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Ludlum Robert - Covert 02

Ludlum Robert - Covert 02

Titel: Ludlum Robert - Covert 02
Autoren: Der Cassandra-Plan
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andere Seite möglicherweise an ihn herantreten könnte. An den beiden ersten Konferenztagen war Danko sein Gesprächspartner gewesen, und obwohl Smith stets vorsichtig blieb, war ihm der große, vierschrötige Russe doch unwillkürlich sympathisch geworden. Danko machte aus seiner patriotischen Gesinnung kein Hehl, ließ aber Smith zugleich wissen, dass ihm seine Arbeit deshalb so wichtig war, weil er nicht ständig Angst haben wollte, dass seine Kinder mit der Gefahr heranwuchsen, dass irgendein Verrückter eine Bio-Waffe auf die Menschheit losließ, sei es nun um sie zu terrorisieren oder um Rache zu nehmen.
    Smith war sehr wohl bewusst, dass für ein solches Szenario nicht nur die Möglichkeit, sondern sogar durchaus eine beängstigende Wahrscheinlichkeit bestand. Russland wurde augenblicklich von Krisen und Unsicherheit geplagt, verfügte aber nach wie vor über ein gewaltiges Lager an Bio-Waffen, die in vor sich hinrostenden Behältern halbherzig von Forschern, Wissenschaftlern und Militärs überwacht wurden, deren Einkommen in den meisten Fällen kaum dazu ausreichte, ihre Familien zu ernähren. Unter solchen Umständen konnte die Versuchung, irgendwelche Nebengeschäfte zu machen, geradezu überwältigende Ausmaße annehmen.
    Smith und Danko fingen an, sich außerhalb der regulären Konferenzstunden zu treffen. Als sich dann die beiden Delegationen schließlich anschickten, in ihre Heimatländer zurückzukehren, war zwischen den beiden Männern eine auf wechselseitigem Respekt und Vertrauen basierende Freund schaft entstanden.
    Im Laufe der darauf folgenden zwei Jahre kamen sie mehrmals zusammen - in Sankt Petersburg, Atlanta, Paris und Hongkong -, immer im Rahmen irgendeiner Konferenz. Dabei fiel Smith auf, dass Danko von Mal zu Mal unruhiger wirkte. Obwohl er den Alkohol mied, beklagte er sich manchmal überschäumend bitter und wortreich über die Unredlichkeit seiner militärischen Vorgesetzten. Russland, so ließ er durchblicken, verletzte die Vereinbarungen, die es mit den Vereinigten Staaten und der ganzen Welt geschlossen hatte. Es erweckte äußerlich den Anschein, seine Bio-Waffenprogramme abzubauen, hatte aber in Wirklichkeit seine Forschungsarbeiten sogar verstärkt. Und was das Schlimmste war, russische Wissenschaftler und Techniker verschwanden und tauchten in China, Indien und dem Irak wieder auf, wo ihr Wissen in hohem Maße gefragt war und wo für ihre Arbeit schier unbegrenzte Mittel zur Verfügung standen.
    Smith war ein guter Menschenkenner, und so kam es, dass er am Ende einer der gequälten Geständnisse Dankos gesagt hatte: »Ich werde mit dir zusammenarbeiten, Juri. Falls es das ist, was du möchtest.«
    Dankos Reaktion darauf erinnerte an die eines reuigen Sünders, den man endlich von der Last seiner Sünde befreit hat. Er erklärte sich bereit, Smith Informationen zu liefern, von denen er glaubte, dass die Vereinigten Staaten sie bekommen sollten. Dabei äußerte er nur zwei Vorbehalte: Erstens würde er nur mit Smith verhandeln, mit niemandem sonst von den amerikanischen Nachrichtendiensten. Und zum Zweiten wollte er Smith’ Ehrenwort, dass dieser sich um seine Familie kümmern würde, falls ihm etwas zustoßen sollte.
    »Dir wird nichts zustoßen, Juri«, hatte Smith ihm versichert. »Du wirst eines Tages in deinem eigenen Bett sterben, umgeben von deinen Enkelkindern.«
    Während er jetzt auf die Menschenmenge blickte, die aus dem Dogenpalast drängte, grübelte Smith über diese Worte nach. Sie waren damals aus aufrichtiger Überzeugung über seine Lippen gekommen, schmeckten aber jetzt, wo Danko sich bereits um vierundzwanzig Stunden verspätet hatte, in seinem Mund wie Asche.
    Aber Klein hast du kein einziges Mal erwähnt, dachte Smith. Auch nicht, dass du bereits einen Kontakt in den Vereinigten Staaten hattest . Warum, Juri? Ist Klein dein versteckter Trumpf?
    Aus den Gondeln und Motorbooten in der Lagune strömten immer neue Menschenmassen und drängten sich auf dem Platz vor der eindrucksvollen Basilika. Smith beobachtete sie - die jungen, Händchen haltenden Paare, die Väter und Mütter, die ihre Kinder nicht aus den Augen ließen, die Touristengruppen, die sich um ihre Reiseführer scharten, die in einem Dutzend verschiedener Sprachen die Sehenswürdigkeiten erklärten. Er hielt seine Zeitung in Augenhöhe, aber sein Blick schweifte unablässig über den Rand des Blattes, musterte Gesichter und versuchte jenes eine zu entdecken, das er kannte.
    Wo bist du? Was hast du
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