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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Autoren: Rebecca Fischer
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bezahlt. Ab sofort werde ich täglich neun Stunden am Schreibtisch sitzen und den besten Beziehungsratgeber schreiben, den die Welt je gelesen hat!
     
    Dummerweise werde ich bereits an der Haustür von meinem Plan abgehalten, denn Franca steht davor.
    »Da du nicht ans Telefon gegangen bist, musste ich eben persönlich vorbeikommen«, erklärt sie und sieht zerknirscht aus.

    »Was willst du?«, frage ich barsch und dränge mich an ihr vorbei. »Hat dein Lover heute keine Zeit für dich?«
    Okay, das war weder besonders cool noch souverän. Das üben wir besser noch mal.
    »Tobias ist nicht mein Lover«, protestiert Franca und spricht das Wort so aus, als sei es so etwas Ähnliches wie die Schweinegrippe. »Ich habe nur eine einzige Nacht mit ihm verbracht, und es wird keine Wiederholung geben.«
    »Ach ja? Und das soll ich dir glauben?«
    Während wir im Hauseingang stehen wie Teenies, die kein Zuhause haben, öffnet sich die Tür, und heraus tritt Doktor Paul Patzak und lächelt uns beide vergnügt an.
    »Ah, da ist ja wieder die reizende Dame von neulich«, sagt er und küsst Franca unversehens die Hand. Die ist völlig überrumpelt und weicht ein Stück zurück. Ja, ja, diese Grand’seigneurs der alten Schule - die haben schon Charme. Muss ich mir unbedingt für mein Buch notieren: Handküsse, Tür aufhalten, in den Mantel helfen … Traditionen, die nicht in Vergessenheit geraten sollten.
    »Ja, guten Tag«, stottert Franca, die an derlei Höflichkeiten nicht gewöhnt zu sein scheint.
    »Und was haben die beiden Turteltäubchen heute vor? Es ist ja wieder ein wunderschöner Tag. So einen Sommer erlebt man in Hamburg selten!«
    Die beiden Turteltäubchen senken den Kopf und vermeiden jeden Blickkontakt.
    »Oh, Sie haben sich offenbar gezankt, das tut mir leid. Als alter Mann kann ich Ihnen einen Rat geben: Vertragen
Sie sich wieder. Das Leben ist zu kurz, um sich zu streiten.«
    Mit diesen Worten trippelt er von dannen, gestützt auf seinen Gehstock mit goldenem Löwenkopfknauf.
    »Der Mann hat recht«, ergreift Franca als Erste das Wort. »Und genau aus diesem Grunde bin ich auch hier. Aber du musst mir schon ein Stück entgegenkommen.«
    »Na, dann komm schon rein«, sage ich grummelig und öffne die Tür. »Aber ich möchte eine wirklich gute Begründung für die Sache mit diesem Joggerfritzen hören!«
    Oben angekommen, sieht Franca sich in meinem Loft um wie ein Kind im Spielwarenladen.
    »Wow, das ist ja riesig«, haucht sie beinahe ehrfürchtig, und ich bekomme sofort ein schlechtes Gewissen. Ihre Wohnung passt vermutlich dreimal hier rein. »Ist das nicht ein bisschen groß für eine Person allein?«
    »In der Tat«, stimme ich zu. Ich fühle mich mit einem Schlag furchtbar dekadent.
    »Aber was machst du denn mit alldem Platz?«
    »Äh, bewohnen?«
    Mittlerweile sind wir im Rahmen der Führung in der Küche angekommen, wo ich auf dem Tisch schon alles für die Räucheraktion vorbereitet habe. Hoffentlich kennt Franca sich nicht mit diesen Dingen aus!
    »Hast du Gespenster?«, fragt sie belustigt.
    Okay, sie weiß, was ich vorhabe …
    »Ja, genau, deshalb auch die große Wohnung«, witzle ich dümmlich. »Du ahnst ja gar nicht, wie breit die sich machen können. Andauernd stolpert man über eins.«
    Franca grinst.

    »Gut, dass Sammy das nicht hört. Der würde sofort bei dir einziehen und hier so lange campieren, bis er mit allen per Du ist.«
    »Apropos: Wer passt eigentlich momentan auf deinen Sohn auf? Dein Ex?«
    »Nein, der ist nach New York gezogen. Sammy ist momentan mit meiner Mutter in Hohwacht an der Ostsee. Stell dir vor: Ich habe zum ersten Mal seit Sammys Geburt drei komplette Wochen frei.«
    »Und deshalb hast du die erstbeste Chance genutzt und bist mit diesem Heini ins Bett gestiegen?«
    »Dieser Heini, wie du ihn nennst, hat einen Namen. Und ich habe das nicht gemacht, weil mir meine plötzliche Freiheit zu Kopf gestiegen ist, sondern weil ich ihn mag … und weil ich dachte, dass du ein verheirateter Familienvater bist.«
    Aha, der Typ war also nur ein Lückenbüßer. Na, das klingt doch schon viel besser!
    »Dann bist du also ein kleiner Rachezwerg?«, bohre ich weiter nach, denn so leicht will ich sie nicht vom Haken lassen.
    Franca runzelt die Stirn und lässt sich auf einen Küchenstuhl fallen.
    »So würde ich das nun nicht formulieren. Ich mag Tobias einfach. Wir liegen in vielem auf derselben Wellenlänge. Ich würde sogar fast sagen, dass er so etwas wie mein Seelenzwilling
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