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Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Titel: Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Scott
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ein einziger Mensch, nicht Colin und Grace. Sondern ColinundGrace.
    Ich höre sie jetzt über einen Witz lachen, den sie mir nie erzählen werden. Wenn Julia noch da wäre, hätte ich das gar nicht mitgekriegt. Dann wären wir draußen gewesen und hätten die Welt auf den Kopf gestellt. Mir liegt nichts an meinem Zimmer oder dem dummen Schloss oder dem bescheuerten Führerschein und es ist mir egal, ob ich zu Laurie gehen muss oder nicht. So was von egal.

76   Tage
     
     
    Julia,
    ich bin’s. Bin wieder zu Hause, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Nicht ohne Dich.
    Ich habe das Tagebuch weggeworfen, das Dr.   Marks mir als Einstieg gegeben hat, und das ist auch gut so, weil die Seiten am unteren Rand mit lauter kleinen Bäumchen verziert waren. Wahrscheinlich kann ich noch froh sein, dass es keine Teddybären waren.
    Als ich es weggeworfen hatte, zusammen mit dem anderen Schrott, den ich von Pinewood mitgebracht habe, Broschüren und Bücher und irgendwelcher Scheiß über Gefühle, tauchte auf einmal mein altes Chemieheft wieder auf.
    Weißt Du noch irgendwas von Chemie?
    Ich nicht. Ich bin nur durchgekommen, weil ich immer im kurzen Rock angetanzt bin, wenn ein Test angekündigt war. Das ist alles, was ich weiß. Und dass wir in dem ganzen Jahr kein einziges Mal mitgeschrieben haben. Ich habe das Heft durchgeblättert, als es mir in die Hände gefallen ist, lauter weiße Seiten, außer einer.
    Und hey, Du hast mir eine Nachricht unten an den Rand geschrieben.
    »Schließfach nach der Stunde?«
    Deine Handschrift ist viel schöner als meine.
    Ich hab vorhin bei Dir zu Hause angerufen. Deine Mom hat aufgelegt, als ich mich gemeldet habe.

2
     
     
    78   Tage heute und Mom war mit mir im Einkaufszentrum.
    »Ein verspätetes Geburtstagsgeschenk«, wie sie sagte.
    In Pinewood durfte ich keine Geschenke bekommen. Laurie hat mich hundertmal gefragt, was »das mit mir macht«, aber es war mir egal. Ein Geburtstag ohne Julia war sowieso nichts wert. Am Ende wurde es ein ganz normaler Therapietag mit dem üblichen miesen Essen und einem Besuch von Mom und Dad, der aber nur peinlich für alle war.
    Sie haben »Happy Birthday« gesungen und gefragt, wie mein Zimmer sei, dann standen sie da, zwei verlegene Fremde. Es war kein bisschen anders als die vorigen Besuche, abgesehen vom Geburtstagslied. Laurie fragte mich natürlich, »wie das für mich gewesen sei«. Sie hat zu allem eine Frage.
    Mom und Dad wollten beide mit mir shoppen gehen, aber als wir uns gestern beim Abendessen unterhielten (das heißt, ich saß da und zerbrach mir den Kopf, was ich sagen sollte, wenn sie mir eine Frage stellten – bisher war das Abendessen ja immer eine reine Zwei-Mann-Performance gewesen), meinte Dad, wir sollten ohne ihn gehen, weil Mom heute nicht unterrichtet. Er wolltestattdessen am Wochenende mit mir Schulsachen einkaufen.
    Mom sah gekränkt aus (oh nein, sie machen ja doch nicht alles zusammen!) und Dad nahm ihre Hand und schaute ihr tief in die Augen mit seinem Du-bist-die-Welt-für-mich-Blick. Es kotzt mich so an, dieses Getue. Das ist doch nicht normal, dass sie so aufeinander fixiert sind. (Julia fand es süß, aber »Liebe« war ja auch das Höchste für sie – sie war schon allein in den Liebesgedanken verliebt. Für mich dagegen hat es was Abartiges, derart »verliebt« zu sein.)
    Auf jeden Fall saßen sie bald wieder Händchen haltend da, einig wie eh und je, und nahmen sich gegenseitig das Wort aus dem Mund und Dad versprach, dass er versuchen würde, seinen Terminplan umzuorganisieren. Ich spürte, wie ich verblasste, wieder zu dem unsichtbaren Anhängsel wurde, aber dann sagte Mom: »Also ich finde die Idee, zu zweit shoppen zu gehen, richtig gut.«
    Es klang fast, als ob sie es ernst meinte. Aber nur fast. Ich ging also mit Mom allein ins Einkaufszentrum und in den ersten zehn Minuten wartete ich nur darauf, dass sie total zusammenschrumpfen würde, weil Dad nicht da war. Aber sie blieb ganz locker, soweit ich es beurteilen konnte.
    Im Gegensatz zu mir. Das Einkaufszentrum war größer und nerviger, als ich es in Erinnerung hatte: viel zu viel billiger Schrott und gestresste Leute. Einer der ersten Läden, an denen wir vorbeikamen, war der, in dem Julia und ich beinahe erwischt wurden, als wir einen Rock inmeine Tasche stopften. Ich wollte einen Faltenrock klauen, aber Julia hatte einen entdeckt, der viel cooler war. Sie hatte ein Händchen dafür, in jedem Laden die tollsten Klamotten zu finden. In zwei Sekunden
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