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Love Train

Love Train

Titel: Love Train
Autoren: Katrin Lankers
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Tränen.
    Â»Vielleicht ist es besser so«, versucht Maja mich zu trösten. Was hat sie denn bloß? Sie kommt mir schon die ganze Zeit so komisch vor.
    Â»Willst du mir gar nicht helfen, Simon zurückzubekommen?«, frage ich.
    Â»Doch, natürlich.« Maja drückt meine Schultern. »Natürlich helfe ich dir, wenn du das unbedingt möchtest. Aber was willst du jetzt noch machen? Simon ist schon auf dem Weg nach New York.«
    Â»Dann muss ich halt auch nach New York!« Der Satz ist raus, bevor ich ihn überhaupt zu Ende gedacht habe. Verblüfft starrt Maja mich an.
    Â»Wer bist du und was hast du mit meiner besten Freundin gemacht?«, fragt sie irritiert.
    Ich lache nervös. Ich bin eigentlich gar nicht der Typ für solche Spontanentscheidungen. Normalerweise schreibe ich sogar Pro-und-Kontra-Listen, wenn es nur um die Auswahl eines Mittagessens in der Schulmensa geht. Aber das hier ist eine außergewöhnliche Situation – und die erfordert außergewöhnliche Maßnahmen!
    Â»Ich muss nach New York!«, wiederhole ich energisch. Jetzt lacht auch Maja.
    Â»Okay, neue Niki. Dann lass uns mal überlegen, wie du das deiner Mutter verklickerst.«
    Meine gerade gewonnene Zuversicht schmilzt wie Eis in der Sonne. Meine Mutter! Die wird mit meinen Reiseplänen sicher gar nichts anfangen können. Unsere Zimmer in der Pension Clara sind bereits seit vergangenem Sommer gebucht. Schon Ende dieser Woche, gleich am letzten Schultag, wollen wir unsere Koffer packen, um für die kompletten sechs Ferienwochen in unser kleines Idyll in der Toskana zu verschwinden. Auch wenn ich die Sommerurlaube mit meiner Mom bisher immer genossen habe, steht mir im Augenblick nach nichts weniger der Sinn als nach beschaulicher italienischer Einöde.
    Doch Maja hat bereits eine Idee. Ohne ein Wort der Erklärung schnappt sie sich ihren Laptop vom Schreibtisch und hackt im Eiltempo in die Tasten. Schon nach wenigen Minuten setzt sie sich mit einem zufriedenen Schnaufen wieder zu mir auf den Boden und streckt mir das Ergebnis ihrer Internetrecherche hin.
    Â»Sprachreisen New York, unsere Angebote«, lese ich halblaut vor, was dort neben einem Bild der Freiheitsstatue geschrieben steht. Es dauert einen Moment, bis ich schalte, dann falle ich Maja um den Hals.
    Â»Genial«, jubele ich.
    Â»Es könnte klappen«, schränkt Maja bescheiden ein.
    Â»Das wird klappen!«, bin ich überzeugt. Kaum etwas ist meiner Mom wichtiger als meine schulischen Leistungen. Und meine Englischnoten sind nach wie vor – gelinde gesagt – unterirdisch. Mit Ach und Krach habe ich es dieses Schuljahr geschafft, keine Fünf im Zeugnis zu kassieren und mich auf eine Vier zu retten. Doch Herr Weckmann, unser Englischlehrer, hat mehrmals betont, dass es nur eine schlechte Vier sei. »Nächstes Jahr musst du dich wirklich ranhalten!«, hat er mir eingeschärft. Meine Mom wird jedenfalls begeistert sein, wenn ich endlich »die Initiative ergreife«, wie sie selbst so schön sagt, um mein Englisch aufzumöbeln.
    Â»Los«, treibe ich Maja an. »Lass mal sehen, was die alles im Angebot haben.«
    Wie immer erweist sich Maja als Recherchekönigin und schon nach kürzester Zeit haben wir eine breite Auswahl an Anbietern für Schülersprachkurse gefunden. Teuer sind sie alle, aber für die Bildung ihrer Tochter kann meine Mom ruhig mal ein bisschen Geld springen lassen, finde ich. Hoffentlich sieht sie das genauso.
    Â»Druckst du mir das aus?«, bitte ich Maja.
    Maja reicht mir gerade einen Stapel eng bedruckter Seiten, als die Zimmertür vorsichtig geöffnet wird.
    Â»Du bist ja schon wach.« Zuerst erscheint Frau Brandts dauergewellter Kopf im Türspalt, dann schiebt Majas Mutter ihren fülligen Körper im geblümten Bademantel hinterher.
    Â»Oh, Niki, guten Morgen. Was machst du denn um diese Zeit schon hier?« Sie klingt verwundert, aber freundlich. Majas Eltern sind es gewohnt, dass ich zu den unpassendsten Uhrzeiten bei ihrer Tochter rumhänge.
    Â»Wir haben nur schnell im Internet was für die Schule rausgesucht«, gibt Maja als wenig erhellende Erklärung ab, während ich mir verstohlen über die Wangen reibe, damit Frau Brandt die Spuren meiner nächtlichen Heulexzesse nicht bemerkt.
    Â»Möchtest du mit uns frühstücken?«, fragt mich Majas Mutter gut gelaunt. »Es gibt Eier mit Speck. Und natürlich jede
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