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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts
Autoren: Catherine Webb
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ihm fort, westwärts, dem Sonnenuntergang entgegen. Das Land unter ihnen wurde für eine Sekunde aus dem Dunkel gerissen, als hätte die Sonne entschieden, dass acht Lichtminuten Entfernung von der Erde nicht nahe genug sei. Dann stiegen sie auf und wurden Teil des Himmels.
    Eine lange Stille trat ein. Hoch, hoch oben trafen drei Sphären aus brennendem Licht, die alles enthielten, was Sam an Liebe, Vertrauen und Mitleid hatte finden können, auf drei verzerrte Gebilde, die vor dem Licht zu fliehen versucht hatten. Und in einem einzigen Augenblick sengenden Feuers - Vertrauen gegen Argwohn, Liebe gegen Hass, Mitleid gegen Gier - schrumpften sie und stürzten hinab zur Erde. In Schweigen nahm die Erde sie auf.
    Zurück blieb ... irgendwo... Sam?
    Bin ich das?
    Oder ich?
    Oder ich?
    Wer von allen bin ich?
    Ich höre dich denken.
    Doch vielleicht denke ich, und ich höre einfach dich denken...
    Oder vielleicht bin ich alle von euch.
    Oder keiner von euch...
    Habe ich das gedacht?
    Oder ich?
    Oder vielleicht auch ich? Oder vielleicht ich? Wer bin ich? Du? Ich? Er? Sie? Ich? Du? Wir?
    Irgendwo, mitten auf einem Feld in Mexiko, das nun noch leerer war, nachdem das Licht es verbrannt hatte, lag eine kleine, zusammengekrümmte Gestalt, deren weiße Augen ins Nichts starrten.

Epilog
    Ein kurzer Sieg
     
    Sam hörte einen Kessel pfeifen. Es war ein seltsames Geräusch, eines, das er nicht erwartet hatte. Er hatte zumindest mit Feuer und Schreien gerechnet. Eine lange Zeit lag er ganz still und starrte gegen die Decke. Es war nicht der interessanteste Anblick, denn sie war von Wasserflecken verfärbt und nicht mehr besonders weiß. In einer Ecke hing ein Spinnennetz.
    Er lag auf einem Sofa, zugedeckt bis zum Kinn und mit einem fremden Hemd bekleidet. Der Rücken tat ihm weh. Der Arm ebenfalls. Er hob versuchsweise den Arm und sah ihn sich an. Er war mit einer blutdurchtränkten Mullbinde bedeckt, die er vorsichtig abwickelte. Ein großer Bereich von getrocknetem Blut kam zum Vorschein. Er kratzte das Blut ab. Darunter kam ein rosiges Netz von Narbengewebe zum Vorschein, wo die Kugel eingedrungen war. Es gab keine Kugel, auch keine Wunde, und die Vernarbung heilte bereits ab.
    Er setzte sich auf. Er spürte die Wärme seines Gesichts und seiner Hände, als hätte er sich nicht vorstellen können, jemals wieder zu heilen. In diesem Augenblick ging die Tür auf, und jemand kam rücklings, mit einem Tablett in den Händen, herein. Sam blickte ein paar Sekunden auf den gerundeten Rücken, ohne sich irgendetwas dabei zu denken, dann sah er auf das Tablett. Der Toast und Kaffee darauf fanden seine ungeteilte Aufmerksamkeit den ganzen Weg durch das Zimmer hindurch bis zu seinem Schoß.
    Adam hockte sich neben ihn auf das Sofa.
    »He«, machte Sam.
    »He. Ihr lebt also.« »Glaub schon. Und du?«
    »So, wie's aussieht. Die Pandora-Geister scheinen fort zu sein.«
    »Ich...«
    »Ihr habt die Geister mit dem Licht angegriffen. Ihr habt tausende Seelen gebündelt, habt an Vertrauen, Liebe und Mitleid gedacht - und peng! Sie sind geplatzt.«
    »Aber ... ich habe sie nicht vernichtet.« Sams Kommentar bedurfte keiner Antwort. »Wenn ich sie getötet hätte«, fuhr er langsam fort, »hätte ich jede einzelne Seele, jedes Bewusstsein in jeder einzelnen Welt zusammenbringen müssen. Die Anstrengung hätte mich wahrscheinlich ebenso getötet wie sie.«
    »Ihr habt auch Seth nicht getötet«, sagte Adam. »Obwohl Ihr ziemlich nahe dran wart. Und offensichtlich seid auch Ihr nicht tot.«
    »Aber ich war auch verdammt nahe dran?«, fragte Sam.
    Adam nickte. »Seth ist geflohen«, fügte er hinzu. »Die Geister sind stark geschwächt und haben sich verkrochen. Ihr habt sie für eine Weile aufgehalten.«
    »Für eine sehr kleine Weile.«
    »Eine Atempause«, stimmte Adam zu.
    »Was ist geschehen, nachdem ...?«
    »Ich wachte auf mit Eurer Magie tun mich herum und einer vagen Erinnerung der Art, dass ich - äh - versucht hatte, Euch zu töten. Von den Geistern war nichts mehr zu spüren, also ging ich Euch suchen. Ihr wart im Koma; Ihr habt fast eine Woche lang in einer regenerativen Trance gelegen. Keiner von uns konnte Euch wecken. So haben wir Euch eingepackt und heimgeflogen.« Adam lächelte nervös. In seinen Augen stand Staunen, gepaart mit einem Hauch von Furcht. »Ihr habt gesiegt.«
    »Für den Augenblick.«
    »Dennoch habt Ihr gewonnen. Zumindest eine Schlacht, wenn nicht den Krieg.«
    Sam sagte nichts.
    »Wie... wie war es? Das
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