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Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Titel: Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Scott
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dem Bett kauern und mir die Haare mit einer Nagelschere absäbeln würde oder so.
    Mir tat es fast leid, dass ich ihre Erwartungen nicht erfüllt hatte. Diese ganze zwanghafte Fürsorge ist so was von abartig.
    Auf jeden Fall spielte Mom die interessierte Mutter, setzte sich zu mir und sagte: »Ich hab ein viel besseres Buch über diese Epoche. Willst du es sehen?«
    »Nein«, sagte ich. Das Buch hatte ich mir genommen, weil es Julias Lieblingsbuch war, in dem sie immer blätterte, wenn sie bei mir war, um einen Joint aus dem Dachfenster hinaus zu rauchen, und mich dann anmeckerte, weil ich nie mitrauchte. Aber Gras war nicht mein Ding; es machte mich nicht so sonnig wie sie. Ich wurde nur hungrig und müde davon.
    »Gut – hast du Lust, irgendwo hinzugehen?«
    »Nein«, sagte ich wieder und Mom runzelte die Stirn und fragte mich, ob ich eine Zigarette wollte.
    Ich starrte sie an. »Was?«
    »Naja«, sagte sie. »Weil du doch immer nach Rauch gerochen hast, wenn wir dich in Pinewood besucht haben. Und ich weiß, dass   … Ich weiß, es war schwer für dich, das Trinken aufzugeben, du darfst nicht glauben, dass dein Vater und ich das nicht verstehen. Also wenn du willst, können wir dir draußen eine kleine Raucherecke einrichten, vielleicht irgendwo bei meinen Blumenbeeten und du könntest   …«
    »Ich rauche nicht«, unterbrach ich sie.
    »Oh«, sagte sie, dann saß sie nur da und schaute mich an.
    Ich starrte auf das Buch. Was hatte Julia in den Bilderngesehen? Wenn ich sie doch nur fragen könnte! Ich stellte mir vor, was sie darauf geantwortet hätte, bis Mom endlich aus dem Zimmer ging.
    Ich hatte die ganze Zeit darauf gewartet, dass Mom mich fragte: »Warum rauchst du nicht?«
    Dann hätte ich ihr gesagt, dass ich früher geraucht hatte. Julia und ich hatten in dem Sommer damit angefangen, als ihre Mom sie zu einer Tante schicken wollte, vor lauter Angst, dass Julia Drogen nehmen könnte oder so. (Ich dachte daran, wie Julia ihre Mutter nachäffte: »Bist du auf DROGEN?«, und grinste vor mich hin.)
    Ich hätte Mom gesagt, dass ich das Rauchen aufgegeben hatte, weil ich in der Nacht, als Julia mich mit leeren Augen ansah, eine Zigarette in der Hand hielt, die absurderweise noch zwischen meinen Fingern steckte, mit ihrer roten, schwach glimmenden Spitze, und nur darauf wartete, dass ich sie wieder zum Brennen brachte. Die Luft um uns herum stank nach verbranntem Gummi und zerknautschtem Metall und meine Zigarette glühte einfach weiter, als die Welt unterging.
    Seither hab ich nie wieder geraucht. In Pinewood musste ich notgedrungen mit dem Anblick und Geruch von Zigaretten leben, obwohl ich mich fernhielt, so gut ich konnte, und meine Kleider schrubbte, sobald sie irgendwie zu riechen anfingen. Ich wusch mir die Haare, bis meine Finger nur noch nach Shampoo rochen. Schon der Gedanke daran, eine zu rauchen, ein- und auszuatmen und zuzusehen, wie sie abbrannte   … Ich kann das nicht mehr. Nicht jetzt. Und überhaupt nie mehr.

82   Tage
     
     
    Julia,
    ich sitze auf dem Klo. Auf dem Lehrerklo. Kannst Du dich noch an die Schilder erinnern? Und an die bösen Gesichter, wenn wir uns auch nur in die Nähe wagten? Dabei ist das Klo auch nicht viel besser als unsres, was mich echt wundert. Ich meine, wozu die giftigen Blicke, wenn es gar nichts Besonderes zu verteidigen gibt?
    Hier bin ich in Sicherheit, solange ich mich nicht rühre, solange ich einfach hier sitzen bleibe, unsichtbar – also, wenn ich das durchziehe, wird mein erster Tag in der Schule ganz okay sein.
    Weißt Du, wer die Beratungslehrerin ist, zu der wir gehen mussten? Mrs Griggles – oder Giggles, wie wir sie immer nannten. Giggles setzte allen Ernstes ein erfreutes Lächeln auf, als wir hereinkamen. Aber am Schluss war sie so sauer, als hätte ihr jemand eine Zitrone in den Mund gestopft. Arme alte Giggles. (Schade, dass Du nicht da warst und Giggles zu ihr gesagt hast, was ich mich nie getraut habe.) Du hättest mal ihr Gesicht sehen sollen, als ich ihr den Stundenplan gab, der in Pinewood für mich zusammengestellt worden war. Ich dachte, sie platzt gleich. Und ich bin auch fast geplatzt.
    In Pinewood musste ich einige Tests machen, ob ich durch das Trinken irgendwie »lernbehindert« geworden war, verstehst Du? Ich wollte die Ergebnisse nicht sehen – was ging mich das an? Das Einzige, was mich interessiert, sind Sprachen und der Englischunterricht an der Lawrenceville-County-High ist zum Abgewöhnen. Schule ist sowieso nur
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