch Zeit!
    Als ich aus dem Gebäude komme und mein Handy wieder einschalte, sehe ich, dass Franca in der letzten Stunde fünfmal versucht hat, mich zu erreichen. Pah, soll sie doch. Ich rufe jedenfalls nicht zurück. Diese Frau ist ab sofort für mich gestorben. Und diesmal endgültig!
    Außerdem habe ich jetzt keine Zeit. Ich habe einen Abgabetermin einzuhalten und muss etwas besonders Gutes abliefern, denn ich werde mehr als fürstlich für meine Arbeit
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