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Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Titel: Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Scott
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Hefte und Kugelschreiber sagen?
    Immerhin erfuhr ich, dass ich versetzt wurde – meine Abschlussnoten waren wohl doch nicht so schlecht, wie ich befürchtet hatte. Außerdem musste ich am ersten Schultag mit Mom hingehen, weil wir einen Termin bei einer Beratungslehrerin hatten, die mit uns über »meine Zukunft« sprechen wollte.
    Ich suchte gerade Kugelschreiber aus, als Dad mir das eröffnete, und ich dachte zurück an den ersten Schultag letztes Jahr. Ich stand mit Dir an unserem Schließfach, und wir meckerten über unsere Stundenpläne, als Kevin vorbeikam und »Hi« sagte. Du hast ihn angelächelt. Und so fing es an mit euch beiden.
    Ich hatte gehofft, dass ich gar nicht an die Schule zurückdurfte.
    Ich nahm ein paar Kugelschreiber hoch und ignorierte Dad, der immer noch redete. Ich wollte nicht daran denken, was nachher kam, nach diesem ersten Schultag und Deinem Lächeln, aber es half nichts. Ich erinnerte mich an die Party, erinnerte mich an Dein verzweifeltes Gesicht. Erinnerte mich, wie ich mich an dem Abend bei Dir einhakte und sagte: »Komm, wir gehen – alles wird gut, die Schule ist aus und der Sommer kommt. Scheiß auf Kevin und seine Schlampe, Du hast was Besseres verdient und das kriegst Du auch. Alles wird gut. Wir müssen nur erst mal hier raus.«
    Wir verließen die Party und die warme Nachtluft wehte über uns hinweg, als wir herauskamen und zum Auto gingen, ohne ein einziges Mal zurückzublicken. Ich war so stolz auf mich, Julia. Richtig stolz.
    »Meine Zukunft« – schon wieder zwei Anführungszeichen, die ich hasse.
    Ich sagte Dad, dass ich sofort hier rausmusste, und ich wartete im Wagen, bis er bezahlt hatte. Wir fuhren nach Hause und seither bin ich hier, in meinem Zimmer.
    Und ich   …
    Ich brauch was zu trinken, Julia. Dringend. Ich sehne mich nach dem Moment, wenn mir ganz warm wird und alle meine Sorgen sich in nichts auflösen. Wenn ich mich nur noch gut fühle, verstehst du?
    Aber ich verdiene dieses Gefühl nicht.
    Und trotzdem will ich es.

3
     
     
    Ich gehe bald in die Schule. Sehr bald sogar. Morgen ist der große Tag.
    Morgen ist zu früh.
    Als ich das wusste, als Dad es mir gesagt hatte und nachdem ich an Julia geschrieben hatte, da musste ich   … ich konnte es nicht ertragen, in meiner Haut zu stecken. Ich konnte mich selbst nicht ertragen.
    Ich ging rauf ins Dachzimmer. Ich schaute mich um, setzte mich auf den Boden und stand wieder auf. Mom und Dad fanden mich dort nach einer Weile, ertappten mich, wie ich nach Alkohol suchte.
    Sie riefen sofort bei Laurie an, um eine Notsitzung für mich zu vereinbaren. Ich hasse es, dass ich langsam nur noch in Anführungszeichen existiere: »In Therapie«, »suchtgefährdet«.
    »Mörderin!«, hatte Julias Mom mich in der Notaufnahme angeschrien, damals, in der Nacht, als Julia starb. Sie schrie und schrie, aber plötzlich hörte sie auf und schaute mich an, mit einem Gesicht, so starr und verkniffen, wie ich es noch nie gesehen hatte. Sie sah mich an und dann flüsterte sie:
    Mörderin!
    Ihr Schreien war nicht wirklich zu mir durchgedrungen –Julias Mom schreit immer so herum   –, aber das Flüstern, dieser leise, brüchige Laut:
Mörderin
. Das verfolgt mich bis heute. Hallt immer noch in mir nach.
    Das bin ich.
    Laurie war nicht besonders überrascht, dass ich ein paar Tage früher bei ihr auftauchte, als ich musste, und wenn, ließ sie sich nichts anmerken. Es sei gut, dass ich nichts getrunken hatte, sagte sie, auch dann noch, als ich ihr unter die Nase rieb, dass ich es sofort getan hätte, wenn ich etwas gefunden hätte.
    »Aber du hast nichts gefunden, oder?«, fragte sie.
    »Ich wollte aber«, beharrte ich und dann klickte Laurie zweimal mit ihrem Kugelschreiber und setzte ihren Spezialblick auf, der mir bedeuten sollte: »Du kannst mir viel erzählen, aber ich seh mehr als du.« Ich könnte sie umbringen, wenn sie das macht. Und ich hasse ihr ewiges Kugelschreiberklicken.
    Mom fuhr mich hinterher nach Hause und blieb bei mir, weil die Uni am Labor Day geschlossen hatte. Ich ging in mein Zimmer hinauf, und als sie später hereinkam, um nach mir zu sehen, schaute sie erstaunt, weil ich auf dem Bett lag und in einem ihrer Kunstbände blätterte.
    Na ja, kein Wunder, dass sie überrascht war. Nach allem, was Mom und Dad in letzter Zeit schlucken mussten, nach dem Schock, dass ihr unsichtbares Anhängsel sich plötzlich zum Problemfall entwickelt hatte, waren sie vermutlich darauf gefasst, dass ich wie ein Tier unter
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