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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Autoren: Rebecca Fischer
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bestimmt nicht gewachsen.
    »Meinst du nicht, du solltest erst einmal mit Franca sprechen und herausfinden, ob ihr überhaupt eine gemeinsame Zukunft habt? Solange reden wir hier nämlich über ungelegte Eier. Außerdem meine ich mich zu erinnern, dass du den Verdacht hattest, sie könne wieder mit ihrem Exmann zusammen sein.«
    »Das lässt sich durch simple Nachfrage klären«, werfe ich mich kämpferisch in die Brust. Zeit, erwachsen zu werden! »Spätestens morgen rufe ich an und bitte sie um ein Gespräch. Und sollte meine Vermutung stimmen, wünsche ich ihr eben einfach alles Glück der Welt.«
    In genau diesem Moment setzt sich ein kleiner Marienkäfer auf meinen Handrücken.
    »Hat sich ein bisschen verirrt, das arme Tierchen«, grinst Dominic. »Oder ist das dein persönlicher Glücksbote? Auf deiner Schulter sitzt übrigens auch einer!«
    Wenn das kein Zeichen ist!

    Am nächsten Morgen erwache ich und fühle mich beschwingt. Meine Nackenschmerzen sind wie weggeblasen, und mein Schlafzimmerfenster schmücken an die zwanzig Marienkäfer. Heute werde ich im Raio Solar frühstücken!, beschließe ich spontan. Und dann lege ich mir zurecht, was ich Franca sagen möchte.
    Dort angekommen bestelle ich mir das Spezial-Frühstück des Tages, setze mich an den Fenstertisch und schaue versunken auf die Weidenallee. Draußen herrscht lebendiges Treiben: Vor der Krimibuchhandlung sitzen Kunden auf Klappstühlen in der Sonne, am Taxistand diskutieren Fahrer die Lage der Nation, Hunde streiten sich kläffend, und eine Frau schiebt einen Zwillingskinderwagen am Fenster vorbei.
    Ob ich den Besitzer fragen soll, ob er Franca in letzter Zeit gesehen hat?
    Doch Hamit umarmt gerade seine Frau, während sie die Vitrine mit Antipasti für den Mittagstisch auffüllt. Ein Anflug von Neid überkommt mich. Ich sehne mich danach, meinen Alltag, meine Wünsche und meine Träume mit ein und derselben Frau zu teilen. Ich habe keine Lust mehr auf Unverbindlichkeit, auf die ewige Pirsch, die letztlich vollkommen sinnlos ist, weil sie zu nichts anderem führt als zu großer innerer Leere.
    Nachdem ich die Hamburger Morgenpost gelesen und gezahlt habe, habe ich plötzlich eine Idee: Ich könnte versuchen, herauszufinden, wo Franca wohnt. Sie hat mir einmal gesagt, dass ihre Wohnung in der Bismarckstraße ist, direkt am Kanal. Das kann doch eigentlich nicht so schwer sein.

    Ich lasse den Alfa vor dem Café stehen und biege in den Weidenstieg, der zum Ufer der Isebek führt.
    Als Erstes sticht mir ein großer Backsteinbau ins Auge, nicht besonders schön, eher funktional. Charmant wirkt das Haus nur durch die kunterbunt bepflanzten Blumenbeete davor und eine Grünfläche, auf der - ich traue meinen Augen kaum - zwei Hasen herumhoppeln und am zarten Sommergras nagen. Hier könnte es sein!, denke ich instinktiv.
    Ich gehe so vorsichtig wie möglich an den Wildkaninchen vorbei, die sofort verschreckt Haken schlagen und in den Brombeerbüschen verschwinden, die das Kanalufer säumen. Und dann sehe ich die Namen auf dem Klingelschild: Franca und Sammy Peters. Die beiden wohnen offenbar im Erdgeschoss in der rechten Wohnung neben dem Eingang.
    Ist es sehr unverschämt, wenn ich kurz durch das Fenster linse? Aber was mache ich, wenn Franca zu Hause ist und mich erwischt?
    Doch Neugier und Sehnsucht nach einem Einblick in ihre Lebenswelt überwiegen. Deshalb stelle ich mich so dicht wie möglich an die große Scheibe, vor der zwei Holzjalousien hängen, die in der Mitte einen kleinen Spalt freilassen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragt eine männliche Stimme streng, und ich fahre erschrocken herum. Vor mir steht ein älterer Herr mit Latzhose und einem Besen in der Hand, vermutlich der Hausmeister.
    »Äh, nein danke. Ich wollte mich nur …« - Mist, was sage ich denn jetzt? - »… mal nach Wohnungen umschauen.
Ich suche nämlich eine hier in der Gegend«, stottere ich und wirke bestimmt nicht sehr überzeugend. Hoffentlich denkt er nicht, ich will hier einbrechen.
    »Dann wenden Sie sich an die Hausverwaltung wie jeder andere anständige Mensch auch«, lautet die barsche Antwort mit besonderer Betonung auf anständig.
    Ich verabschiede mich, trotte leicht beschämt von dannen und überlege, was ich mit dem heutigen Tag anfange. Sobald ich zu Hause bin, werde ich Franca anrufen.
    Doch das klappt leider nicht, sie scheint nicht da zu sein, und ich will keine Nachricht auf ihrem Band hinterlassen. Versuche ich es eben später noch einmal und schaue
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